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Schulfest in Uniformen
Lydia besucht die indischen Mädchen zu Hause
Lydia und Schülerinnen in Diyun

Fotorechte: Sabine Heidemann

Lieber in der Schule ackern als auf dem Feld

Diyun, Arunachal Pradesh - selbst für langjährige Indienreisende ist dieser Teil des Subkontinents terra incognita. Für die Reise in den nordöstlichsten Zipfel Indiens an der Grenze zu Burma, Tibet und Bhutan, benötigt frau eine Sondergenehmigung, und eine touristische Infrastruktur hat diese Region bislang auch nicht. Dabei ist Arunachal Pradesh ein Fest für die Sinne - sattes Grün, wohin das Auge blickt, ein fruchtbares Stück Erde, dazu die farbenprächtigen handgewebten Gewänder der einheimischen Stammesbevölkerung - Singphos, Khamtis, Noctes, Chakmas...

Wegen der Menschen, die hier leben, sind wir auch in diesen entlegenen Winkel Indiens gekommen, genauer gesagt, wegen eines Hilfsprojekts für Mädchen, das wir von Darmstadt aus seit längerem unterstützen. Als Patenschaftsbetreuerin der DBHV, eines buddhistischen Vereins, der vor mehr als zehn Jahren in Darmstadt gegründet wurde und regelmäßig Meditation und Vorträge rund um die buddhistische Lehre anbietet, bin ich Ansprechpartnerin für Menschen, die einem Kind in Indien mittels einer Patenschaft eine Schulausbildung ermöglichen bzw. sich für die Projekte interessieren. Alle Aktiven in unserem Verein arbeiten ehrenamtlich, auch wenn es angesichts der vielen alltäglichen Verpflichtungen oft nicht einfach ist, sich dafür die Zeit zu nehmen. Doch wer weiß, wie Kinder aus armen Familien in Indien, vor allem Mädchen, ohne Schulbildung ein oft erbärmliches Leben fristen und dann als Kontrast den Alltag an der Mahabodhi School und dem angeschlossenen Wohnheim, dem "Rita Girls Home" (RGH), miterlebt, wird die Sinnhaftigkeit dieses ehrenamtlichen Engagements für keine Sekunde in Frage stellen.

Unser Besuch in Diyun im Januar 2010 ist auch für die im RGH lebenden Mädchen ein Novum, denn erstmals haben sie Gelegenheit, ein gleichaltriges Mädchen aus einer ganz anderen Welt kennenzulernen. Lydia, die elfjährige Tochter meiner Begleiterin Sabine, blond und blauäugig, sticht zwar optisch absolut aus der Gruppe der Schülerinnen heraus, ansonsten stellen aber beide Seiten trotz sprachlicher Holprigkeiten binnen kürzester Zeit fest: wir sind uns ja ganz ähnlich!

Wir sind sehr beeindruckt davon, wie fröhlich die Mädchen, ihre Betreuerinnen und die hier lebenden buddhistischen Mönche meist sind, obwohl der Lebensstandard für unsere Maßstäbe äußerst spartanisch ist. Oft gibt es stundenlang keinen Strom, morgens zum Teil auch kein Wasser zum Waschen. Wollen wir duschen, schleppen uns einige der älteren Schülerinnen einen Eimer mit heißem Wasser aus der Küche herbei. So ein "bucket shower" hat den Vorteil, dass damit auch gleich das kleine Gästebad angewärmt wird, denn im Winter ist es hier ziemlich kalt, und Heizungen gibt es nicht.

Die fröhliche, warmherzige Atmosphäre im RGH ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit. Zu Beginn des Projekts konnten sich die Mädchen jenseits ihrer Stammesgrenzen nicht einmal miteinander verständigen, man blieb zunächst unter sich und begegnete sich mit Vorsicht. Inzwischen verstehen sich die Mädchen als große Familie mit Hindi als gemeinsamer lingua franca. Interkulturelle Kompetenz und gegenseitige Unterstützung werden hier tagtäglich im Kleinen geübt - auch dies ein wichtiger Verdienst des Mahabodhi-Projekts in Arunachal.

Wir würden gerne noch mehr Mädchen aus der Region die Gelegenheit bieten, zur Schule zu gehen, anstatt den Eltern bei der Feldarbeit zu helfen - falls diese überhaupt über eigenes Land verfügen. Die Chakmas z.B., Flüchtlinge aus Bangladesh, sind hier nur geduldet und werden häufig diskriminiert. Gerade für ihre Töchter ist der Besuch der Mahabodhi-Schule ein Segen.

Dafür sind wir aber auf weitere Spenden angewiesen.
Wer die Mädchen in Diyun unterstützen möchte, durch Einzelspenden oder die Übernahme einer Patenschaft (monatlich 30 Euro), bekommt weitere Infos auf der Webseite
www.dbhv.de
beziehungsweise per E-Mail an: sponsors@dbhv.de.

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