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MATHILDE

Südafrika/Botswana

Bessie Head, Orangen und Zitronen,
Geschichten von Zärtlichkeit und Macht,
Göttingen: Lamuv Verlag 1999,
ISBN 3-88977-556-7

 

ZimbabweZimbabwe

Tsitsi Dangarembga :
Der Preis der Freiheit.
Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag 1991,
ISBN 3-499-14402-6

 

Zimbabwe / England

Doris Lessing:
Der Sommer vor der Dunkelheit.
Rowohlt Taschenbuch, 247 Seiten,
ISBN 3-499129809

 

SenegalSenegalSenegal

Mariama Bâ:
Ein so langer Brief.
Wien: Ullstein, 1983.
ISBN 3-548-30142-8.

 

AlgerienSenegalSenegal

Aiche Lemsine:
Die Entpuppung. Ein Entwicklungsroman.
Hamburg: Rowohlt Taschenbuchverlag
1979, ISBN 3-499-14402-6

 

Black WomanBlackWoman

Yvonne Vera (Hg.):
Black Women - Neue Literatur aus Afrika.
Lamuv Verlag Göttingen 2001

 

Das Recht auf Weiblichkeit

Conny Hermann (Hrsg.):
Das Recht auf Weiblichkeit.
Hoffnung im Kampf gegen die Genitalverstümmelung.
Bonn: Verlag J.H.W. Dietz, 2000,
ISBN 3 - 8012 - 0285 - 2.

Afrikanische Schriftstellerinnen

Südafrika/Botswana
Zimbabwe
Zimbabwe / England
Senegal
Algerien
Black Women
Das Recht auf Weiblichkeit
Wohin du auch gehst, nimm eine Frau mit
weitere Bücher über Afrika (siehe Heft 63)

Südafrika/Botswana

Bessie Head (1937-1986) ist eine der bekanntesten afrikanischen Autorinnen. Sie besuchte eine anglikanische Missionsschule, studierte und wurde Lehrerin und Journalistin. In den 1960er Jahren kämpfte sie gegen die Apartheid ihres Heimatlandes und musste 1964 emigrieren. In Botswana arbeitete sie als Lehrerin und schrieb zahlreiche Romane und Erzählungen. Auch in deutscher Übersetzung sind mehrere Romane von Bessie Head im Buchhandel erhältlich (u.a. Maru, Sternenwende, Die Regenanbeter). In dem Erzählband »Orangen und Zitronen: Geschichten von Zärtlichkeit und Macht« erzählt sie u.a. über die extreme Armut von Dorfbewohnern. »Die Armut hat ein Zuhause in Afrika – wie eine stille zweite Haut. Es mag sein, daß dies der einzige Ort auf der Welt ist, wo sie mit unbewußter Würde getragen wird«, schreibt sie am Anfang einer ihrer Erzählungen.

Agnes Schmidt

Zimbabwe

Tsitsi Dangarembga, 1945 geboren, veröffentlichte 1988 in London ihren autobiographischen Roman über den Kampf eines Dorfmädchens um Bildung und sozialen Aufstieg. Ihr Buch ist unter dem Titel »Der Preis der Freiheit« 1991 in deutscher Übersetzung erschienen und wurde ein Erfolg. Das Mädchen Tambu ist gar nicht traurig, als ihr Bruder plötzlich stirbt. Nicht aus Gefühlskälte, sondern vor allem deswegen, da es ihr unerwartet einen Weg eröffnet wird, eine Missionsschule zu besuchen. Das Buch beschreibt, wie schwer es Frauen unter der Fuchtel der Männer in der traditionellen afrikanischen Gesellschaft haben. Während ihre Mutter und sie als älteste Tochter von morgens bis abends den Lebensunterhalt der Familie sichern, sind die männliche Mitglieder der Familie die Nutznießer dieser Arbeit und geben den Ton in der Familie an. »Was dir helfen wird, mein Kind«, sagt die Mutter zu ihrer Tochter, »ist zu lernen, deine Bürde mit Ausdauer zu tragen.« Die afrikanische Autorin entwickelt eine faszinierende Geschichte, wie Tambu Stufe für Stufe ihren Wunsch, eine gebildete Frau zu werden, erreicht.

Agnes Schmidt

Zimbabwe / England

Doris Lessing (geb. 1919), Der Sommer vor der Dunkelheit: Kate, Hausfrau und Mutter in den Vierzigern, erhält eines Tages die Chance, während der Ferienmonate vorübergehend als Dolmetscherin für die Welternährungsorganisation zu arbeiten. Diese Tätigkeit führt sie auch in die Türkei, wo sie eine kurze Liebesaffäre mit einem jungen Amerikaner beginnt. In Spanien werden beide krank. Kate kehrt nach England zurück. Da ihr Haus während der Sommermonate vermietet ist, nimmt sie ein Hotelzimmer, wo sie sich langsam von ihrer Krankheit erholt. Später zieht sie in ein Zimmer in einer Wohngemeinschaft und bleibt auch noch dort, als ihre Familie aus den Ferien zurückkehrt. Ihre Krankheit hat sie verändert, auch äußerlich: sie hat Gewicht verloren, ihre rot gefärbten Haare beginnen grau zu werden. Sie stellt fest, dass sie sich an gewisse Regeln halten muss, um für andere Leute sichtbar zu werden: wenn sie gut gekleidet, frisiert und geschminkt ist, schauen die Männer nach ihr, ansonsten bleibt sie »unsichtbar«. Schon während ihrer Tätigkeit für die Welternährungsorganisation hat sie gelernt, dass ein gewisser Gesichtsausdruck und das Fehlen eines verbindlichen Lächelns über ihre Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz durch andere Menschen entscheiden. Von ihrem Mann und ihren Kindern fühlt sie sich behandelt wie etwas, das man akzeptieren muss, zum Beispiel wie eine alte Kinderfrau, die all ihre Jahre für die Kinder geopfert hat und nun den Rest ihres Lebens unbeachtet in der Familie verbringt. Schließlich kehrt Kate doch in ihr früheres Leben zurück – in die Dunkelheit? Doris Lessing beschreibt eindrucksvoll den Alltag, die Gedanken, Gefühle und Erinnerungen einer »Nur-Hausfrau«, die für ein paar Monate aus der Familie ausbricht und eine neue Frau wird.

Liliane Spandl

Senegal

Als die senegalesische Lehrerin Mariama Bâ nach dreißig scheinbar glücklichen Ehejahren, in denen sie neun Kinder gebar, von ihrem Ehemann verlassen wurde, begann sie, sich ihren Schmerz und ihre Verzweiflung von der Seele zu schreiben. Daraus entstand der biografisch angelehnte Roman Ein so langer Brief, ihr Erstlingswerk, für den sie 1981 auf der Frankfurter Buchmesse den NOMA - Preis für afrikanische Literatur erhielt.
Mariama Bâ machte eine Problematik zum Thema, deren Dimensionen in Afrika weitgehend verkannt und in Europa nahezu unbekannt waren: die Polygamie. Sie beschreibt die emotionalen und sozialen Schwierigkeiten afrikanischer Moslemfrauen, die die Polygamie in der islamischen Gesellschaft ablehnen und die nicht einsehen können, dass ihr Mann mehrere Frauen hat. Ein langer Brief wird zum Ausdruck des Kampfes einer afrikanischen Frau, die auf dem Weg der Befreiung ist, der Befreiung aus der Tradition, der Selbstaufgabe und des Schweigens. Diesen Brief schreibt Ramatoulaye, Mutter von 12 Kindern, an ihre Freundin Aissatou. Beide Frauen fühlen sich verraten und erniedrigt durch ihre Ehemänner, die sich, gemäß der islamischen Tradition, eine junge Nebenfrau genommen haben.
Die adelige Ramatoulaye ist verheiratet mit Modou, einem Gewerkschaftsführer, und ihre Freundin Aissatou ist die Frau von Mawdo, einem bekannten Arzt. Obwohl sie beide aus Liebe heiraten, nehmen sich die Männer eine zweite Frau. Ihre Gründe sind unterschiedlich: Mawdo, der seine aristokratische Familie durch die Heirat mit der Tochter eines Schmiedes verärgert, unterliegt dem Druck seiner traditionsverhafteten und elitär denkenden Mutter. Obwohl er seine Frau beschwört, dass er die junge Frau nur aus Respekt vor seiner Mutter und der islamischen Tradition heirate, ist Aissatou verletzt und erniedrigt. Sie glaubt seinen Beschwörungen nicht und verlässt ihn mit ihren Kindern. Sie lässt sich scheiden, nimmt ihr Studium wieder auf, absolviert ein Dolmetscherexamen und findet später eine gute Stellung an der senegalesischen Botschaft in Washington.
Modou, Ramatoulayes Ehemann, ist sehr erfolgreich als Berater der Regierung. Sein Erfolg steigt ihm zu Kopf, und er träumt von einer jungen Frau. Er verführt die Freundin seiner ältesten Tochter, überschüttet deren Eltern mit Geschenken und nimmt sie schließlich zur zweiten Ehefrau. Ramatoulayes Welt stürzt zusammen. Durchdrungen von der Tradition, schreckt sie vor den sozialen und finanziellen Folgen einer Scheidung zurück. Ihr fehlt der Mut ihrer Freundin, und so schluckt sie die Erniedrigung der Polygamie. Modou würdigt ihre Haltung aber nicht. Er verlässt sie und ihre Kinder, kauft für sich und seine neue Frau eine Luxusvilla und verschuldet sich damit sehr hoch. Als Modou plötzlich stirbt, muss Ramatoulaye allein für den Unterhalt ihrer zwölf Kinder sorgen. Sie kann die engen Fesseln der Tradition abwerfen und erobert schließlich ihre Freiheit und Unabhängigkeit. Dieses Buch dokumentiert eindrucksvoll die Stellung der afrikanischen Frau zwischen Tradition, westlichem Fortschritt und einem neuen Weg zu einer eigenen Identität. 1981 starb die Autorin Miriama Bâ im Alter von nur 52 Jahren.

Christa Bertz

Algerien

Aicha Lemsine veröffentlichte ihren erfolgreichen Roman, »Die Entpuppung« 1976 in Paris (deutsch 1986). Khadidja wird von ihrem Vater in ein fremdes Dorf verheiratet. Wegen ihrer scheinbaren Unfruchtbarkeit mit Hausmitteln falsch behandelt, von ihrem Ehemann mit ständig neuen Nebenfrauen konfrontiert, erfährt sie die Grausamkeit algerischer Bräuche am eigenen Leibe und entwickelt sich zu einer starken Persönlichkeit, die auch andere Frauen vor der traditionellen Männerwillkür zu schützen versteht. Sie setzt durch, dass ihre Stieftochter Faiza zur Schule gehen und Medizin studieren darf. Faiza gehört der ersten Generation von Algerierinnen an, die sich »entpuppen« können, Schleier und Keuschheitsvorschriften überwinden.

Agnes Schmidt

Black Women

Frauen in Afrika sind so unterschiedlich wie der Kontinent selber. In »Black Women« werden Geschichten von 15 Frauen mit einem Vorwort von Yvonne Vera zusammen gefasst. Es sind Beziehungsdramen, die jede Frau erleben kann, Tabuthemen wie Aids und das Leben in einer Diktatur. Von reichen Frauen, armen Frauen und gebildeten Frauen. So beschreibt Ifeoma Okoye den Kampf ihr Gehalt zu erhalten damit sie als Alleinerziehende ihre Familie ernähren kann. Sindiwe Magona ruft zum Handeln gegen die AIDS-Epedemie auf. Gugu Ndlovu beschreibt eine Abtreibung und Leila Aboulela zeigt dass es sehr wohl Menschen gibt, die sich goldene Wasserhähne leisten können, aber trotzdem nicht frei sind. Im Anhang befindet sich jeweils eine Kurzbiographie der jeweiligen Autorin, die das Verständnis der Texte erleichtert. Das Buch ist sehr zu empfehlen für Frauen, die einen Einblick in die neuere Literatur aus Afrika erhalten möchte.

Herta Westermann

Das Recht auf Weiblichkeit

Spätestens seit der Autobiographie DieWüstenblume des somalischen Models Waris Dirie kann sicher jede/r mit dem Begriff Beschneidung etwas anfangen. Das Buch der Mona Lisa - Moderatorin Conny Herrmann liefert zu diesem Thema weitere breitgefächerte Informationen. In ihrem Buch hat sie viele verschiedene Personen zu Wort kommen lassen, die dieses Problem aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchten und damit auch zeigen, warum die weibliche Genitalverstümmelung nicht so einfach aus der Welt zu schaffen ist. Zu Anfang des Buches wird die Leserin über kulturelle Hintergründe, die geographische Verbreitung und die verschiedenen Arten der Beschneidung, gesundheitliche Folgen und die Verbindung der Beschneidung mit dem Islam informiert. Ein Bericht über Gruppen von Dörfern im Senegal, die gemeinsam die Beschneidung aufgeben wollen, macht ebenso Hoffnung wie die Tätigkeiten der Organisation (I)NTACT in Tansania und Benin. Beeindruckend ist ein Interview mit einer ehemaligen senegalesischen Beschneiderin, die ihre Tätigkeit aufgegeben hat, obwohl sie in ihrer Region durch eben diesen Beruf eine bedeutende und reiche Person war. Ein somalischer Mann stellt das Thema aus seiner Sicht dar, und man erfährt, wie stark dieses Thema immer noch bei afrikanischen Männern tabuisiert wird. Dies ist sicher kein Buch, das man zum Schmökern auf dem Nachttisch liegen hat. Trotzdem will man unbedingt weiterlesen und gleich nach der Lektüre zum Telefon greifen oder Überweisungen ausfüllen, um irgendetwas zu tun. Kein Problem: Am Ende des Buches stellen sich verschiedene Hilfsorganisationen mit ihren Programmen und Adressen vor.

Anne Bernhard

Wohin du auch gehst, nimm eine Frau mit.

Das legt uns die amerikanische Feministin Gloria Steinem ans Herz. Nichts einfacher als das denken wir uns und packen ein gutes Buch von einer Frau ein bevor wir aus dem Haus gehen. Die Auswahl ist groß und irgendwie ist uns nach etwas gänzlich Anderem. Wie wäre es denn da mit einem Band aus der Reihe »Black Women»? Ein englisches Buch? Nein, weit gefehlt.

»Black Women» ist eine Literaturreihe aus dem Lamuv Verlag, die seit fünf Jahren Bücher von Autorinnen aus Afrika und der Karibik anbietet. Vier Mal jährlich erscheint ein neuer Band, meist eine deutsche Erstausgabe. Bestechend ist die literarische Qualität ebenso wie die Möglichkeit, sich bei Interesse an einer Autorin auch weitere Titel von ihr besorgen zu können. Lamuv legt Wert darauf das Werk einer Autorin anzubieten und nicht nur die Bestseller. Was an dieser Reihe so besonders ist? Nun, vor rund acht Jahren waren auf dem deutschen Buchmarkt 12 afrikanische Autorinnen mit 16 Werken vertreten. Inzwischen sind es fast doppelt so viele. Immer noch übersichtlich, aber mittlerweile lässt sich der Weg »auf den Meilensteinen der schwarzafrikanischen Literatur aus weiblicher Feder» mit weniger Riesensprüngen meistern. Erschienen sind bisher unter anderem Bücher der Ghanesin Ama Ata Aidoo, der Nigerianerin Buchi Emecheta und der Südafrikanerin Bessie Head. Jedes öffnet den Blick für neue Welten, jedes ist eine gute Begleiterin beim Verlassen des Hauses.
Dahinter steckt immer …

… in diesem Fall eine Frau, Heike Brillmann-Ede,die Herausgeberin, Ideengeberin, Motor der Reihe »Black Women». Geboren 1957, studierte sie zunächst Hispanistik, Romanistik und Geschichte, arbeitete einige Jahre im Lizenzgeschäft des Esslinger Verlages, um seitdem als Lektorin beim Gerstenberg Verlag in Hildesheim tätig zu sein. Richtig, der Name Lamuv Verlag kam nicht vor, denn ihre Tätigkeit als Herausgeberin der Reihe »Black Women» läuft sozusagen nebenbei.

In ihrer »Babypause» entflammte sie für die Erzählkunst jener afrikanischen Frauen, deren weiblicher Blick auf die Welt unserem gleichzeitig fremd und doch wieder ähnlich war. Also nutzte sie diese »Pause» in ihrem Arbeitsleben, um einen Verlag für ihr Konzept zu finden, um die ersten Bände der Reihe auf den Weg zu bringen. Bei ihr laufen alle Fäden zusammen. Sie hält Kontakt mit Autorinnen, Übersetzerinnen, organisiert und begleitet Lesereisen und vieles mehr. Für jeden Band bemüht sie sich eine Expertin zu finden, die ein Nachwort verfasst. Obwohl Nachworte ein viel diskutiertes Thema sind, findet sie: »Da habe ich mich durchgesetzt. Die Bücher gewinnen durch eine Vermittlung des Kontexts, in dem sie entstanden sind. Und ein Nachwort steht hinten. Wer es nicht lesen will, klappt das Buch einfach vorher zu». Bei so viel Engagement fragt es sich, welches ist die treibende Kraft in Heike Brillmann-Ede. Nun lassen, wir sie noch ein Mal zu Wort kommen: »In persönlicher Hinsicht bringt mir die Reihe immer wieder sehr viel und macht Lust auf mehr, weil ich viele gute, intensive Kontakte machen konnte, weil ich Texte kennengelernt habe, die über die Landesgrenzen hinweg ein gegenseitiges Verstehen geweckt, aber auch gezeigt haben, dass wir - Frauen beispielsweise - mit unseren Erfahrungen, Leben, Verantwortlichkeiten, Gebundenheiten usw. Vieles gemeinsam haben - und Afrika überhaupt nicht so weit weg ist, wie uns immer wieder suggeriert wird».

Also packen wir einen Band von »Black Women» ein für den nächsten Urlaub, für die Bahnfahrt, für die Werbepause im Kino …

Anja Spangenberg

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