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Prokura, Handlungsvollmacht, zeichnet eine Chefin aus.
Foto: GG-Berlin / pixelio.de

Chefin werden

Herausforderungen und Stolpersteine

Ein vorbehaltloses Ja zur Übernahme von Verantwortung ist Voraussetzung für eine Karriere als Chefin, egal ob in der Selbstständigkeit oder in einem Unternehmen." So lautet das Eingangsstatement einer Frau, die es wissen muss. Meine Gesprächspartnerin, 56 Jahre alt, kann auf eine lange und facettenreiche berufliche Karriere zurückblicken. Als Selbstständige führte sie in der Kölner Innenstadt mehrere Jahre lang - fachfremd und sehr erfolgreich - ein Restaurant mit 80 Plätzen. Später hat sie sich in ihrem erlernten Beruf von der Personalsachbearbeiterin zur Personalleiterin und zum Mitglied der Geschäftsführung der deutschen Niederlassung eines internationalen Industrieservice-Unternehmens entwickelt.

"Wer ohne eigene Fachkenntnisse ein Restaurant leitet, muss sich sehr aufmerksam mit dem Fachpersonal auseinandersetzen. Ich musste den Empfehlungen meines Kochs vertrauen, aber nicht blind! Gut zuhören können und überprüfen, ob das Gesagte stimmig ist und die vorausgesagten Folgen auch wirklich eintreten, ist unter diesen Umständen essenziell. Denn es geht sofort an die eigene Substanz der Selbstständigkeit, wenn diese Wachsamkeit nachlässt." Die Fähigkeit, gut zuhören und auch unterschiedliche Sichtweisen in ein stimmiges Gesamtkonzept überführen zu können, sei in dieser Situation der wichtigste Erfolgsfaktor gewesen.

Ganz anders als in der Selbstständigkeit erlebte meine Gesprächspartnerin ihre Chefinnen-Rolle in ihrem Fachbereich Personalwesen in einem Industrieservice- Unternehmen. Das Unternehmen ist durch seine technische und handwerkliche Ausrichtung überwiegend männlich dominiert. Lediglich der Fachbereich Personal hat einen hohen Frauenanteil: 12 Mitarbeiterinnen von insgesamt 18 Personen, die ihr unterstellt waren. Sie selbst war ein knappes Jahr als Sachbearbeiterin tätig, bevor sie ihre erste Führungsrolle übernommen hat. "Man muss in seinem Fachgebiet absolut sattelfest sein, seine Entscheidungen klar und eindeutig kommunizieren und konsequent umsetzen." Gute Führung sei ähnlich wie gute Erziehung: es müsse klare Grenzen geben, innerhalb derer sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frei bewegen können. Das gebe ihnen Sicherheit und signalisiere Vertrauen in ihre Kompetenz. "Verantwortung abgeben und anderen etwas zutrauen", sei ihre Devise gewesen. Kontrolle habe in diesen Zusammenhängen eine untergeordnete Rolle gespielt.

Auf die Frage, was sie Frauen, die eine Chefinnenposition anstreben, auf den Weg geben möchte, antwortet sie: "Ich habe mich vor der Übernahme der neuen Position für die Führungsrolle coachen lassen und würde dies auch jeder Frau empfehlen, die das vorhat. Es ist wichtig, sich zu fragen, wer will ich als Führungskraft sein, ein klares Selbstbild zu entwickeln und konsequent dazu zu stehen. Dann wirke ich in meiner Führungsrolle sicher und authentisch." Der Weg zum Chefinnenposten beginne jedoch schon viel früher: "Kompetenz vorausgesetzt, muss ich bereit sein, regelmäßig und für alle sichtbar in den Vordergrund zu treten, das heißt, in Besprechungen mindestens zweimal das Wort ergreifen und das Gesagte als meinen eigenen Beitrag kenntlich machen und herausstellen." Wer eine Leitungsfunktion einnehmen wolle, müsse positiv wahrgenommen werden, sich seiner Fähigkeiten bewusst sein und sie mit Selbstvertrauen einsetzen. Nur dann habe nicht nur "man(n)", sondern vor allem "frau" die Chance, innerhalb eines Unternehmens in die Auswahl für eine Chefposition zu kommen.

Text: Gerlind Sommer

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