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Bascha Mika beim DJV-Journalistinnentag 2012 in Köln.
Foto: Jutta Schütz

Der Sprung in die Chefredaktion

Bascha Mika führte zehn Jahre lang mit Erfolg die TAZ und ist jetzt Chefredakteurin bei der Frankfurter Rundschau

Bascha Mika stammt aus dem einstigen Oberschlesien und übersiedelte 1959 mit ihrer Familie nach Aachen. Sie absolvierte zunächst eine Banklehre. Während ihres Studiums der Philosophie, Germanistik und Ethnologie in Bonn und Marburg arbeitete sie als freie Mitarbeiterin bei verschiedenen Zeitungen. 1988 wurde sie Reporterin bei der TAZ. 1998 stieg sie in die Chefredaktion auf, deren Leitung sie ab 1999 übernahm. 2009 schied sie bei der TAZ aus. Seit 2007 ist sie auch Honorarprofessorin an der Universität der Künste in Berlin. Anfang April 2014 startete Bascha Mika als erste Chefredakteurin der Frankfurter Rundschau. Zusammen mit Arnd Festerling leitet sie die Chefredaktion des bekannten Traditionsblattes.

Bereits in manchen ihrer Reportagen und Porträts der 1990er Jahre war weibliche Macht ein Thema für sie. "Die Macht steht ihr gut" war die Überschrift über ihrem Porträt der damaligen Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein Heide Simonis und den "Willen zur Macht" attestierte sie 1995 der Grünen-Politikerin Bärbel Höhn in einem ihrer Artikel.

Für sie selbst war die Situation bei der TAZ trotz der dort eher flachen Hierarchien nicht gerade einfach. Als Frau war sie eine Außenseiterin unter "Testosteronmenschen" – ein von ihr geprägter Ausdruck. Sie stieß wie üblich auf die Erwartung, sie würde als Frau alles anders machen. Auf die Frage: "Gibt es einen weiblichen Führungsstil?", antwortete sie jedoch in einem Interview, kurz bevor sie Chefin wurde: "Nein, das ist ein Irrtum. Frauen in Führungspositionen werden häufig mit der Erwartung konfrontiert, dass sie nicht nur effektiv arbeiten, sondern darüber hinaus noch das leisten sollen, wozu Männer nicht in der Lage sind, zum Beispiel kooperativ und kommunikativ zu sein. Solche Ansprüche - wenn man sie teilt - müssen für Männer und Frauen gleichermaßen gelten." Dann fügte sie noch an: "Es gibt jenseits von Alice Schwarzer so viele Führungsstile, dass ich einen mir angemessenen finden werde." Aus diesen Äußerungen spricht Selbstsicherheit und ein fester Vorsatz, als Frau nichts beweisen zu wollen.

Bascha Mika hat sich nicht nur als Chefredakteurin der TAZ einen Namen gemacht. 1998 löste sie mit einer ambivalenten Biografie über Alice Schwarzer eine Kontroverse aus. 2011 folgte das Buch "Die Feigheit der Frauen", eine Streitschrift wider den Selbstbetrug. In diesem Buch geht sie den Gründen nach, warum so viele gut ausgebildete Frauen irgendwann in der alten Weiblichkeitsfalle landen und kein selbst bestimmtes Leben führen. Und sie weist darauf hin, dass Frauen durch ihr Handeln die alten Machtstrukturen von übergeordneter Männlichkeit und untergeordneter Weiblichkeit häufig immer wieder selbst herstellen.

Vor kurzem erschien ihr Buch "Mutprobe. Frauen und das höllische Spiel mit dem Älterwerden".

Bascha Mika wurde im Jahr 2012 in Darmstadt als erste Preisträgerin mit dem Luise-Büchner-Preis für Publizistik ausgezeichnet.

Text: Barbara Obermüller

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