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Die beiden Beraterinnen Karen Käppel (rechts) und Sabrina Becker-de Sousa (links) mit der pädagogischen Fachkraft Gabriele Merziger im Hessencampus-Büro im Landratsamt in Dieburg.

Foto: privat

Bildung - Weiterbildung: - Wo will ich hin?

Im HESSENCAMPUS Darmstadt-Dieburg ist die kostenlose Bildungsberatung gestartet.
MATHILDE-Redakteurin Anja Spangenberg sprach mit den beiden Beraterinnen über ihre Arbeit.

Bildung ist nicht nur zu dem politischen Schlagwort der letzten Jahre geworden, weil die Regierenden die Wiederentdeckung dieser Ressource in ihre Programme schreiben. Bildung wird auch bei den Menschen vermehrt deshalb in den Blickpunkt gerückt, weil sich die Bedürfnisse gewandelt haben. In einer sich beständig ändernden Arbeitswelt ist es zum einen unerlässlich geworden, sich um- oder weiterzubilden, zum anderen sind Menschen mit ihrer eigenen Lebenslaufplanung schon längst nicht mehr bis ins Rentenalter hinein festgelegt. Mit der Nachfrage steigt auch das Angebot und entsprechend groß und unübersichtlich ist inzwischen die Bildungslandschaft in Deutschland.

Wege durch den Bildungsdschungel

Im Landkreis Darmstadt-Dieburg gibt es nun etwas, das es so in der Region noch nicht gab: eine kostenlose Bildungsberatung, die nicht nur alle Menschen anspricht, die sich (weiter-)bilden wollen, sondern die auch Unterstützung bietet bei der schwierigen Suche in einer schier nicht mehr zu überschauenden AnbieterInnen-Landschaft.

Die Beratungstelle gehört zum HESSENCAMPUS Darmstadt-Dieburg, einem Projekt des Hessischen Kultusministeriums, das sich schwerpunktmäßig den Themenkomplexen "Bildung" und "Neue Lernkulturen" widmet.

Der Aufbau eines Selbstlernzentrums gehört dazu ebenso wie die Entwicklung einer bedarfsgerechten Bildungsplanung für den Landkreis. Bildungsberatung ist eine wichtige Säule im ehrgeizigen Vorhaben. Gestartet ist selbige nach den Hessischen Herbstferien mit den beiden Beraterinnen Karen Käppel und Sabrina Becker-de Sousa und der pädagogischen Fachkraft des HESSENCAMPUS Darmstadt Dieburg. Gabriele Merziger ist unter anderem für die Koordination und das pädagogische Konzept der Bildungsberatung verantwortlich. Einen ersten Eindruck nach etwa drei Monaten schildern uns die beiden Beraterinnen in einem persönlichen Gespräch.

Bildung ist keine unveränderliche Größe, sondern von beständiger Entwicklung geprägt. Der Wunsch nach beruflicher Veränderung, der Wiedereinstieg in das Erwerbsleben oder auch eine geeignete Weiterbildung anzugehen, sei es aus beruflichem oder ganz persönlichem Interesse, ist ein Bedürfnis vieler Menschen. Doch den ganz persönlichen Bildungsweg zu finden ist oft gar nicht so einfach. Die bestehende Bildungslandschaft ist weit und vielfältig. Das ist der Tenor beider Beraterinnen in unserem Gespräch. Die kostenlose Bildungsberatung, die zur Zeit in vier Terminblöcken in der Woche angeboten wird, richtet sich an alle Menschen, die eine Orientierungshilfe in Fragen zu Bildung, Beruf und Beschäftigung suchen.

Orientierungshilfe für die individuelle Laufbahnplanung

"Als Beraterinnen begleiten wir ratsuchende Menschen bei ihrer individuellen Laufbahnplanung. Dabei führen wir nicht nur durch das vielfältige Netzwerk der regionalen Partner für Bildung und Beruf, sondern auch zur eigenen Bilanzierung der ganz persönlichen Kompetenz", sagt Sabrina Becker-de Sousa und spricht in diesem Zusammenhang von Orientierungsberatung. Wenn es darum geht, Ratsuchende weiterzuleiten oder die Förderinstrumente, wie zum Beispiel den Qualifizierungsscheck oder die Bildungsprämie zu sondieren, hat die Beratung jedoch eher Lotsenfunktion. "Sich im Bildungsdschungel zurecht zu finden, bedarf schon einiger Erfahrung. Einzelpersonen sind damit oft überfordert", fügt sie noch hinzu.

Wie viele Personen wurden denn seit den Herbstferien beraten? "Schon über 20", antwortet Karen Käppel, die zweite Beraterin im Team. "Und bis auf einen Mann alles Frauen."

Frauen schreiben häufig komplexe Erwerbsbiografien

Gibt es eine Vermutung darüber, warum fast ausschließlich Frauen dieses Angebot nutzen? "Frauen stehen scheinbar häufiger an einem beruflichen Scheideweg", meint Sabrina Becker-de Sousa dazu. "Die Erwerbsbiografien, die Frauen schreiben, sind häufig komplexer als die von Männern, weil sehr oft sie es sind, die Familienzeiten in die berufliche Karriere integrieren. Außerdem sind Frauen sich ihrer beruflichen und sozialen Kompetenzen oft weniger bewusst. Das bedeutet: sie stellen sich nicht so gut auf, wie Männer das tun."

Und dabei kann die Beratung helfen? "Ja", sagt Karen Käppel, "wir klären Wünsche und Bedürfnisse und machen Kompetenzen oder Stärken sichtbar. Damit erweitern wir den Blickwinkel auf das Machbare. Daraus ergibt sich so manches Aha-Erlebnis für die Ratsuchenden, in dem Sinne: das kann ich auch oder in diese oder jene Richtung sollte ich weiterarbeiten."

Ziele der Ratsuchenden sind laut der Beraterinnen bisher vor allem berufliche Neuorientierung oder Wiedereinstieg, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die finanzielle Seite, wie zum Beispiel die Bedingungen für die (Weiter-)Bildungsförderungen oder Informationen über Bildungsurlaube und Ausbildungsförderung.

Navigation durch die Vielzahl der Beratungsstellen

Aber die Bildungsberatung vermittelt auch an andere Stellen weiter. "Es gibt ein großes Netzwerk von Kooperationspartnern, die auf der Website des HESSENCAMPUS zu finden sind, es gibt Weiterbildungsdatenbanken, die wir nutzen und natürlich haben wir auch unseren eigenen Infopool", erzählt Frau Becker- de Sousa, die letzteren auch programmiert. Dieser Pool ist auf beständige Erweiterung und Aktualisierung ausgelegt. In einer sich ständig entwickelnden Bildungslandschaft eine wichtige Aufgabe, findet Gabriele Merziger. "Schließlich hat unsere Beratung auch Lotsenfunktion." Das bedeutet, sie vermittelt weiter - vom Landkreis über Hessens Grenzen hinaus bis hin zu deutschlandweiten Angeboten zum Beispiel bei Bildungsurlauben.

Und warum kommen so wenige Männer? Haben sie es nicht nötig? "Darüber können wir nur Spekulationen anstellen", sagt Sabrina Becker-de Sousa. "Nötig haben sie es mindestens so sehr, wie die Frauen, denn es gibt auch viele arbeitslose Männer oder solche, die etwas Neues machen wollen. Aber", sie grinst, "vielleicht ist der Grund dafür ganz einfach: Männer fragen bekanntlich ja nicht nach dem Weg!"

Anja Spangenberg

Die persönlichen Beratungen finden an folgenden Terminen statt:

  • montags 9:30 - 12:00
  • mittwochs 14:30 - 17:00 im Landratsamt Dieburg Albinistraße 23, Raum 518
  • donnerstags 18:00 - 21:00
  • samstags 9:30 - 12:30 in der Landrat-Gruber-Schule in Dieburg, Holzhäuser Weg, Raum V03

Anmeldung und Info über:
www.hessencampus-dadi.de
hessencampus-dadi@ladadi.de
Telefon: 06071 / 881-2319

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