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MATHILDE

Du bist, was du preisgibst!

Gläserne Menschen in Internet-Netzwerken

Haben Sie in der letzten Zeit auch eine Einladung von Facebook , dem größten sozialen Netzwerk mit fast 500 Millionen Mitgliedern weltweit, erhalten, obwohl Sie selbst noch nie einen Blick hineingewagt haben? Auch Mathilde erhält hin und wieder per E-Mail die Aufforderung, bei Facebook mitzumischen und "Freunde" zu finden.

 

Bei der Anmeldung in Facebook müssen ein Vorname und ein Nachname, also zwei Namensteile, eingegeben werden. NutzerInnen mit Spitznamen, die zu abenteuerlich klingen, werden hier und da wieder entfernt. Die Macher des Netzwerkes möchten, dass unter echtem Namen eingeloggt wird. Wie in anderen Netzwerken, ist zur Anmeldung eine E-Mail-Adresse notwendig, die zwar nicht nach außen gezeigt wird, aber intern bekannt ist und verwendet werden kann. Empfehlenswert ist daher, sich eine extra E-Mail-Adresse für Netzanwendungen anzulegen.

Weltweite Kommunikation ist heute zur Selbstverständlichkeit geworden. Überall Freunde finden ist das Motto. Besonders junge Leute finden großen Gefallen am Chatten, Kommentieren und Bilder zeigen und anschauen in sozialen Netzwerken. Gern stellen sie ihr Innerstes im Internet aus und sind dann überrascht, wenn peinliche Partybildchen von möglichen ArbeitgeberInnen ausgewertet werden und zur Aussortierung ihrer Bewerbung führen. Du bist, was Du preisgibst in der virtuellen Welt.

Facebook als erstes dieser Kommunikationsforen existiert seit sechs Jahren, gefolgt von unzähligen anderen in vielen Ländern und Sprachregionen. In den Anfängen achteten wenige darauf, wem was erzählt und gezeigt wurde. Erst nach vielen Kritiken wurden Ende 2009 die Benutzereinstellungen so geändert, dass die Privatsphäre innerhalb des Netzwerkes jetzt besser geschützt werden kann. Persönliche Daten wie Angaben über Familie, Beziehungen und Statusmeldungen sowie Bilder können jetzt für alle außer den definierten "Freunden" unsichtbar gemacht werden. Damit erreicht Facebook einen Standard, den andere Netzwerke wie SchuelerVZ und StudiVZ in Deutschland schon erreicht hatten.

Der Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar hat im Juli 2010 ein Bußgeldverfahren gegen Facebook eingeleitet, da es zu deutlichen Eingriffen in die Privatsphäre gekommen ist. "Zu der Problematik der Nutzung von Daten Dritter haben uns in den letzten Monaten viele Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern erreicht", so der Datenschützer.

Das Netzwerk speichert persönliche Daten, wenn beispielsweise Mitglieder ihr Adressbuch von Computer oder Mobiltelefon hochladen. Das passiert über Anwendungen, die das Netzwerk mit andern Geräten verbindet. Dabei werden Daten ohne die Einwilligung der Nutzerinnen eingesammelt und langfristig gespeichert.

Viele Internet-Nutzer, die absichtlich und aus gutem Grund keine Daten in soziale Netzwerke wie Facebook einstellen, um ihre Intimsphäre zu schützen, sind besorgt, dass der Gigant aus den USA Kenntnisse über ihre persönlichen Beziehungen herzustellen in der Lage ist. Die Kontaktvorschläge, die von Facebook als Freundschaftseinladungen verschickt werden, geben Grund zu der Annahme, dass Beziehungsprofile von Nicht-Nutzern erstellt werden. Deren E-Mail-Adressen könnten zu Werbezwecken verwendet werden.

Und mit gezielter personenbezogener Werbung finanziert sich das Unternehmen und damit gar nicht schlecht: 2009 erzielte Facebook einen geschätzten Umsatz zwischen 700 und 800 Millionen Dollar.

Im Februar 2009 änderte Facebook seine Nutzungsbedingungen (Terms of Service) dahingehend, dass das Unternehmen die Daten von Mitgliedern zeitlich unbegrenzt verwenden durfte - auch wenn diese bereits abgemeldet waren. Diese Änderung wurde zwar nach Protesten wieder zurückgenommen und abgeschwächt, aber dennoch haben viele Leute Facebook auf Grund der schlechten Datenschutzregelungen verlassen.

Gundula Pause

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