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Auf Anhieb ein gutes Einverständnis zwischen Rangerin Faridah und Helge Ebbmeyer.

Das Walki Talki ist ein Hilfsmittel, um im Regenwald Schimpansen aufzuspüren.

Die Boda Bodas sind oft mit bis zu vier Personen besetzt.

Die 25-jährige Diana Aber hat sich mit dem Motorradtaxi ihren Platz unter Männern erkämpft. Foto: Daily Monitor

Faridah Katusabe und Diana Aber

Zwei Frauen, die auf eigenen Füßen stehen. Ein Bericht aus Uganda von Helge Ebbmeyer

Faridah Katusabe ist Rangerin für Schimpansen-Trekking im Kibale Forest National Park in Uganda und eine der starken Frauen in dem Land, die nicht nur ihr Leben in die eigenen Hände genommen haben und alleine ihre Kinder ernähren, sondern sich damit auch munter und mutig auf das Parkett eines bis vor wenigen Jahren „männlichen Arbeitsfeldes“ gewagt haben. Heute sind unter den 18 Rangern im Park sechs Frauen.

Die 28-jährige Faridah ist Mutter eines sechsjährigen Zwillingspärchens, wie sie mit leuchtenden Augen erzählt. Ihr Freund und Vater der Kinder verließ sie kurz nach der Geburt der Kleinen mit der Begründung, sie sei nicht gebildet genug. Er ging in die Hauptstadt Kampala und heiratete eine „studierte“ Frau. „Ich habe den Kopf nicht in den Händen vergraben“, sagt Faridah, „sondern eine Ausbildung zum Ranger Guide begonnen“. Drei Jahre dauerte das Training, nach einem Jahr erhielt sie ein Zertifikat, nach weiteren zwei Jahren ein Diplom vom WWF (World Wildlife Fund). Faridah liebt ihre Arbeit, kennt jedes Fleckchen Erde, alle Pflanzen und Tiere im National Park und benennt schmunzelnd Bäume, deren Rinde als Medizin und auch für Liebestränke von der Bevölkerung genutzt wird.

Während die Rangerin im Regenwald Schimpansen aufspürt, werden die Zwillinge von ihrer Mutter betreut. Diese ist die zweite Frau eines Mannes, der Faridahs Vater und gleichzeitig mit drei Frauen verheiratet ist. Das ist in Uganda sowohl bei Moslems als auch bei Christen üblich, sofern „Mann“ es sich finanziell leisten kann, wie Faridah sagt. Ihr Vater lebt wechselweise immer für eine Woche mit einer seiner drei Ehefrauen zusammen. Auf die Frage, ob sie sich vorstellen könne, eine Zweit- oder Drittfrau zu sein, antwortet Faridah im Brustton der Überzeugung, dass dies für sie nie in Frage käme. Ihr geht es gut so wie es ist, und dann überzieht ein strahlendes Lächeln ihr Gesicht.

Diana fährt Boda Boda

Auch Diana Aber (25) wurde nach der Geburt ihres zweiten Zwillingspärchens von ihrem Mann verlassen. Sie entschied sich, als Boda Boda-Fahrerin zu arbeiten, um sich und ihre Kinder zu ernähren. Die Mutter aus Gulu im Norden Ugandas ist seit fünf Jahren Boda Boda-Fahrerin. So werden die Motorrad-Taxis genannt, die selbst in abgelegenen Winkeln des afrikanischen Landes zu finden sind. Diana Aber suchte einen Weg, wie sie ihre Kinder ernähren konnte, ohne sie den ganzen Tag alleine zu lassen. „Ich hatte kein Kapital und selbst wenn ich es gehabt hätte, meine Kinder waren zu klein, um sie alleine zuhause zu lassen. Deshalb entschied ich mich für diese Arbeit, da ich ab und zu nach Hause gehen kann“, sagt sie. „Am Anfang wurde ich verhöhnt und belächelt. Freundinnen nannten mich Prostituierte, und auch die männlichen Boda Boda-Fahrer waren nicht begeistert über mein Erscheinen in ihrem Kreis. Mit der Zeit und nachdem sie erfuhren, dass ich eine alleinerziehende Mutter bin, die um ihre Existenz kämpft, wurde es viel besser. Inzwischen beschützen sie mich sogar. Sie schicken Kunden zu mir, auf jeden Fall auch alle Frauen, die gefahren werden wollen.“

Abers Arbeitstag beginnt mit dem Fertigmachen ihrer Kinder für die Schule, ab 8 Uhr fährt sie Taxi, kocht mittags zuhause Essen, um 19 Uhr hört sie auf zu arbeiten. Sie verdient bis zu 11 Euro pro Tag und zahlt jede Woche 16 Euro an den Eigentümer des Motorrades. Diana ist eine von jetzt vier Boda Boda-Fahrerinnen unter 4.500 Fahrern im Distrikt. Sie möchte gerne ein Stückchen Land erwerben, um Gemüse anzubauen und ein eigenes Boda Boda zu besitzen, das sie dann vermieten würde. „Die Tage sind vorbei, an denen es Arbeit gab, die nur von Männern erledigt werden kann. Frauen können genau die gleiche Arbeit tun, erst recht wenn es das Leben ihrer Familie verbessert“, sagt Diana Aber.

Helge Ebbmeyer — Fotos ohne Angabe: Helge Ebbmeyer

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