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Beim Oslo-Marathon am 22. September 2012. Foto: privat

Skulptur einer Läuferin vor dem Marathonmuseum. Foto: Marion Möhle

Schritt für Schritt gemeinsam – Interview mit den Marathon-Schwestern Sabine und Marion Möhle

Wie kam es, dass ihr als Schwestern euch beide dem Marathonlauf verschrieben habt?

Laufen ist schon lange für uns beide ein Sport, den wir lieben – und vor nun fast zehn Jahren kamen wir darauf, dass ein gemeinsamer Marathon ein ganz tolles Erlebnis ist. Vor allem in Verbindung mit einer schönen Reise, aber auch durch Veranstaltungen in der Region Frankfurt, Mannheim und Darmstadt. Seitdem laufen wir als Team "Schwesternmarathon" Schritt für Schritt gemeinsam und haben dafür auch eigens ein Laufshirt bedrucken lassen. Wobei wir auch schon gefragt wurden, welchem Orden wir angehören!

Ist das nicht ein sehr anstrengender Sport, bei dem frau viel trainieren und auch oft verreisen muss?

Wir genießen vor allem das gemeinsame Erleben und laufen überhaupt nicht auf Zeit und Leistung. Klar, ein Marathon wird irgendwann, so nach 30 oder 35 Kilometern anstrengend. Aber es ist nicht so, dass wir uns quälen. Und außerdem ist die Freude über die Medaille und das Bier hinterher riesig! Zeit für ein Touristinnenprogramm haben wir auch immer noch. Und es muss ja kein Marathon sein. Einfach mal Laufschuhe an und ganz langsam los, nur zehn Minuten oder so, irgendwann ist es dann eine halbe Stunde. Es ist wunderbar, beim Laufen die Natur, die Jahreszeiten, den eigenen Körper mit allen Sinnen wahrzunehmen. Und wer weiß, was daraus wird.

Wie verträgt sich das mit dem Beruf?

Wir laufen immer dann, wenn wir Zeit haben – mal kurz, so eine halbe Stunde und am Wochenende dann auch mal zwei Stunden. Aber immer im Wohlfühlbereich, und das ist dann zur Stressbewältigung sehr gut. Insofern hilft uns das Laufen, die beruflichen Anforderungen besser zu bewältigen! Es laufen ja immer erstaunlich viele Menschen Marathon, auch ältere Leute.

Warum ist das so populär geworden?

Marathon kann eben nicht nur von wenigen hochtrainierten LäuferInnen ausgeübt werden. Natürlich muss frau regelmäßig trainieren, so 40 bis 50 Kilometer sollten es schon sein in der Woche - und das über einen längeren Zeitraum. Und natürlich sollten ein Gesundheitscheck und regelmäßige Ausgleichsgymnastik nicht fehlen. Aber dann ist es ein Sport für alle, die gerne laufen. Marathonlaufen ist so populär geworden, weil Laufen ein einfacher Sport ist – außer einem Paar guter Laufschuhe braucht es kaum etwas. Und es ist schlicht und ergreifend gesund. Spannend sind auch die vielen netten Menschen, die wir während der Läufe kennengelernt haben, aus aller Welt, Junge wie Alte, mit interessanten (Lauf-) Geschichten. Im Bereich der "hinteren Spitze" ist Zeit und Muse für Gespräche.

Gibt es auch viel Publikum dabei?

Oh ja, bei Marathons wie in Berlin, bei denen 30.000 LäuferInnen starten, stehen unglaublich viele Menschen an der Strecke und jubeln einem zu. Das ist fantastisch und macht viel Spaß, es gibt auch immer viel Straßenmusik, von Trommelgruppen über Big Bands bis hin zu Jazzgruppen.

Inzwischen wird in vielen Städten Marathon angeboten. Fahrt ihr dafür auch ins Ausland?

Ja, als Schwestern waren wir schon in Paris, Oslo und Madrid, und nächstes Jahr geht es gemeinsam nach London! Und es gäbe noch viele weitere Ziele auf der ganzen Welt.

Sind Frauen beim Marathon gut vertreten oder überwiegen die männlichen Teilnehmer?

Das hat sich sehr zum Guten verändert. Marathonlaufen ist ja überhaupt erst seit 1984 olympische Disziplin für Frauen. Vorher durften sie nicht Marathon laufen! Allerdings haben sich Frauen da schon früh widersetzt, so zum Beispiel Melpomene, die eigentlich Stamata Revithi hieß. Sie wollte den ersten Marathon bei den olympischen Spielen der Neuzeit 1896 mitlaufen, hat sich hierfür offiziell beworben – und wurde natürlich abgelehnt. Das hat sie sich aber nicht bieten lassen und lief eine Woche nach dem offiziellen Marathon einfach für sich selber die gut 40 Kilometer von Athen nach Marathon!

Was weiß man denn über diese erste Marathonläuferin?

Stamata Revithi wurde 1866 in Piräus, also ganz in der Nähe von Athen, geboren und wuchs dort in Armut auf. Es wird überliefert, dass sie wenige Tage vor dem olympischen Marathon zu Fuß von Piräus nach Athen lief, eine Strecke von rund neun Kilometern, in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden. Unterwegs traf sie einen Läufer, der ihr dazu riet, doch den Marathon zu laufen, dann würde sie berühmt werden und wäre alle Geldsorgen los. Da sie wohl immer schon gern und lange gelaufen war, entschied sie sich, den Marathon zu laufen – was ihr bekanntlich verwehrt wurde. Heute wird sie im Marathonmuseum, das sich in Marathon in Griechenland befindet, als Pionierin des Marathonlaufens verehrt.

Text: Barbara Obermüller

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