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Hexenbilder

Bis heute begegnen uns überall Bilder von Hexen. Wer kennt nicht den Ritt zum Blocksberg in der Walpurgisnacht, die gleichnamige kleine Hexe Bibi Bocksberg, Hermine Granger aus der Harry Potter Geschichte oder die verschiedenen Hexentypen aus Märchen zum Beispiel der Gebrüder Grimm?

Die Darstellungen variieren von hässlich - alt über jung - erotisch - verführerisch bis süß - putzig. Ihre Verbreitung finden sie bis heute über Bilder, Bücher, Werbung und Internet, um dabei oft die immer gleichen stereotypen Vorstellungen zu tradieren und wiederzubeleben.

Man kann davon ausgehen, dass diese bereits seit dem 15. Jahrhundert durch die zunehmende Zahl der Text- und Bildveröffentlichungen anfangen zu kursieren und sich Hexenbilder beginnen zu verfestigen. Diese kommen unter anderem in juristischen, medizinischen und theologischen Traktaten, Urkunden und Verfahrensberichten vor. Sie dienen der Diskussion und Aushandlung über gut und böse. Sie illustrieren das geschriebene Wort. Die Schriften werden in den Kreisen von Theologen, Juristen, Medizinern, Inquisitoren Humanisten und Künstlern gelesen. Ebenso wird das spektakuläre Potential, welches dies Thema birgt, von Künstlern der frühen Neuzeit genutzt, um sich als Genius zu präsentieren. So wurde im Laufe der Zeit aus Traktat-Illustrationen eine künstlerische Auseinandersetzung, die Interesse aber auch Voyeurismus am nackten Körper zeigt.

Um 1500 erschien in einem Handbuch für Laien "Der neü Layenspiegel" ein Holzschnitt des Dürer-Schülers Hans Schäufflein. Die Darstellung zeigt ein Simultanbild des von Hexen möglichen Schadenzaubers. Es greift verschiedene bereits in anderen Veröffentlichungen erschienene Bilder auf. (1) »…auf Böcken reitende Hexen, Beischlaf mit dem Teufel, ein Magier, der Dämonen beschwört, Unwetterzauber, Milchzauber, und das Lahmhexen eines Mannes. Unterhalb des Magierkreisen verurteilen zwei Juristen die Hexen zum Feuertod." (2)

Diese Hexenikonografie wird von anderen Künstlern im Lauf der Jahrhunderte ebenso benutzt. Im 16. Jahrhundert beispielsweise bei Dürer, Baldung, Raimondi. So trugen die Bilder noch vor den großen systematischen Hexenverfolgungen dazu bei, Furcht vor Hexen, Schadenszauber und Frauen zu etablieren. (3) Die dargestellten Frauen können als Abbildung der "Magie des Körpers" gelesen werden.(4) Sie vermögen mit der Macht ihrer Körperfunktionen die Malefica auszuführen.

Im 17. Jahrhundert entsteht ein Gemälde von David Teniers dJ. "Hexenküche". In diesem Werk sind die Vorstelllungen, die über Hexensabbate virulent waren verbildlicht. Dieses Bild diente ebenfalls vielen Künstlern als Anregung für eigene Werke. Bis ins 19. Jahrhundert, wo es u.a. als Vorlage für erotische Salonbilder des Symbolismus und des Jugendstils Inspiration war. Mit dem Entstehen der neuen und modernen Wissenschaften Mitte des 19. Jahrhunderts wurde der Glaube an Zauberei als Aberglaube entlarvt.

Aber die Hexenikonografie in den Bildern blieb und wurde umgedeutet. Was vorher der Zauberei zugeschrieben wurde, war dann Hysterie. Auch hier werden die kollektiven Bilder über Hexen wieder verarbeitet. Zum Beispiel in einem Bild von Albert von Keller "Hexenschlaf" 1888. Diese Bild in Anlehnung an eine Fotografie einer Schlafwandlerin, zeigt eine schlafende Frau die verbrennt. Dieses Bild spielt damit auf die Empfindungslosigkeit von Hexen an. Bis ins 19. Jahrhundert gibt es nur eine Frau, die sich mit dem Thema künstlerisch auseinandersetzt: Teresa Feodorowna Ries. Sie hatte eine Skulptur gefertigt mit dem Titel "Hexe, Toilette machend zur Walpurgisnacht", 1896. (5)

Aber nicht nur durch Malerei ebenso durch Flugschriften und Flugblätter wurden diese Bilder transportiert. Es handelt sich dabei aber nicht um Nachrichten im heutigen Sinne, vielmehr wurden Fallbeispiele wiedergeben, die dann eher Geschichten ähnelten. Sie zielten darauf ab publikumswirksam und manipulativ zu sein. Der Bildercode ist für uns heute schwer zu entschlüsseln. Aber es wurde nachgewiesen, dass z.B. die Hexenjagden in Salem Neu-England entscheidend von solchen "Nachrichten" beeinflusst wurden. (6) Im Gegensatz dazu haben die Hexen in der Märchen- und Sagenwelt ganz differenzierte Charaktere. Hier kann eine Hexe gut und böse in einem sein, je nachdem, wie man ihr begegnet. Es gibt auch Hexen, die ihre Kunst zu nutzen wissen, um ein gutes Leben zu führen und gerne bereit sind anderen mit ihren Fähigkeiten zu helfen, wenn sie darum gebeten werden. Fast wie eine Fee. Dennoch sind sie durch den Teufel in den Besitz ihrer Kräfte gelangt. Andere wiederum haben ihre Wurzeln in Sagengestalten, wie die Wetterhexen. (7)

Bis heute ist die Hexenikonografie im Umlauf und wird auch gerne weiterhin kommerziell genutzt, wie z. B. im Harz, um für Wanderwege zu werben, ohne die historischen Hintergründe über die Entstehung und Verfolgung von Hexen transparent zu machen.

Heike Smykalla

Fußnoten:

  1. Schade Sigrid, 2009 Vom Umgang mit Hexenbildern in Hexen Mythos und Wirklichkeit, 2009, Historisches Museum Speyer in der Pfalz, Hrsg.
  2. ebd.
  3. ebd
  4. ebd
  5. ebd
  6. Rita Vollmer, 2009, Vermittlung und Kommunikation in Hexen Mythos und Wirklichkeit, 2009, Historisches Museum, Speyer in der Pfalz Hrsg.
  7. Christa Turczay, 2009, Sagenhexen, in Hexen Mythos und Wirklichkeit, 2009, Historisches Museum Speyer in der Pfalz Hrsg.

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