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MATHILDE

Heike Rath und Filda Ongom haben Lightray im Februar 2010 gegründet.

Mütter und Babys lauschen aufmerksam den Informationen über Hygiene oder Babypflege.

Fotos: Helge Ebbmeyer

Heike Rath – eine ganz normale Frau?

Sie erregt kein Aufsehen wie beispielsweise Schauspielerinnen, die sich für Unicef oder andere soziale Projekte engagieren, sie ist nicht in der Presse oder in Online-Netzwerken präsent, sie wirkt eher im Stillen und trotzdem unglaublich effektiv. Sie ist eine ganz normale Frau und wiederum doch nicht. Sie ist ein Vorbild. Die Rede ist von Heike Rath, deren Name allenfalls im westfälischen Münster ein Begriff ist und – im Norden von Uganda. Die 45-jährige Anästhesie-Krankenschwester gründete zusammen mit der Uganderin Filda Ongom im Jahr 2010 den Verein "Lightray" (Lichtstrahl) nahe der 150.000 Einwohner zählenden Stadt Gulu, um vor allem den einheimischen Frauen und Kindern eine Perspektive für ihr Leben zu geben (Mathilde 126/2013). Und um etwas für sich selbst zu tun. Heike Rath wollte nach einer schweren Erkrankung mit mehr als 30 Operationen sich selbst wieder finden und den Sinn des Lebens wieder spüren. Beides ist ihr gelungen, Das Projekt Lightray wächst, und Heike geht in ihrem Wirken und Arbeiten dort voll auf. Die Doppelbelastung – einerseits die anstrengende Arbeit als Anästhesieschwester in Deutschland, wobei sie sich nur ein Drittel ihres Gehaltes in Geld und zwei Drittel als Zeit auszahlen lässt – und die mehrmaligen, jeweils für drei oder vier Wochen im Jahr stattfindenden Besuche beim Projekt in Uganda – steckt die engagierte Frau locker weg. Sie hat bei alledem noch genügend Zeit für ihre zwei Kinder in Deutschland und für die zahlreichen Lightray-Kinder in Uganda, um die sie sich genauso liebevoll kümmert. Und diese werden immer mehr. Das Projekt in Uganda wächst stetig. Der 2011 errichteten Medizinstation mit Schulungsbereich (Filda unterrichtet Teilnehmer/ innen in den Bereichen Hygiene, Infektionskrankheiten, richtige Ernährung, Erkennen von Krankheitssymptomen und Nahrungsanbau) folgten in den Jahren danach ein Labor, eine Entbindungshütte (über 100 Babys wurden hier 2013 geboren), Ausruh-, Lager- und Materialhütten, ein Kindergarten/Vorschule (die mehr als 150 Kinder besuchen) sowie ein Landwirtschaftsprojekt. Beim Besuch der Mathilde-Redakteurin im Mai 2014 fand gerade der erste Spatenstich für einen Coffee-Shop statt, der ein "Meeting Point" für die Menschen in der Umgebung werden soll. Treffen finden schon jetzt bei Lightray statt, zum Beispiel die Samstags-Mütter- Lichtstrahl-Gruppe. Ein Ereignis mit einer Atmosphäre, die der Berichterstatterin die Tränen in die Augen treibt und von der sie ganz viel mitnimmt. Etwa 40 Frauen kommen jeden Samstag mit ihren bei Lightray geborenen Babys, um von Filda und der Hebamme Alice in Empfängnisverhütung, Hygiene, Babypflege oder der Umgehensweise mit HIV-Erkrankung unterrichtet zu werden und nebenbei auch noch Ketten zu basteln. Die beiden "Lehrerinnen" vermitteln die Informationen in einer solchen Art und Weise, dass die Frauen nicht nur total aufmerksam sind, sondern auch ganz viel Freude dabei haben. Immer wieder lachen sie lauthals, klatschen und trillern sie, und den Babys geht es dabei ganz offensichtlich auch super gut. Eine wunderschöne Stimmung trotz schwerer Schicksale und Lebensumstände, in denen viele der Frauen stecken, die Hoffnung und Engagement bewirkt. Heike Rath – und auch ihre Partnerin Filda Ongom – haben hier Großes geschaffen und tun es mit all ihren Kräften weiterhin. Sie sind eigentlich ganz normale Frauen und... beeindruckende Vorbilder.

Text: Helge Ebbmeyer

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