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Dunkelkammer ist passé

Ein Blick über die Schulter einer erfahrenen Fotografin

Seit über 15 Jahren ist Eva Speith (37) Fotografin mit ihrem Ladengeschäft »Lichtbildatelier« am Roßdörfer Platz. Mit dem Schwerpunkt Portrait, steht der Mensch im Mittelpunkt ihrer Arbeit. »Dabei muss man gezielt auf Fragen und Wünsche des Einzelnen eingehen, um wirklich schöne, lebendige Bilder machen zu können. Schließlich ist jeder einzigartig in seiner Persönlichkeit und seinen Vorstellungen. Das ist ein wesentlicher Unterschied zur reinen Objektdarstellung, wie etwa in der Werbefotografie«, so Eva Speith.

Kein an den Haaren herbeigezogener Vergleich, denn Eva legte ihre Gesellenprüfung (1995) in einem großen Studio für Werbe- und Modefotografie ab, bevor sie ihre Stärke und Leidenschaft im Fotografieren von Menschen findet. 1997 folgt die Prüfung zur Fotografenmeisterin. Danach leiten Eva und ihre Mutter Ursula Muhn gemeinsam das Lichtbildatelier in der Nieder-Ramstädter Straße 57.

Im Mai 2009 erfolgt die Übergabe des Ateliers von der Mutter zur Tochter. Ursula Muhn widmet sich nun ganz der Aurafotografie, für die sie seit jeher einen großen Kundenkreis hat. Der »Dienst am Kunden«, steht weiterhin im Mittelpunkt des Fotografinnen-Teams von Eva. »Gerade in einer Zeit, in der alles immer schneller, höher, weiter gehen soll, ist es wichtig, dass man dabei den Menschen als Individuum nicht aus den Augen verliert. Insbesondere in der Fotografie ist das besonders wichtig. Andernfalls würde die Sorgfalt des Handwerks darunter leiden. Und letzten Endes der Kunde, der zu uns kommt, um sich selbst auf dem Foto wiederzuerkennen«, betont die Fotografin.

In der »analogen Zeit« hatten nur Profis und Hobby-Fotografen, die sich sehr dafür interessierten, eine Dunkelkammer mit Equipment für die Entwicklung und Ausbelichtung von Filmen und Fotos. Damit war das Handwerk der Fotografie geheimnisvoll und erschloss sich nicht für jedermann. Heute meint man, alle Werkzeuge eines Fotografen zu kennen. Fast jeder kann sich eine Kamera kaufen, fast jeder hat einen Computer und kann durch ein paar Knopfdrucke Bilder erzeugen. Dass dies jedoch nicht alles ist, wird mir schnell klar, je länger ich Evas Ausführungen lausche.

Vielmehr geht es um das professionell erlernte Komponieren der Bilder mit Licht und Schatten, das Wählen der geeigneten Belichtungszeit, sowie der Blende unter Berücksichtigung der Lichtverhältnisse. »Ein Mensch, wie Sie und ich denkt sich natürlich: Aber heutzutage kann man doch alles am PC zurechtbiegen, wie man es braucht. Diese Aussage trifft nur wenig auf das Wesentliche in der Fotografie zu. Denn wenn Komposition und Art der Belichtung außer Acht gelassen werden, verliert das Bild erheblich an Qualität und somit an Ausdrucksstärke«, meint Eva Speith.

Dass der Computer einem Fotografen/einer Fotografin die Arbeit abnimmt, stimmt also nicht ganz. Man umgeht den Prozess in der Dunkelkammer sowie das Ansetzen der Chemikalien, die früher zum Entwickeln genutzt wurden, verbringt diese Zeit aber nun vor dem Monitor. Und auch dieser ist nicht einfach nur ein Monitor. Er muss Farben, Kontrast und Helligkeit perfekt wiedergeben. Um dies zu erreichen, braucht man einen geschulten Blick und die nötigen Kenntnisse und Programme.

»Erst, wenn der Kunde sich wohlfühlt und das Gefühl bekommt, in erfahrenen und fachgerechten Händen zu sein, kann man mit seiner Arbeit im Studio richtig beginnen«, sagt Eva. In vielen Berufsjahren hat sie sich ihren Humor und ihre Freude am Fotografieren bewahrt und ihr Gespür für den Menschen in seiner Vielschichtigkeit weiterentwickelt. Die Vielzahl der begeisterten Kunden, die gerne auch mal auf einen kleinen Plausch vorbeischauen, Blumen vorbeibringen, weil die Bewerbungsbilder so toll geworden sind und man den Job bekommen habe oder einfach, um einen neuen Termin für Fotos auszumachen, sprechen für ihre Professionalität.

Heike Smykalla
Fotos: Eva Speith » Lichtbildatelier«

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