Werden Sie auch eine

MATHILDE

Heike Rath und die Uganderin Filda Ongom haben vor drei Jahren das Projekt "Lightray" (Lichtstrahl) ins Leben gerufen.

Die Anlage von Lightray am Stadtrand von Gulu ist in inzwischen enorm gewachsen, fügt sich aber perfekt in die Landschaft ein.

Heike Rath stellt Mathilde-Redakteurin Helge Ebbmeyer die Kindergarten-Kinder von Lightray vor.

Die Kinder aus den umliegenden Dörfern fühlen sich im Kindergarten und in der Schule wohl

Spenden für "Lightray" können auf das Konto 242 7818 bei der Sparda-Bank Münster e.G., BLZ 400 605 60, überwiesen werden.
Im Netz: www.lichtstrahl-uganda.de

Ein Lichtstrahl bringt Hoffnung nach Gulu

Krankenschwester Heike Rath gründete "Lightray" in Uganda

Nach fünf Tagen in der Wildnis des ugandischen Kidepo National Parks nahe der Grenze zum Südsudan sitze ich im Hotel "Pearl Afrique" im Städtchen Gulu bei einem leckeren Ziegen-Stew zum Abendessen. Am Nebentisch arbeitet eine blonde Frau an ihrem Laptop und führt dann ein Telefonat in deutscher Sprache. Das weckt natürlich meine Neugier und ich spreche sie an, was sie denn hier im Norden Ugandas macht. Und so erfahre ich von "Lightray", dem Verein Lichtstrahl Uganda e.V. und seiner Gründerin Heike Rath. Die 44-jährige Anästhesie-Krankenschwester aus Münster ist geschieden, hat eine Tochter, einen deutschen und einen ugandischen Pflegesohn, und wollte bereits 1990 nach ihrer Ausbildung in die Entwicklungshilfe gehen. Der Tod der Mutter und eine eigene Erkrankung, die 30 Operationen zur Folge hatte, machten die Pläne jedoch zunichte. Das Fernweh und eine unbestimmte Sehnsucht nach Afrika blieben. Vor acht Jahren bot sich eine Gelegenheit. Eine kirchliche Organisation fragte Heike Rath, ob sie einen Artikel über eine Medizinstation in Gulu/ Uganda schreiben wolle. "Ich hatte keine Ahnung von irgendwas, nur den Wunsch, mich und den "Sinn des Lebens" wieder zu spüren". Also nutzte sie die Möglichkeit und machte unbeschreibliche Erfahrungen: "Wie wenig ein Menschenleben zählen kann, dass Kinder verhungern, mit Waffen kämpfen, Mädchen vergewaltigt werden, Babys in meinen Armen sterben, Mütter bei der Geburt verbluten und selten etwas dagegen getan wird". Heike Rath war noch lange nach ihrer Rückkehr nach Deutschland sehr geschockt und berührt.

Folgen des Bürgerkriegs

Im Norden Ugandas, in dem das Volk der Acholi lebt, herrschte über viele Jahre ein schwerer Bürgerkrieg. Die letzten Flüchtlingscamps lösten sich erst vor zwei Jahren auf. Die Anästhesieschwester kehrte nach Uganda zurück, arbeitete fünf Jahre in der Medizinstation, musste jedoch erleben, dass sich auch Nonnen und Priester an Geld und Macht bereicherten. Noch heute fehlt es an vielem, der amtierende Präsident Museveni hat zahlreiche Gegner im Norden des Landes, so dass von Regierungsseite kein Geld dorthin fließt. Aber Heike Rath lernte auch die Uganderin Filda Ongom kennen, eine tiefe Verbundenheit zwischen den beiden Frauen entstand und der gemeinsame Wunsch, vor allem Frauen und Kindern eine Perspektive zu geben. Filda hatte ein Grundstück von ihrem Vater geerbt, Heike konnte die Stiftung des Basketball- Spielers Dirk Nowitzki in Würzburg von der Idee eines Projektes in Uganda begeistern, sie spendete 13.000 Euro. Der Verein "Lichtstrahl" wurde am 7. Februar 2010 geboren und auf Fildas Grundstück gleich die Medizinstation errichtet. Hier vor Ort erfolgen Labortests und die medizinische Betreuung von Frauen und Kindern gegen eine "Flatrate". Für Kinder unter drei Jahren kostet eine Behandlung wegen Malaria, Typhus, Wurmbefall oder Infektionskrankheiten 1 Euro, für Kinder bis fünf Jahre 2 Euro. Mitarbeiterinnen behandeln auch Menschen im umliegenden Buschland des 150.000 Einwohner umfassenden Gulu- Distrikts. Die medizinische Betreuung durch das Projekt wird von der Regierung kontrolliert, bisher ohne Beanstandungen. Lightray legt den Fokus auf Qualität, arbeitet basis-orientiert und nachhaltig. Leiterin der Medizinstation ist die 70-jährige Hebamme Clementina Abur, zwei Krankenschwestern stehen ihr zur Seite. Die amerikanische Organisation NuHealth unterstützt das Projekt durch medizinische Geräte und Medikamente, die kommen auch von befreundeten Apotheken in Münster.

Bildung schon im Kindergarten

Auf dem Gelände von Lightray steht seit September 2012 eine heimelig eingerichtete Entbindungshütte. 40 Kinder erblickten hier bereits das Licht der Welt. Philipp heißt das erste Baby, das hier geboren wurde. Die neuen Menschlein bekommen gleich nach der Geburt durch Assistentin Prudent eine Immunisierung, Kleidung sowie ein Moskitonetz, während die Mütter eine Mahlzeit sowie eine Hygieneschulung durch Susan erhalten. Auf Bildung legen Heike und Filda großen Wert. So soll ein Einstieg schon im Vorschul-Kindergarten erfolgen. 158 Kinder – aus den umliegenden Dörfern, darunter auch Waisen- und HIV-infizierte Kinder – besuchen den am 12. Januar 2013 eingeweihten Kindergarten. Dazu gehören ein nett gestalteter Spielplatz sowie eine Sanitäranlage mit ökologischen Ecosan-Toiletten. Sind sie dem Kindergarten entwachsen, können die Kinder die Schule bei Lightray besuchen. Zwei Lehrerinnen unterrichten hier, es werden die in Uganda üblichen Schuluniformen getragen, eine geringe Schulgebühr ist zu entrichten. Erwachsene Frauen können beispielsweise Nähkurse bei Grace absolvieren, die Ausbildung ermöglicht ihnen, etwas eigenes Geld zu verdienen. Ein Landwirtschaftsprojekt zum Anbau von medizinischen und Heilpflanzen sowie Nahrungsmitteln wurde auf einem gepachteten Stück Land umgesetzt. Ziel des Lichtstrahl- Projektes ist die ganzheitliche Hilfe zur Selbsthilfe, die Selbstständigkeit der gebeutelten und mittellosen Menschen zu erreichen. Weitere Hütten entstehen auf dem Gelände, ein Lagerraum für Lebensmittel oder eine Hütte für Schulmaterialien. Heike und Filda haben kürzlich ein Stück angrenzendes Land gekauft. Der Lichtstrahl soll noch breiter scheinen, aber nicht ausufern, die Frauen wollen den Überblick behalten können. Heike Rath arbeitet nach wie vor als Anästhesie- Schwester in Münster. Sie lässt sich nur 23 Stunden monatlich bezahlen, die restlichen Stunden laufen auf ein Überstundenkonto für Uganda-Zeit. So kann sie mehrmals im Jahr für drei bis vier Wochen zu ihrem Projekt zurückkehren, das drei Jahre nach der Gründung zu ihrer Herzensangelegenheit geworden ist und bei dem sie den "Sinn des Lebens" wieder spürt...

Text & Fotos: Helge Ebbmeyer

zurück

MATHILDE