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Frauengeschichte ist ein Frauenrecht

Nachruf für die Historikerin Gerda Lerner

Im Januar 2013 starb Gerda Lerner im Alter von 92 Jahren in Madison/Wisconsin. Sie war eine Pionierin der Frauengeschichte, die sie erstmals als Studienfach in den USA etablierte. Sie war die erste Frau an der Spitze der Organization of American Historians, und sie hatte wesentlichen Anteil daran, dass in den USA mehr Professuren mit Frauen besetzt wurden. Ihre bekanntesten Werke sind großen feministischen Themen gewidmet. 1991 erschien "Die Entstehung des Patriarchats". In diesem Buch beschreibt sie die Ursprünge der kollektiven Unterdrückung der Frauen. In ihrem 1993 erschienenen Werk "Die Entstehung des feministischen Bewusstseins" erforscht sie den Jahrhunderte dauernden Kampf der Frauen, ihr Denken von patriarchalem Gedankengut zu befreien, der bis heute nicht beendet ist. In ihren Schriften macht Gerda Lerner deutlich, wie sehr Frauenemanzipation mit der genauen Kenntnis der Frauengeschichte verbunden ist. Es war ihr darum ein Anliegen, den Frauen ihre verleugnete Geschichte zurückzugeben. In ihrem 2002 erschienenen Buch "Zukunft braucht Vergangenheit" ist ihr zentrales Thema das Zusammenspiel von "Rasse, Klasse, Ethnizität und Geschlecht". Amerika wurde für sie zur zweiten Heimat, nachdem sie nach einer Gestapo- Verhaftung vor den Nazis aus Wien geflohen war. Ihre Vergangenheit als Jüdin und als Immigrantin waren prägend für ihr weiteres Leben. Ihr Geschichtsstudium begann sie erst nach einer langen Familienphase. Neben ihrem wissenschaftlichen Werk schrieb Lerner auch eine Reihe von Romanen, Kurzgeschichten und Drehbüchern. "Ein eigener Tod" schildert den Leidensweg ihres Mannes Carl, der an einem Gehirntumor litt und 1973 verstarb. 2009 erschien ihre Autobiografie "Feuerkraut". Gerda Lerner erhielt zahlreiche Auszeichnungen und Preise in Österreich und den USA.

Barbara Obermüller

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