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Sibylle Magel als "Marie de Brie".
Foto: Clownsmadams & Buben e.V.

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ClownsMadams&Buben e. V.
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www.clownsmadamsundbuben.de

Auf der Herzensebene den Menschen finden

Geriatrie-Clowns von "Clownsmadams & Buben e.V." besuchen alte Menschen. Ein Interview von Christine Zier und Lydia Lutz

Wenn das Gedächtnis und die Vergangenheit verschwimmen, gewinnt der gegenwärtige Moment an Bedeutung. Diesen mit Lachen, Glück und Leichtigkeit zu erfüllen, ist das Ziel der "Clownsmadams & Buben". Mitglieder dieses Darmstädter Vereins besuchen Senioren und Seniorinnen in ihrer Lebenswelt und schenken etwas Unbezahlbares: Zeit und Emotionen.

Um mehr zu erfahren, haben wir uns mit zwei Clownsmadams getroffen. Katharina Müller alias "Rosa" ist pädagogische Leiterin einer Tageseinrichtung für Demenzkranke. Mit drei Clownskolleginnen, darunter Sibylle Magel alias "Marie de Brie", auch im Vorstand des Vereins, gründete sie diesen 2011. Auch die Tanzund Theaterpädagogin hat die Ausbildung zur Geriatrie-Clownin durchlaufen und ihre Clown- und Theaterkenntnisse dabei um Fachwissen wie zum Beispiel Krankheitsbilder im Alter erweitert. Im Clowns-Team von sieben Madams und einem Buben sind sie seitdem regelmäßig in Einrichtungen der Altenpflege in und um Darmstadt unterwegs. Um weitere Clowns auf die Arbeit im Altenheim vorzubereiten, hat Katharina Müller mit Ann Dargies von der Clownsschule Darmstadt eine Weiterbildung zum Geriatrie-Clown entwickelt.

Als wir die beiden Frauen treffen, sind wir begeistert von ihrer Ausstrahlung. Mit herzlichem Lachen und Schalk in den Augen sitzen die beiden mit uns am Tisch und wir plaudern gemütlich. Die beiden können auf Menschen zugehen und aufrichtige Sympathie erzeugen. Wenn sie erzählen, wie sie als "Bettenprüferinnen" oder lustige Frühjahrsputzer gute Stimmung verbreiten, kann man sie spüren, die Empathie und die Freude, die sie alten und kranken Menschen schenken. Aber auch ihr Bewusstsein für die Verantwortung und Rücksicht, die im Umgang mit diesen nötig ist. Als "Rosa" und "Marie de Brie" kennen sie die Sorgen und Probleme der alten Menschen und wissen sensibel und unaufdringlich damit umzugehen. Lachen, herumalbern oder auch mal weinen – hier geht es nicht um das Vorführen einer Show, sondern um die echte Begegnung mit Menschen und ihren Emotionen. "Auf der Herzensebene den Menschen finden", so bezeichnet es Katharina Müller. Und dieser Mensch kann ebenso Bewohner/ in wie Angestellte/r der Einrichtung sein. Denn beiden ist es wichtig, auch dem Pflegepersonal Freude und Entspannung zu bringen. So haben sie immer ein kleines Lied parat oder einen Witz auf Lager, oder es gibt auch mal eine Nackenmassage. Die Clownsmadams sind schließlich für alle da.

Durch ihre ruhige Art und ein feines Gespür für Zwischenmenschliches sind es aber die Demenzkranken und Bettlägerigen, die besonders von ihnen profitieren. Diejenigen, denen die Eigeninitiative zur Teilnahme an geselligen Veranstaltungen fehlt und die sich zurückgezogen haben. Hier haben die Clownsmadams oft ganz besondere Kontaktmöglichkeiten. "Wenn mich einer als Mutter anspricht, bin ich sofort ohne Probleme die Mutter, weil ich als Clownsfigur da bin, und wenn ich die Ehefrau bin, bin ich die Ehefrau", erzählt Katharina Müller.

Es gibt keine Grenzen, keine Vorgaben, ein Clown, eine Clownin, kann sagen und sein, was gerade benötigt wird. "Als Clown erlaube ich mir einfach viel mehr", sagt Sibylle Magel. So können die Clownsmadams frech und frei über Themen reden, die sonst eher als Tabus angesehen werden, die alten Menschen aber beschäftigen. Das können Krankheit und der eigene Tod, aber auch besonders schöne Themen sein. "Die Liebe geht immer", lacht Katharina Müller. Manchmal wird auch gesungen oder spontan ein kleines Tänzchen gewagt, das macht Spaß und aktiviert Erinnerungen aus dem früheren Leben.

Einen Ablaufplan für ihre Besuche gibt es nicht. Die Clownsmadams reagieren intuitiv auf das, was sie hinter den Zimmertüren erwartet. "Wir gehen rein, atmen tief durch und gucken was passiert", beschreibt Müller. Doch wird kein Zimmer unerlaubt betreten, vorherige Rücksprache mit der Pflegekraft ist selbstverständlich. Wenn ein Besuch dann möglich ist, erfolgt er mit Einfühlungsvermögen und viel Zeit. Denn beides ist nötig, wenn man zum Beispiel am Bett einer alten Dame sitzt, die erst mal keine Regung zeigt.

Sibylle Magel erinnert sich an eine solche Situation, in der sie intuitiv beschloss, der Dame ein Lied vorzusingen. "Und dann kam ganz ganz langsam erst ein Auge und dann das andere Auge, und dann fing sie ganz ganz langsam an zu grinsen. Das war so schön." Beim Anstimmen des Liedes "Du liegst mir am Herzen" fing die Dame am Ende sogar an mitzusingen. "Ich hatte das Gefühl, sie kam von meilenweit her", sagt Sibylle Magel und man spürt, wie wundervoll das ist, was in solchen Momenten gelingt. Die Erfahrungen als Geriatrie-Clownin sind intensiv und erfüllend, da sind sich beide einig. Und sie freuen sich über ihr tolles Team, das so gut zusammen arbeitet. Eine Arbeit, die zeitliche Flexibilität und viel Planung verlangt und sich alleine durch Spenden finanziert. Was wünschen sich beide für ihren Verein für das Jahr 2014? "Ein mobiles Grammophon", lacht Sibylle Magel. "Also ich würde gerne Ukulele spielen können", ergänzt Katharina Müller, "und ich wünsche mir auch, dass in jeder Altenpflege- Einrichtung Clownsbesuche stattfinden, das fände ich einfach schön". Es ist diesem tollen Projekt zu wünschen, dass diese Ziele in Erfüllung gehen.

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