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MATHILDE

oberes Foto: Laura Dekker bei der Hiswa Boat-Show, Amsterdam 2011.
Copyright: Savyasachi / Wikimedia Commons
unteres Foto: Lauras Segeljacht "Guppy", Copyright: Lighthouse Roter Sand / Wikimedia Commons

Vom Mut, an sich zu glauben

Laura Dekker startete mit 14 alleine zur Weltumsegelung

Lange bevor die Öffentlichkeit über Lauras Weltreise diskutieren sollte, ja sogar noch vor ihrer Geburt, hatte Laura es doch längst schon getan: sie befand sich auf einem Schiff auf einer Reise um die Welt. Damals allerdings noch im Bauch ihrer Mutter, Barbara Müller, die bei Lauras Geburt (20. September 1995) gerade mit ihrem Schiff vor Whangarei, Neuseeland lag. Gemeinsam mit Lauras Vater, Dick Dekker, befand sich die Familie auf einer Weltreise. Und dank deutschniederländischen Eltern und neuseeländischem Geburtsort erhielt Laura schon mit der Geburt eine dreifache Staatsbürgerschaft. Und Fernweh im Blut. Laura wächst auf dem Wasser auf, auf dem Schiff ihrer Eltern. Und während andere Kinder Radfahren lernen, segelt Laura mit sechs Jahren mit einer kleinen Jolle raus. Mit zehn bekommt sie ihr erstes Segelboot, eine Hurley 800 namens "Guppy". Mit ihm fährt sie die niederländische Küste ab, mit 12 wagt sie sich bis England vor. Als Laura 13 ist, möchte sie die Welt umrunden. Allein. Segeln muss für Laura so natürlich sein wie für uns das Leben in einem Haus. Für Außenstehende aber ist kaum zu glauben, dass ein Mädchen monatelang auf einem Schiff allein sein kann und will. Alleine auf dem Meer, Tag und Nacht, mit Verantwortlichkeiten, die einen Erwachsenen überfordern können. An Land gehen und Vorräte auffüllen, Wassermengen für Monate abschätzen oder auf hoher See den Motor reparieren – man kann es einer 13-Jährigen nicht zutrauen. Es sei denn, sie ist aufgewachsen wie Laura, oder? Laura selbst zweifelt nicht, sie möchte bereits am 1. September 2009 in See stechen. Als ihr Vater sie von der Schule abmeldet, schreitet das Jugendamt ein. Öffentliche Diskussionen brechen los, ihre Eltern streiten sich. Das Jugendamt entzieht dem Vater schließlich das Sorgerecht. Laura darf frühestens im Sommer 2010 mit ihrer Reise starten. Eine schwere Zeit beginnt. Laura muss psychologische Tests und Selbsthilfe- Kurse absolvieren, Gutachtern ihre Fähigkeiten beweisen und öffentlichen Druck ertragen. In einem Web-Blog dokumentiert sie öffentlich den Kampf um ihren Traum. Wie verlockend, sich mit 14 einfach einer neuen, harmloseren Idee zu widmen. Laura aber hält an ihrem Traum fest. Als das Amt im Juli 2010 die Vormundschaft beendet, ist sie vorbereitet. Nach einer letzten Probefahrt mit ihrem Vater startet sie am 21. August 2010 ihre Weltumsegelung von Gibraltar aus. Laura lebt ihren Traum. Begleitet von weltweiter Berichterstattung durchquert sie den Panamakanal, steuert Galapagos, Tahiti und die Fidschis an. In den Häfen empfangen sie jubelnde Menschen und flankierende Boote. Laura jagt keinen Rekord, sie lässt sich Zeit. Die Hurrikan-Saison umgeht sie durch zwei Monate auf den Kanarischen Inseln. Sie besichtigt Städte und trifft immer wieder ihre Familie. Und sie lässt die Welt im Blog teilhaben, wenn Guppy in der tropischen Hitze einem "Ofen gleicht", sie Neujahr mit Musik auf ihrem Boot feiert oder vom Sternenhimmel schwärmt. Am 12. Dezember 2011 startet sie von Kapstadt, Südafrika, zu ihren letzten 10.400 Kilometern zur Karibikinsel St. Maarten. Hier endet nach über 500 Tagen am 21. Januar 2012 ihre Weltumsegelung als jüngste Einhandseglerin. Lauras Blog auf www.lauradekker.nl dokumentiert bis heute ihre Reisen. Man sieht Laura, die vom Boot aus Saltos in türkisfarbenes Wasser schlägt. Die Reiseberichte der nun 17-Jährigen sind spannend und tiefgründig. Ihr letzter Eintrag vom 15. August 2013 stammt aus Bangkok, prächtige Bilder untermalen ihre Schilderungen. Es scheint eine gute Entscheidung zu sein, so fest an sich zu glauben.

Christine Zier

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