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Exkurs 1923: Grenze - besetztes Gebiet
Griesheim und Darmstadt sind durch die Grenze zu den Franzosen voneinander getrennt. Jeden Tag überquert Elisabeth die deutsch-französische Grenze. Es ist eine Zeit, die von Inflation, politischem Terror von rechts und von links, hohen Reparationszahlungen, blühendem Schmuggel und vielem mehr gekennzeichnet ist. Diese Zeit stellt Elisabeth Langgässer in ihrem 1932 erschienen Roman »Grenze: besetztes Gebiet« dar.

Theaterprojekt zu Elisabeth Langgässer:
Nähere Informationen unter . www.politische-bildung-rlp.de

Ausgewählte Veröffentlichungen zu Elisabeth Langgässer:

  • Elisabeth Langgässer: Grenze - besetzes Gebiet
  • Elisabeth Langgässer: Gang durch das Ried
  • Karlheinz Müller: Bewahren und Gestalten. 25 Jahre Elisabeth-Langgässer- Gesellschaft e.V. Darmstadt, 2009, 978-3873902701
  • Sonja Hilzinger: Elisabeth Langgässer: eine Biografie, 2010, 978-3866502505
  • Cordelia Edvardson: Gebranntes Kind scheut das Feuer, 1989, 978-3423111157

Zauberin des Wortes

zum 60. Todestag von Elisabeth Langgässer

Elisabeth Langgässer wird 1899 in Alzey geboren als Tochter des Baurates Eduard Langgässer, der aus Liebe zu seiner kanadisch- stämmigen Mainzer Frau Eugenie Dienst, einen Tag vor der Eheschließung vom jüdischen zum katholischen Glauben übertrat. Bei ihrer Geburt sind die Eltern 40 und 53 Jahre alt und bereits seit 15 Jahren verheiratet. Nach dem Tod des Vaters zieht Elisabeth mit ihrer Mutter nach Darmstadt, zuerst in die Roßdörfer Straße 41, dann in die Hochstraße 32. Sie legt 1918 an der Viktoriaschule ihr Abitur ab und schließt die einjährige Lehrerinnenausbildung an. Von ihrer ersten Stelle in Klein Ostheim geht sie 1920 als Schulverwalterin nach Griesheim. Als sie 1928 nichtehelich ihre Tochter Cordelia bekommt, deren Vater der jüdische Staatswissenschaftler Hermann Heller ist, verliert sie ihre Arbeit. Obwohl das Zölibat nach der Verfassung der Weimarer Republik für Lehrerinnen aufgehoben ist, gilt es in der Praxis für Angestellte und Beamtinnen weiter.

1920 veröffentlicht sie ihr erstes Gedicht "Das Heilige Feuer" in einem Paderborner Monatsheft.
Ihr Frauenbild entspricht dem klassischen Weiblichkeitsideal, das eine gelebte Sexualität wegen ihrer zerstörerischen Energie ausschließt. Ihre Beziehung zur Freundin Liesel Andre ist ihr Leben lang die wichtigste zu einer Frau und hat Elemente einer Liebesbeziehung.

Sie zieht 1929 nach Berlin zu ihrem Bruder Heinrich und ihrer Mutter. Dort arbeitet sie ein Jahr als Dozentin für Pädagogik und Psychologie in einer reformpädagogischen Arbeiterschule und als freie Schriftstellerin. Ihre Tochter bringt sie in einem Säuglingsheim unter, wo sie sie durch eine Glasscheibe sehen kann. Später übernimmt ihre 70-jährige Mutter die Versorgung. Geldmangel und Wohnungsnot kennzeichnen die Zeit. 1931 erhält sie ihren ersten Literaturpreis gemeinsam mit Käte Biel: den Literaturpreis des Deutschen Staatsbürgerinnenverbandes, der geschaffen wurde von Frauen, um künstlerisch tätige Frauen zu fördern. 1935 heiratet sie den Philosophen Wilhelm Hoffmann, mit dem sie drei Töchter hat: Barbara, Franziska und Annette. Durch diese "privilegiert Mischehe" kann sie als Halbjüdin" lange Zeit den Folgen der Rassegesetze entgehen, 1944 wird jedoch auch sie zur Fabrikarbeit herangezogen.

Seit ihren Griesheimer Jahren hat sie Lyrikbände veröffentlicht bis sie 1936 von der Reichschrifttumskammer mit einem Publikationsverbot, das zehn Jahre währt, belegt wird. Ihr bleibt nur die heimliche Tätigkeit als Werbetexterin. Dennoch lässt sie nicht vom Schreiben ab, produziert für die Schublade und kann nach Kriegsende den Roman "Das unauslöschliche Siegel" veröffentlichen. Er macht sie 1946 zu einer der bekanntesten Schriftstellerinnen im Nachkriegsdeutschland.

Eine fortwährender innerer Konflikt ist für sie der Freiraum, den sie für ihre Arbeit benötigt in Opposition zu ihrer Mutterrolle. Sie sagt dazu: "Eins steht fest: man hat ein Kind - dann ist das ein vollkommen ausgefüllter Tag. Oder einen Beruf - dann muß man das Kind in andere Hände geben". Seit Anfang der 40er leidet sie unter Multipler Sklerose.

Ihre Tochter Cordelia wurde als Volljüdin bewertet. Elisabeth Langgässer verschweigt ihr ihren politischen Status und läßt sie von einem Spanier adoptieren - doch vergeblich. Vor die Wahl gestellt, ihre Familie zu gefährden durch die Anbringung eines Judensterns ans Familienheim, oder nach Theresienstadt deportiert zu werden, opfert Cordula sich für ihre Familie. 1943 wird sie über Theresienstadt nach Auschwitz gebracht. Sie überlebt und lebt seit 1973 als Schriftstellerin in Israel. Ihre Autobiografie liegt unter dem Titel "Gebranntes Kind sucht das Feuer" vor.

1984 wurde die Elisabeth-Langgässer-Gesellschaft gegründet, die sich

Anja Spangenberg

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