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»Ölbäume sind meine Lieblinge«

Hilla Korn und ihre späte Liebe zu Griechenland

Wir erinnern uns gemeinsam: an Gymnastikstunden und griechische Tänze im Kreis, die sie angeleitet hat. Sie zeigt mir Fotos, auf denen sie eine Tanzgruppe anführt: »Das ist der Balos, der Inseltanz von Lesbos«, erklärt Hilla Korn, und ich höre sie im Geist »ópa!« rufen. »Schon als Kind habe ich mich gerne verkleidet und getanzt«, erzählt sie von ganz früher. Jetzt ist sie 81 Jahre alt, wirkt aber immer noch sehr jung und ist noch sehr aktiv. Wenn die Darmstädter Griechen ihr großes Jahresfest feiern, ist sie dabei. Auch bei Vorträgen oder Tanzabenden der Deutsch-Indischen Gesellschaft in Darmstadt. Man sieht sie bei Konzerten, Lesungen, aber nicht mehr beim Tanzen. »Mein Herz hat mir gesagt, dass ich nun langsamer tun muss«, sagt sie nach einer Operation, von der sie sich aber gut erholt hat.

Ihre Liebe zu Griechenland hat Hilla Korn recht spät entdeckt. Nach dem Unfalltod ihres Mannes hat sie in Darmstadt eine Praxis für Physiotherapie eröffnet und ihre beiden Kinder Eva (die Darmstädter Künstlerin und Musikerin) und Axel alleine großgezogen. Ihre Gymnastikstunden hat sie gerne mit einem Tanz begonnen, zur Auflockerung. Als sie 56 war, hat sie an einem Kurs »Griechische Tänze« in der Wirkstatt in Karlsruhe teilgenommen. Die gar nicht einfachen Rhythmen haben sie begeistert.

Dann kam das Angebot einer Reise nach Kreta, die »Wandern und Tanzen« kombinierte. Da überlegte sie zunächst: »Bin ich zu alt für sowas?« Doch dann hat sie es riskiert, und: »Es war wunderschön. Wir wohnten auf einem Hügel mit tollem Blick über die Insellandschaft.« Im Jahr darauf ging es wieder nach Kreta zum Wandern und Tanzen. Und von Kreta aus reiste sie alleine weiter durch die Ägäis, von Insel zu Insel: Santorin, Samos, Ikaria... Auch dort hat sie getanzt, spontan, bei einem Ziegenfest der Bauern. In diesem Bergdorf fühlte sie sich zunächst als Eindringling, »doch wenn man mittanzt, gehört man schnell dazu«, erzählt sie lächelnd. Auf der Insel Lesbos hat sie mit den Fischersfrauen getanzt, mitten auf dem Dorfplatz, »und rund 30 Katzen strichen um uns herum!« Wenn man sich bei einem griechischen Fest in die Reihe der Tanzenden eingliedert, komme man sich vor »wie in einem wogenden Kornfeld«. Aber ein paar wichtige Verhaltensregeln müsse man kennen.

Um in Griechenland alleine reisen zu können, hat Hilla Korn griechisch gelernt. Und sie besucht ihren Griechisch-Kurs noch heute. Um griechische Tänze unterrichten zu können und mehr Hintergrundwissen über die Tänze rund ums Mittelmeer zu bekommen, hat sie eine einjährige intensive Ausbildung absolviert, die sie und ihre Tanzgruppe »sehr bereichert« habe. Gerne hat sie auch israelische, türkische, armenische oder Roma-Tänze gelernt und gelehrt. In Kreta fand sie schließlich ein Feriendomizil in Plakias am Meer, wo sie es mehrmals monatelang ausgehalten hat. »Nebenan wachsen Ölbäume, und die sind meine Lieblinge!«, gesteht sie. »Mein Frühstück unter einem Ölbaum... das ist ein Traum!«

Ihren 75. Geburtstag hat Hilla Korn groß gefeiert und dann mit dem Tanzunterricht für andere aufgehört. Seit ihrer Herz-OP befolgt sie den Rat von Athene, der griechischen Göttin der Weisheit, und macht nur noch gelegentlich mit bei eher ruhigen, meditativen Tänzen.

Jutta Schütz

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