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Pflegeberuf als Chance?

Angebot für Frauen und Migrantinnen in der Pflege

In den nächsten Jahren steigt der Bedarf an Pflegekräften erheblich. Seit 2002 bietet das Deutsche Rote Kreuz in Darmstadt den Kurs "Helfer in der Pflege" (HiP) an. In dieses Kurskonzept wurden speziell die Bedürfnisse von Frauen und Migrantinnen einbezogen. Frau Fatma Yilmaz (Dipl. Pflegewirtin) hat das Konzept entwickelt und leitet die Abteilung Pflegequalifizierung des DRK in Darmstadt.

Wie kam es zu dem Schulungsangebot "HiP"?

Dadurch dass immer mehr Menschen pflegebedürftig werden, steigt der Bedarf an Pflegekräften. Meine Aufgabe war es, einen arbeitsmarktorientierten Schulungskurs zu entwickeln, wobei bestimmte Zielgruppen (Frauen, Alleinerziehende; Menschen mit Migrationshintergrund) im Fokus standen. Inhaltlich werden theoretische und praktische Kenntnisse für den Bereich Pflege vermittelt und es findet ein Praktikum statt, die Schulung dauert vier Monate. Der Unterricht findet am Vormittag statt, in der Zeit, wo die Kinder in Kindergarten und Schule sind. Im Jahr bieten wir zwei HiP-Kurse an, die Ferien sind unterrichtsfrei. Nach dem erfolgreichen Besuch des Kurses erhalten die TeilnehmerInnen ein Zertifikat.

Wer besucht dieses Schulungsangebot?

Wie in allen sozialen Berufen ist der Anteil von Frauen mit 95 Prozent sehr hoch. Um noch weitere Zahlen zu nennen: 70 Prozent der TeilnehmerInnen sind allein erziehend, die Hälfte von ihnen haben einen Migrationshintergrund und 70 Prozent der TeilnehmerInnen werden gefördert (zum Beispiel durch die Agentur für Arbeit). Die Altersverteilung ist gemischt von 18 bis 58 Jahre.

Der berufliche Hintergrund ist sehr unterschiedlich: WiedereinsteigerInnen nach der Familienphase, Langzeitarbeitslose, Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen noch nie gearbeitet haben und Kräfte, die im Pflegebereich ohne Qualifikation arbeiten.

Welche Erfahrungen haben Sie mit den Kursen gemacht?

Uns ist es wichtig, die TeilnehmerInnen individuell während des Kurses zu betreuen. Ein offenes Ohr für die unterschiedlichen Lebenssituationen und der daraus resultierenden Probleme zu haben. Das Selbstbewusstsein zu fördern, berufliche Perspektiven aufzuzeigen und durch ein Bewerbungstraining mit dem Schwerpunkt auf die Darstellung der eigenen Person Mut zu machen. Gerade, wenn Teilnehmerinnen lange nicht beruflich tätig waren, ist es wichtig, sie auf neue Situationen im Berufsleben vorzubereiten.

Während des Praktikums, das in der ambulanten oder stationären Pflege, je nach Wunsch der TeilnehmerInnen abgeleistet wird, besuchen wir diese. Es findet dann auch ein Gespräch mit den Leitungskräften der Einrichtungen statt. Manchmal bekommen die TeilnehmerInnen schon im Praktikum eine Arbeitsstelle angeboten.

Was machen die TeilnehmerInnen, wenn sie den Kurs abgeschlossen haben?

Die Helfer in der Pflege arbeiten in der stationären oder in der ambulanten Pflege. Im Moment beträgt die Vermittlungsquote der HiPs 70 Prozent.

Ein Viertel der TeilnehmerInnen beginnt nach dem Kurs eine einjährige oder dreijährige Pflegeausbildung. Vorher waren die formalen Voraussetzungen für eine Ausbildung vorhanden, aber die Lernenden hatten häufig nicht den Mut, sich für einen Ausbildungsplatz zu bewerben. Während des Kurses merken sie, dass sie durchaus die Fähigkeiten haben eine Ausbildung zu beginnen.

Der Kontakt zu den Auszubildenden bleibt auch häufig nach dem Kurs bestehen. Wir werden informiert, wenn jemand eine Arbeitsstelle bekommen hat. Aber auch wenn es um Informationen geht oder die TeilnehmerInnen berufliche Schwierigkeiten haben, melden diese sich bei uns. Durch unser Fortbildungsangebot haben wir außerdem Kontakt zu den "Ehemaligen".

Wie beurteilen Sie das Angebot "HiP" für die nächsten Jahre?

Das HiP-Angebot ist ein tragendes Konzept, eine ergänzende Säule in der Pflege. Wir brauchen viele Säulen, um den Pflegebedarf in den nächsten Jahren zu decken. Ein Fokus soll dabei auf die Förderung des examinierten Pflegenachwuchses gelegt werden. Wobei es wichtig ist, dass keine Konkurrenz entsteht, sondern ein Miteinander zum Wohle der Pflegebedürftigen.

Was bieten Sie in Ihrer Abteilung, außer dem HiP-Kurs, an?

Zweimal im Jahr bieten wir die Schulung zur Betreuungskraft nach dem § 87 b an. Die Betreuer werden in Einrichtung für die Betreuung von überwiegend demenziell erkrankten Menschen eingesetzt.

Für pflegende Angehörige bieten wir kostenfrei Kurse zur häuslichen Pflege an. In den Angehörigenkursen haben wir zwei Schwerpunkte: die Informationen zur Pflege in der häuslichen Umgebung und der Austausch mit den anderen KursteilnehmerInnen.

Wie schon erwähnt, bieten wir regelmäßig Fortbildungen fü Pflege- und Betreuungskräfte, zu aktuellen Pflegethemen, an.

Haben Sie Wünsche für die Pflege im Jahr 2011?

Im Kurs wird immer darauf hingewiesen, dass im Mittelpunkt der Pflege der Mensch steht. Das wünsche ich mir auch für die Pflegekräfte. Die Schaffung von besseren Rahmenbedingungen für den Arbeitsplatz Pflege: kein Arbeiten unter Zeitdruck, den individuellen Wünschen der Pflegebedürftigen gerecht werden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die Einführung von neuen Arbeitszeitmodellen. Für unsere Zielgruppen ist es wichtig, dass die Pflegeausbildung in Teilzeitform angeboten wird.

Für unsere Kursplanung ist es wichtig, eine Sicherheit der Träger zu haben, die unsere Teilnehmer finanziell unterstützen.

Der Stellenwert der Pflegeberufe in unserer Gesellschaft muss verbessert werden und die Löhne angehoben werden.

Die Motivation bei unseren KursteilnehmerInnen, im Pflegeberuf zu arbeiten, ist sehr hoch, gerade durch diese Maßnahmen werden sie lange und zufrieden in der Pflege arbeiten.

Elke Boß

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