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Foto: privat

Die Musik war ihre Passion

Mascha Blankenburg ebnete Musikerinnen den Weg.
Ein Nachruf.

Die Schwierigkeiten für Mascha Blankenburg im Studium skizzierte Ingrid Strobl im November 1980 in der Emma: "Als Mascha mit 19 Jahren ankam und sagte: ‘Ich will Dirigentin werden’, reagierte ihr Vater nicht eben ermutigend: "Wenn du unbedingt unglücklich werden willst, bitte, dann werde Dirigentin". "Er hat das völlig richtig eingeschätzt. Als Frau hast du auch keine Chance", so Mascha. Allen Schwierigkeiten zum Trotz nahm sie an internationalen Meisterkursen teil. "Da habe ich gelernt, was Konkurrenz ist, und was es heißt, Frau und Dirigentin zu sein." Dramatischer Höhepunkt war der Besuch eines Meisterkurses als einzige Frau unter 70 Männern. Sie tritt ans Pult, dirigiert die ersten Takte, da stürzt der Leiter des Kurses auf sie zu und zerrt sie vom Pult. Nach dieser Demütigung erklärt er ihr: "Wie können Sie es wagen, hier qualifizierten Männern den Platz wegzunehmen! Sie sind eine Null, sie gehören in die Küche!" Jeden Tag stand sie bei dem Pascha auf der Matte und bestand darauf, die gleiche Chance wie alle anderen zu haben. Ende der Geschichte: Sie landete unter den drei besten AbsolventInnen des Kurses und dirigierte im Abschlusskonzert. Mascha lernte früh, dass eine Frau dreimal so stark sein muss wie ein Mann, um es in diesem Machtberuf zu etwas zu bringen. Am 9. März 2013 ist die Musikerin, Dirigentin, Kantorin Elke Mascha Blankenburg im Alter von 69 Jahren gestorben. Sie entdeckte das große Potential der Kompositionen von Fanny Hensel geb. Mendelssohn und führte einige von ihnen erstmalig auf. Sie rief den "Internationalen Arbeitskreis Frau und Musik" ins Leben, um Werke von Komponistinnen aus Vergangenheit und Gegenwart zu sammeln, zu erforschen und aufzuführen. (Dieser Arbeitskreis unterhält mit Förderung durch das Land Hessen und die Stadt Frankfurt das weltweit größte Archiv zum Thema mit mehr als 20.000 Medieneinheiten). Mit dem Clara Schumann Orchester Köln gründete sie das damals einzige professionelle Frauensymphonieorchester, mit dem sie Werke von Komponistinnen der Klassik, Romantik und der Moderne aufführte. Für ihre vielfältigen Verdienste bekam Elke Mascha Blankenburg 1999 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen. Sie erhielt den Kulturpreis "Premio Domenico Rea" für ihr Lebenswerk und den Kulturpreis "Die besondere Frau" für die Wiederentdeckung und Uraufführung der Werke von Komponistinnen. Für den Furore Verlag arbeitete Elke Mascha Blankenburg als Herausgeberin. Die Musik bestimmte früh ihr Leben: Sie wurde am 15. Dezember 1943 in Mindelheim geboren. Bereits mit sechs Jahren erhielt sie Klavierunterricht. Die Violine kam hinzu. Bis 1971 studierte sie Kirchenmusik, Chor- und Orchesterleitung an den Musikhochschulen in Heidelberg, Schlüchtern, Köln und Wien. Während ihres Studiums komponierte sie Bühnenmusiken, war Sängerin in einer Band und schrieb Musikkritiken für Presse und Rundfunk. In den 1980er Jahren veranstaltete Mascha Blankenburg in Köln und Bonn das erste "Internationale Komponistinnen- Festival" auf deutschem Boden. Weitere Festivals und ein "Internationales Orgel- Festival" folgten. Darüber hinaus initiierte sie den "Fanny-Mendelssohn-Wettbewerb für Komposition". 1999 erlitt sie einen Gehörsturz. Der sich einstellende Tinnitus machte es ihr unmöglich, ihren Beruf als Dirigentin weiter auszuüben. Seither arbeitete sie als Publizistin und veröffentlichte u. a. 2003 das Buch "Dirigentinnen im 20. Jahrhundert". Im Juli 2011 erschien ihr erster Roman: "Tastenfieber und Liebeslust". Mascha Blankenburg war eine Pionierin für Frauen in (fast) allen Bereichen der Musik. Sie hinterlässt eine junge Generation von aufstrebenden Dirigentinnen, Komponistinnen und Musikwissenschaftlerinnen, die deutlich leichter Musikfestivals und Hochschulen erobern. Für sie alle hat diese große starke Frau die Wege geebnet.

Text: Barbara Obermüller

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