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MATHILDE

Titelfoto:

So erscheint Birgit Nonn als Hildegard Lautenschläger auf dem Fernsehschirm im Stück "Keine Blasmusik!" des Theaters Die Stromer.

© www.theater-diestromer.de

Sexy im Netz

Ganz schnell berühmt, auch wider Willen

Sexting (zusammengesetzt aus sex und texting) ist der neue Begriff für den Tausch von selbst produzierten erotischen oder pornografischen Fotos übers Internet oder Mobiltelefon. Teilweise stellen junge Frauen selbst eigene Fotos ein, meistens geschieht es über andere Personen, überwiegend Männer. Häufig betroffen sind weibliche Teenies.

Anna und Paul lieben sich, sie sind 13 und 14 Jahre alt und haben Sex, was in unserer aufgeklärten Welt durchaus üblich ist. Sie haben sich um Verhütung gekümmert, die Eltern haben nichts gegen ihre intime Beziehung. Alles scheint im Lot. Wie alle anderen Teenies besitzen beide ein Smartphone mit einer qualitativ hochwertigen Kamera. Eines Nachts in guter Stimmung machen sie mit Pauls Smartphone Fotos, vorwiegend von Anna, die sich sexy und begehrenswert dabei fühlt.

Nach drei Monaten geht die Beziehung in die Brüche, Anna hat einen anderen Jungen geküsst, Paul ist heillos eifersüchtig. Abends sitzt er am Laptop. Anna hatte sich bei ihm vor Wochen einmal in facebook angemeldet und ihr Passwort gespeichert. Sie hatte sich nichts dabei gedacht, denn die beiden hatten keine Geheimnisse voreinander. Paul probiert, er kann sich immer noch im Netzwerk als Anna anmelden, sie hat ihr Passwort in der Zwischenzeit nicht geändert. Er schaut in ihr Profil, ob sie ihren Beziehungsstatus schon geändert hat? Hassgefühle überkommen ihn, er erinnert sich an die Fotos... soll er oder soll er nicht? Kurz entschlossen stellt er ihre Fotos aus der vertrauten Nacht auf facebook. Er macht das in ihrem Namen auf ihrem Profil, öffnet es für alle Freunde und deren Freunde, also für die halbe Welt.

So oder ähnlich kann es ablaufen. Für die beschriebene Handlung wurde auch schon ein Begriff definiert: Sexting. Wenn meist junge Leute selbst aufgenommene Nacktfotos von anderen, überwiegend weiblichen Personen, ins Internet stellen, so ist das eine moderne Straftat, die sowohl zivilrechtlich als auch strafrechtlich verfolgt werden kann. Die Technik des Internets ermöglicht dieses strafwürdige Vorgehen, da die Fotos auf den superkleinen elektronischen Geräten hergestellt und gespeichert und gleichzeitig mit diesem Medium im Internet veröffentlicht werden können. Es ist nur ein Klick, alles ist kinderleicht, geht rasend schnell und ist nicht rückgängig zu machen. Hatte mann früher vielleicht mal unter der Hand ein brisantes Foto einem Freund gezeigt, für dessen Augen es nicht gedacht war, so sieht es heute innerhalb kurzer Zeit die ganze Internetgemeinde oder zumindest der Freundeskreis in den "sozialen Netzwerken" (durchschnittlich 250 Personen bei Jugendlichen). Der Wirkungsgrad ist ein qualitativ anderer. Und die Technik ermöglicht Anonymität bei der Herstellung der ansatzweise pornografischen Bilder.

Junge Mädchen wachsen heute heran mit einem sexy Schönheitsideal. Digital veränderte Abbilder von Models und Stars bevölkern das Internet auf Werbeportalen und in Videoclips. Wir werden massenhaft damit bombardiert. Es ist fast unmöglich, sich von diesen Bildern unabhängig zu machen, das gelingt auch den erwachsenen Frauen nicht. Im Vergleich mit den Superstars verlieren wir, da diese in Wirklichkeit anders aussehen als sie dargestellt werden. Junge Mädchen reizt das zur Imitation. Ebenso schön und verführerisch zu sein wie diese Models, dafür lassen sie sich in aufreizenden Posen ablichten, wie zum Beispiel Sportlerinnen im Magazin Playboy. Oder sie produzieren sich selbst. So geschieht es, dass diese Bilder einer größeren Öffentlichkeit präsentiert werden, aus Versehen oder mit Absicht. Wenn es passiert, ist der Schaden groß.

Text: Gundula Pause

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