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Cornelia Diekmann,
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Darmstädter Frauenverbände

Fotorechte: privat

60 Jahre
Arbeitsgemeinschaft Darmstädter Frauenverbände
- eine Arbeit im Ehrenamt -

Im Jahr 2011 feiert die Arbeitsgemeinschaft Darmstädter Frauenverbände (ADF) ihr 60. Jubiläum und wir, die heutigen Vertreterinnen der ADF, werden im kommenden Jahr mit Stolz auf die vergangene Zeit zurückblicken und uns erinnern.

Die Mitstreiterinnen und Vorkämpferinnen von damals leben nicht mehr oder sind jetzt über neunzig Jahre alt. Dies sind unsere Zeitzeuginnen. Sie haben die Gründungszeit der Arbeitsgemeinschaft und des Darmstädter Sozialwerks noch erlebt und waren zum Beispiel in der Darmstädter Heliandgruppe aktiv vertreten. Es gab auch zu jener Zeit starke und kreative Frauen mit Pioniergeist, sozial und politisch kompetent. Glücklicherweise, und es gibt sie immer wieder. Auch heute nach sechzig Jahren. Aber: Wo wären wir heute ohne die Frauen von damals?

Einige der ADF-Frauen sind dabei, dem fortschreitenden Schrumpfungsprozess ihrer Gruppe nachzugeben und sich aufzulösen. Alles hat seine Zeit, sagen sie. Das ist nicht von der Hand zu weisen, aber neue Zeiten bringen neue Formen und Fragen mit sich. Diesen werden wir uns stellen.

Wir, die Frauen von heute, sollten nicht aufhören, uns immer an die Mahnung von Elisabeth Selbert zu erinnern: "Im übrigen sollten die Frauen nie vergessen, dass es ihre Sache ist, für ihre Gleichberechtigung zu sorgen". Ihrem tatkräftigen Einsatz im Parlamentarischen Rat ist die Aufnahme des Satzes "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" in Artikel 3 des Grundgesetzes zu verdanken. Von dieser Erkenntnis haben sich damals die Gründerinnen in Darmstadt bei dem Entschluss leiten lassen, die ADF ins Leben zu rufen.

Sie haben ihre Arbeit im Ehrenamt geleistet. Dies gibt Anlass zu folgender Betrachtung:
Die eher im sozialen Bereich angesiedelte ehrenamtliche Tätigkeit von Frauen war damals vor allem mit einer Haltung der Selbstlosigkeit und Opferbereitschaft verbunden. Sie war wenig sichtbar und wurde von der Öffentlichkeit kaum bemerkt. Heute ist es etwas besser, aber nicht gut genug. Wir müssen dafür sorgen, dass sich dies endlich nachhaltig ändert.

Auch heute stellen wir fest, dass viele Frauen aus unserer Gemeinschaft ehrenamtlich tätig sind und sich mannigfaltig engagieren. Noch hat das Ehrenamt Konjunktur, eine neue Anerkennungskultur trägt Früchte.

Doch trägt sich das nachhaltig in die Frauenverbände hinein? Leider gewinnen wir den Eindruck, dass hier ungünstige Verschiebungen auffällig werden.

Dass die Bereitschaft von Frauen zunimmt, sich heute eher seltener langfristig ehrenamtlich zu engagieren, ist nicht zu leugnen. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass Frauen heute immer noch überwiegend verantwortlich und zuständig sind für die Daseinsvorsorge sowie die Erledigung der Familien- und Haushaltsarbeiten. Damit leisten sie zwar einen hohen gesellschaftlichen Beitrag, eine entsprechende Anerkennungskultur fehlt jedoch immer noch. Eine zunehmende parallele Erwerbstätigkeit engt den Zeitspielraum von Frauen zusätzlich erheblich ein.

Unter dem Aspekt des Abbaus der Geschlechterhierarchie und der Verbesserung der Chancengleichheit von Frauen und Männern in unserer Gesellschaft ist nach wie vor nach neuen partnerschaftlichen Modellen zu suchen. Sie würden mit dazu beitragen, die immer noch vorzufindenden Rollenzuschreibungen aufzubrechen und die Arbeit in der Familie und im Erwerbsleben zwischen Frauen und Männern neu zu verteilen. Dadurch entstünden auch neue Freiräume für ein notwendiges und wichtiges, freiwilliges Engagement für Frauen.

Das ehrenamtliche Engagement von Männern ist stärker beruflich und politisch orientiert. Sie haben daher mehr Anteil an gesellschaftlicher Macht und an Entscheidungsprozessen. Die Hierarchie geschlechtlicher Strukturen bleibt dadurch bestehen und benachteiligt Frauen. Dies gilt es weiter aufzubrechen.

Viele Frauen und Männer unserer Gesellschaft sind ehrenamtlich tätig und vielfältig engagiert. Für den Erhalt sowie den weiteren Ausbau vorhandener Potenziale sehen wir uns als Arbeitsgemeinschaft der Darmstädter Frauenverbände neben anderen Organisationen auch angesprochen. Wir wollen uns weiterhin für Rahmenbedingungen einsetzen, die ein Engagement von Frauen fördern und unterstützen. Uns ist wichtig, dass die Planungen hierzu unter geschlechtsspezifischen Aspekten erfolgen, um zu gewährleisten, dass Frauen an den Entscheidungsprozessen nachhaltig beteiligt werden.

Neue Planungen sollten neue Freiräume für ein freiwilliges Engagement von Männern ermöglichen, für diese jedoch mehr familienbezogen und sozialpolitisch, und das von Frauen mehr und stärker politisch und öffentlichkeitswirksam.

Dafür bedarf es das Engagement aller!

Ganz im Sinne unserer Gründerinnen vor sechzig Jahren.

Cornelia Diekmann
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft
Darmstädter Frauenverbände

Heliand = katholische Frauenvereinigung

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