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Besuch von der „Dame in Schwarz“

Depression kann jede/n treffen

Für manche/n ist sie ein schwarzer Hund, für andere eine Dame in Schwarz oder ein Monster, das von einem Menschen ganz und gar Besitz ergreift und das es in einem harten Kampf zu besiegen gilt. Die Depression hat viele Beinamen. Sie wird auch „Krebs der Seele“ genannt. Jedenfalls ist sie keine Einbildung, sondern eine Krankheit, die jede/n treffen kann.

Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leiden weltweit mehr als 300 Millionen Menschen an Depressionen, in der Bundesrepublik sind es rund vier Millionen. In zehn Jahren könnten sie die zweithäufigste Volkskrankheit sein. Und das hat auch auf Wirtschaft und Gesellschaft gravierende Auswirkungen. Allein in Hessen werden derzeit rund 7.000 Patient/innen in Krankenhäusern wegen Depressionen behandelt.

Eine derartige Krankheit kann vielfältige Ursachen haben. Ein Burnout kann Auslöser sein. Als Burnout-Syndrom bezeichnet die Wissenschaft einen Zustand starker emotionaler Erschöpfung, der häufig aufgrund außerordentlicher sozialer Belastung entsteht. Beinahe jede/r dritte Deutsche fühlt sich dauerhaft erschöpft oder ausgebrannt. Und die Gefahr, dass sich daraus eine rundum lähmende Depression entwickelt, ist groß.

Frauen häufiger depressiv als Männer

Bei Frauen tritt eine Depression doppelt so häufig auf wie bei Männern. Von vier Frauen erlebt eine in ihrem Leben eine Depression, bei Männern ist es nur einer von acht. Wieso werden wesentlich mehr Frauen depressiv als Männer? Lange Zeit war klar, dass viele Frauen depressiv werden, wenn sie in die Wechseljahre kommen oder wenn ihre Periode ansteht. Einige Frauen bekommen eine Depression im Wochenbett, die verursacht wird durch die Hormonumstellung im Körper.

Daraus zog man die Lehre, dass es etwas mit den Hormonen zu tun haben müsse. Allerdings ist man in letzter Zeit von dieser einfachen Gleichung weggekommen, dass weibliche Hormone Depressionen verursachen würden. Denn tatsächlich bekommen ja nur wenige der Frauen in den oben genannten Situationen eine Depression. Wenn es also generell an den Hormonen liegen würde, müsste die Zahl wesentlich höher liegen. Zudem wurden die Frauen, bei denen Depressionen dann doch auftreten, natürlich inzwischen genauer untersucht und es wurde festgestellt, dass sie keine gravierenden Unterschiede zu nicht-depressiven Frauen aufweisen.

Allerdings hält sich das Vorurteil weiterhin hartnäckig, dass es genüge eine Frau zu sein, um automatisch im Laufe des Lebens depressiv zu werden.

Die Forschung geht heute davon aus, dass die Neurotransmitter in unserem Gehirn tatsächlich unterschiedlich auf Stress- oder Sexualhormone reagieren. Auch scheint eine höhere Anfälligkeit für Depressionen bei Frauen zu bestehen. Zudem mag der unterschiedliche Hirnstoffwechsel einen Einfluss auf den Krankheits­verlauf und die Dauer haben. Und schließlich dürfte die genetisch begründete Reaktionsweise der Frauen auf Stress noch ein weiterer Faktor sein. Denn wie Beobachtungen zeigten, neigen Frauen vor einer depressiven Erkrankung öfter zu Angsterkrankungen, die wiederum depressionsfördernd sind, während Männer sich in solchen Situationen mehr einer Abhängigkeit oder anderen auffälligen Verhaltensweisen zuwenden.

Zudem reagieren besonders Frauen auf Faktoren wie Diskriminierung, Armut, Arbeitslosigkeit und Gewalt, auch sexueller Natur, besonders empfindlich. Erschwerend kommt hinzu, dass diese ungünstigen Faktoren gerade bei Frauen häufiger vorkommen als bei Männern.

Dass die Depression eine sehr ernstzunehmende Krankheit ist, zeigt allein die Zahl der Todesfälle: Mehr als 10 Prozent der schwer an Depressionen erkrankten Menschen begehen Selbstmord. Aber für einen Freitod gibt es verschiedene Ursachen. MATHILDE scheut sich nicht, auch dieses Thema aufzugreifen.

Hilfe brauchen nicht nur die Betroffenen, sondern auch die Angehörigen. „All meine Freunde sagen das, wie verzweifelt und hilflos sie sich fühlten und wie verängstigt. Jeder, der einen depressiven Menschen liebt, kennt diese Angst und Machtlosigkeit. Es ist eine grausame, eine zermürbende Krankheit, und das nicht nur für diejenigen, die in ihr gefangen sind.“ (Sally Brampton: Das Monster, die Hoffnung und ich)

Jutta Schütz

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