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Rebiya Kadeer:

Die Frau, die den Drachen das Fürchten lehrt

Rebiya Kadeer uigurische Chinesin; Unternehmerin und Vorsitzende des Weltkongresses der Uiguren und Exilwohnsitz in Washington USA, wurde 1948 in Xinjiang, der nordwestlichen chinesischen Provinz, geboren. Westliche Medien beschreiben sie gerne als die Staatsfeindin Nummer eins der chinesischen Volksrepublik. Doch wer ist diese Frau, die die alten Parteikader der Kommunistischen Partei Chinas so fürchten? Eines ist sie in jedem Falle: mutig und willens sich nicht mundtot machen zu lassen. Weder im Exil, noch durch Repressionen gegen sie und ihre Familie.

Frau Kadeer setzt sich seit Jahren für eine bessere Behandlung der muslimisch uigurischen Gesellschaft in der Volksrepublik China ein. Sie tritt für Menschenrechte und eine gleichberechtigte gesellschaftliche Teilhabe von Frauen und Männern ein.

Ihre außergewöhnliche Lebensgeschichte steht für eine Frau mit Mut, Willenskraft und einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn.

Nicht immer wurde Frau Kadeer von der chinesischen Regierung verfolgt und geächtet.

Bereits im Alter von 27 Jahren war sie sechsfache Mutter. Sie ließ sich scheiden und baute unterschiedliche Kaufhäuser in Urumqi, der Hauptstadt der Provinz Xinjiang, selbstständig auf. Ende der 1970er Jahre heiratete die erfolgreiche Kaufhausbesitzerin den uigurischen Widerstandskämpfer Sidik Rouzi und bekam mit ihm drei weitere Kinder und zwei Adoptivkinder.

Frau Kadeer engagierte sich neben ihrem Beruf immer auch gesellschaftlich für Frauen und wurde 1992 als Vorsitzende der Handelskammer von Xinjiang in den chinesischen Volkskongress gewählt. Dort trat sie verstärkt für die Rechte von Frauen ein und vertrat die VR China unter anderem1995 auf der Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen in Beijing.

In dieser Zeit war Frau Kadeer ein Aushängeschild der politischen Führung der Volksrepublik China.

Als sie jedoch Ende der 1990er Jahre zunehmend die gewalttätigen Repressalien gegen die uigurische Minderheit durch die chinesische Regierung kritisierte und dies auch noch in einer Rede vor der politischen Konsultativkonferenz in aller Öffentlichkeit tat, verlor sie ihren Status als "Vorzeige-Uigurin". Zeitgleich gründete Frau Kadeer die Frauenorganisation "Tausend-Mütter- Bewegung" mit dem Ziel, die Rechte von Frauen und ihr ökonomisches Engagement zu stärken. Das zunehmend regierungskritische Engagement von Frau Kadeer führte im Jahr 1999 zu ihrer Verhaftung und Verurteilung zu acht Jahren Gefängnis. Begründung war der Vorwurf, sie hätte Staatsgeheimnisse an die USA verraten. 2005 wurde Frau Kadeer jedoch auf Druck der US Außenministerin Condoleezza Rice freigelassen und lebt seither mit Ihrem Mann im Exil. Allerdings sind einige ihrer Kinder weiterhin in der VR China und sind dort auch Verfolgung und Repressalien durch die Regierung ausgesetzt.

Doch auch im Exil setzt sich Frau Kadeer weiter für ihre Landsleute ein. Sie prangert die gewalttätigen Menschenrechtsverletzungen der chinesischen Führung an ihren Landsleuten an und setzt sich für Uiguren weltweit ein. Als Folgen auf ihr Engagement wurde 2005 ein Mordanschlag auf sie verübt, dem sie jedoch entging. International ist Frau Kadeer hoch angesehen und geachtet und wurde bereits dreimal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen. Ihre Kraft bezieht diese Frau aus ihrer Familie, ihrem Gerechtigkeitssinn und ihrem Glauben. Sie setzt sich für eine gerechte, gleichberechtigte Partizipation der Uiguren am chinesischen Staat und der Gesellschaft ein und strebt innerhalb der heute bestehenden chinesischen Grenzen für ein Mehr an Autonomie für ihr seit 1949 durch das Ende des chinesischen Bürgerkrieges zugehöriges Volk der Uiguren. Sie wird sich auch weiterhin für ein anderes China einsetzen und gibt damit nicht nur der uigurischen Minderheit sondern auch anderen ethnischen Gruppen innerhalb der neuen, alten Weltmacht China Hoffnung.

Katharina Roth-Deblon

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