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Vom Ritt durch Arabien zum Coaching mit Hengsten

Brigitte Marx-Lang macht außergewöhnliche Angebote als Coach und Karriereberaterin

„Nach längerem Aufenthalt in Saudi Arabien und Libyen habe ich Sozialpädagogik und Erwachsenenbildung studiert“ schreibt Brigitte Marx-Lang auf ihrer Website www.perspektivenentwicklung.de über sich. Der kurze Satz hinterlässt bei mir gleich mehrere große Fragezeichen. Warum und wie kam sie nach Saudi Arabien? Und wann hat sie dann ihr Studium begonnen? Brigitte Marx Lang (57) lächelt verschmitzt. Sehnsucht nach Saudi Arabien hatte sie schon seit ihrer Jugend durch das Schmökern dicker Karl-May- Bände. Sie wollte wie Kara Ben Nemsi und Hadschi Halef Omar „Durch die Wüste“ reiten. Und sie ist durch die Wüste geritten! Als junge Frau, früh verheiratet mit einem Ingenieur, der plötzlich arbeitslos wurde und auf ihr Drängen hin einen Job in Saudi-Arabien annahm.

Doch mit Mitte 20 war das Märchen aus 1001 Nacht für sie beendet. „Da saß ich plötzlich da als Alleinerziehende mit kleinen Kindern und ohne Job.“ Die gelernte Zahnarzthelferin ist „von Pontius zu Pilatus gerannt“ und wollte sich im Arbeitsamt beraten lassen. Sollte sie ihr Abi nachholen, welchen Beruf sollte sie anstreben, vielleicht ein Studium beginnen? Der „Berater“ im Arbeitsamt war überaus motivierend: „Junges Frauchen, des Abi schaffe se doch net mehr“, hat er zu ihr gesagt. „Das war sooo frustrierend“, erzählt Marx-Lang. Doch sie hat sich nicht entmutigen lassen. Und der Frust führte schon damals zu dem Wunsch, (nicht nur) Frauen kompetent beruflich zu beraten.

„Dann kommen die Kerle...“

Sie hat ihr Abi noch gemacht, Sozialpädagogik studiert und dann gleich in leitender Funktion in der Erwachsenenbildung gearbeitet. Parallel dazu hat sie zusätzlich Volkswirtschaft und Philosophie studiert – diese Fächer aber ohne Abschluss. Sie hat eine Frauenbildungsstelle geleitet und eine Aktiengesellschaft aufgebaut, deren Ziel es war, Frauen ohne Berufsabschluss zur Telearbeit zu qualifizieren. Mit drei Niederlassungen und 400 Beschäftigten ein sehr erfolgreiches Projekt. „Aber wenn Frauenprojekte erfolgreich sind, kommen die Kerle und reißen alles an sich“, beschwert sich Brigitte Marx-Lang. Ein Geschäftsführer wurde ihr vor die Nase gesetzt, das Mobbing gegen sie begann, bis sie den Kram hingeschmissen hat. Das war 2001, und seitdem ist sie selbstständig als Coach und Karriereberaterin.

„Perspektivenentwicklung“ hat sie ihre Firma in Ober-Ramstadt genannt. Ihr Angebot richte sich nicht nur an Frauen, obwohl sie selbst „aus der feministischen Erwachsenen- Bildung“ komme. Doch heute setzt sich ihre Klientel in Einzelgesprächen zu 70% aus Männern und 30% aus Frauen zusammen, während es in den von ihr angebotenen Seminaren genau umgekehrt ist. Sie werden zu zwei Dritteln von Frauen wahrgenommen. Ihre Klient/ innen kommen nicht nur aus Südhessen, sondern aus ganz Deutschland und aus der Schweiz, aus England, ja sogar aus Australien! Ab Ende 2002 gab es im Darmstädter Echo eine Serie von Artikeln von ihr unter der Rubrik „Karriere-Knigge“, die zu ihrer wachsenden Bekanntheit beigetragen hat. Eine ähnliche Artikelfolge erschien in der Frankfurter Rundschau, hier lautete die Überschrift „Büro-Benimm“. Im Hessischen Rundfunk (HR 1) ist sie beim „Profiteam“ dabei und wird mindestens einmal im Monat als Expertin befragt. Dabei geht es unter anderem um Frust im Job, Burnout, darum, wie man Schwächen in Stärken verwandelt und um die professionelle Bewerbung.

Coaching auf Augenhöhe

Da es die weibliche Form für Coach nicht gibt, nennt sich Marx-Lang ganz schlicht Beraterin, „flapsiger Coacherin“. Und ihr Motto lautet: „Jeder Mensch ist Expert/in für das eigene Leben. Ich bin Expertin für professionelle Fragen und die Informationsweitergabe.“ Bei der von ihr angestrebten Begegnung auf Augenhöhe werde sie oft gefragt: „Was soll ich machen?“ Diese Frage könne und wolle sie nicht beantworten, aber ratlose Menschen dahin bringen, dass sie die Antwort selbst finden. Coaching, wie es Brigitte Marx-Lang versteht, „führt Menschen hin zu Autonomie, Kompetenz und Solidarität“.

Wichtige Themen der Arbeit von Marx-Lang sind Selbstmanagement und Teambildung. Beim Selbstmanagement gehe es darum, sich selbst kennenzulernen in Bezug auf Stärken und Werte. „Jede/r hat ein individuelles Kompetenzbündel. Wenn ich das kenne, werde ich handlungsfähig, kann meine Stärken zum Beispiel in einem Bewerbungsverfahren benutzen. Und wenn ich weiß, was ich kann, kann ich auch akzeptieren, was ich nicht kann.“ Bei den Werten geht es ihr darum, „was wir wirklich wollen, nicht was wir nicht wollen.“ Sie arbeitet mit ihren Klient/innen heraus, welche Werte gerade im Vordergrund stehen. Das Leben werde leichter, wenn man versuche, nicht dagegen zu arbeiten.

Zum Thema Teambildung, das oft von Firmen für leitende Mitarbeiter gewünscht wird, veranstaltet sie ganz besondere Workshops – in Zusammenarbeit mit dem Hessischen Landgestüt Dillenburg. „Fühlen Sie sich in Ihrer Führungsrolle wohl? Ist Ihre Führungsrolle authentisch? Werden Ihnen Vertrauen und Respekt entgegengebracht? Wenn Sie herausfinden wollen, wie Sie durch bewusste und unbewusste Kommunikation auf Ihre Mitmenschen wirken, dann sind Sie bei uns richtig!“, heißt es auf der Website.

Leithengst gesucht

In einem eintägigen Seminar – das nächste soll am 21. Mai stattfinden - erhalten die Teilnehmer/innen (zu 50% Frauen) durch das „Medium“ Pferd einen Einblick in ihre individuellen Führungsstärken und -fähigkeiten. Denn der Umgang mit dem Tier spiegele den Umgang mit Menschen wider, und damit könne man seinen persönlichen Führungsstil entwickeln. In der Zusammenarbeit mit den Hengsten des Hessischen Landgestüts in Dillenburg als vierbeinigen „Coachs“ sollen die Teilnehmer/innen lernen, durch Authentizität, Vertrauen und Respekt ihre Führungsposition zu stärken und ungenutzte Potenziale zum Einsatz zu bringen.

„Wieso nur Hengste?“, frage ich. „Hengste sind selbst Führungspersönlichkeiten und spiegeln sofort wider, ob Sie es auch sind“, erklärt Brigitte Marx-Lang, die sich bei diesen Interaktionen zwischen Mensch und Tier nicht alleine auf ihre Erfahrungen in der arabischen Wüste verlässt. Es sind außerdem kompetente Gestütsmitarbeiter dabei (Landstallmeister und Hauptsattelmeister lese ich). Manche Teilnehmer/innen kämen an mit großen Zweifeln: „Oh, ich habe aber Angst vorm Pferd, muss ich’s anfassen?“, wird manchmal anfangs gefragt. Marx-Lang beruhigt dann mit den Worten: „Sind alles Pflanzenfresser.“ Und so manche/r Teilnehmer/in, sie berichtet von einem Zahnarzt, verabschiedet sich schließlich von „seinem“ Pferd mit Tränen in den Augen.

Jutta Schütz

Weiterbildung zum Coach
Brigitte Marx-Lang bietet eine berufsbegleitende Weiterbildung zum Coach an.
Zielgruppe: Akademikerinnen.
Ausbildungszeit: 366 Stunden innerhalb von 18 Monaten mit 3 Präsenztagen pro Monat, 2 Blockveranstaltungen à 4 Tage, 30 Stunden therapeutisches Praktikum.
Abschluss: Fachprüfung, Hochschulzertifikat.

Infos: www.perspektivenentwicklung.de

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