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Titelfoto:

So erscheint Birgit Nonn als Hildegard Lautenschläger auf dem Fernsehschirm im Stück "Keine Blasmusik!" des Theaters Die Stromer.

© www.theater-diestromer.de

Kebekus macht "Pussy Terror"

Wie sich Ghetto-Comedienne Kebekus in unsere Herzen pöbelt

Comedienne Carolin Kebekus ist brillant im Pöbeln, ihre Texte sind provozierend und oft gar nicht ladylike – das macht die kesse Kölnerin einzigartig. In ihren Sketchen spricht sie mit frecher Schnauze über ihre Erlebnisse aus der Kölner "Bronx". Beliebtes Element dabei ist der Schlagabtausch zwischen Stereotypen des Kölner Ghettos, die sie gekonnt imitiert. Eine Figur daraus ist die pubertierende Jennifer aus Köln-Ostheim. Sie beschwert sich, dass ihre beste Freundin nicht wie verabredet zum Einkaufen erschienen ist. Denn nun hat sie ein Problem: "Wie soll ich denn bitteschön beim Pimkie einkaufen, wenn keiner Schmiere steht?" (Die Bronx von Köln, im Quatsch Comedy Club, auf Youtube). Ihre Hommage an das Kölner Ghetto bringt Kebekus auch in ihrem Album "Ghetto Kabarett" zu Ausdruck, in dem sie als Gangster- Rapperin zu hören ist.

Doch die 1980 in Bergisch-Gladbach geborene Kebekus kann nicht nur die rotzige Ghetto-Perle geben. Sie übt harte Kritik an der deutschen Fernsehkultur und ihren Schönheitsnormen: "Germany’s Next Topmodel ist das Schlimmste, was man der jetzigen Mädelsgeneration antun kann. Man lernt da von Heidi Klum, dass die wichtigste Lektion als junge Frau ist: Hübsch aussehen und schön die Fresse halten. Immer wenn eine einen eigenen Kopf hat, dann wird sie als Zicke dargestellt. Man weiß also schon mit 15: Wenn du deinen Mund aufmachst, dann bist du schwierig", so Kebekus in einem Interview des Kölner Stadtanzeigers vom 19. Januar. Ihrem Unmut über die gutgemeinten Schönheitstipps für uns Frauen macht Kebekus auch auf der Bühne mit deftigen Worten Luft: "Cellulite ist eine Frage der Beleuchtung (...). Aber das dürfen wir nicht wissen, weil was steht in den Frauenzeitungen? Wir sollen uns den Arsch bürsten, mit einer Arschbürste", so bei der Prix-Pantheon- Gala 2012 (Youtube).

Neben Ghettogewäsch und Kritik am medialen Frauenbild spricht Kebekus auch politische Themen an. Nachdem ihre "Bewerbung als Päpstin" (im Rahmen der "heute show") vom Kölner Kardinal Joachim Meisner mit dem Satz "Da haben sie nicht die Figur dazu" abgeschmettert wurde, ist Kebekus wohl ziemlich sauer gewesen. Jedenfalls sorgte sie schon kurz danach durch ihr Musikvideo "Dunk den Herrn" für neuen Ärger in den gesegneten Hallen. In diesem bedankt sich die Rheinländerin rappend im Nonnenkostüm bei der Kirche: "Danke für meine Angst vor Schwulen, danke für das Kondomverbot, danke, dass mir für jede Sünde gleich die Hölle droht." Der WDR sah dies als Verunglimpfung religiöser Symbole an und zensierte den Song in ihrer Show "Kebekus!". Woraufhin die Kölnerin die Zusammenarbeit mit dem WDR beendete. Auch die Piusbruderschaft zeigte sich wenig amüsiert über das satirische Video, so hagelte es über 100 Anzeigen gegen Kebekus’ Kirchenchoral. Doch das Bundesverfassungsgericht wies die Klagen ab, da Kebekus nicht die Kirche beschimpft, sondern diese nur kritisiert habe.

Dass die Affäre um den Kirchenchoral Kebekus nicht erschüttern konnte, wurde spätestens klar, als sie wenig später den deutschen Comedypreis als beste Komikerin abräumte. Auch den neuen Papst begutachtet die Kölnerin kritisch. Leider bietet er wenig Angriffsfläche für Satire, so sagt sie im Spiegel Interview ernüchtert: "Ja, diese Personalie war blöd für uns." In ihrem Bühnenprogramm redet sie deshalb nur über den alten Papst. Wer sie live erleben will, sollte sich Karten besorgen für ihre Show "Pussy Terror" am 19. März im Staatstheater Darmstadt. Da hat sie die Bühne im Großen Haus für sich.

Text: Marie Tolkemit

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