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Teil 2 über Herero- und Owambo-Frauen folgt in der nächsten Ausgabe

Stolze Frauen in Namibia

Obwohl sie von Herkunft, Leben und Verhalten sehr gegensätzlich sind, haben sie doch eines gemeinsam: Selbstbewusstsein, Würde, Stolz, Kampfesgeist und Schönheit. Seien es die Frauen der Himbas, der Hereros oder der Owambos. Sie alle leben und überleben in der unendlichen Weite und Wüste des südwestafrikanischen Landes Namibia. / Teil 1

 

Die Himbas – ockerfarbene Schönheiten

Das bergige und trockene Kaokoland im Norden Namibias ist die Heimat der noch rund 7000 Menschen zählenden Gemeinde der Himbas. Das Hirtenvolk lebt auch heute noch vergleichsweise unberührt von der Zivilisation in materiell sehr einfachen Verhältnissen. Sie züchten Rinder und Ziegen und sind Halbnomaden. Familiengemeinschaften leben in mehreren Krals zusammen, jeder Kral hat bis zu 10 Bewohner.

Ungewohnt ist der erste Schritt der Autorin auf dem mit getrockneten, weichen Kuhdung bedeckten Boden des mit Dornenbüschen umgebenen Krals. Es läuft sich wie auf Moos. Die Hinterlassenschaft der Kühe wird zum Bau von Vorratskämmerchen in kleinen Bäumen benutzt und auch für den Bau der an Iglus erinnernden Hütten. Überrascht ist die Autorin von der stolzen Schönheit der Himbafrauen jeglichen Alters, die zur Begrüßung herbeiströmen. Sie tragen nur einen Lendenschurz aus Kalbsleder, eine auffällige Haartracht sowie kunstvollen, selbstgefertigten Schmuck am Hals, Armen und Beinen.

Kleidung, Haartracht und Schmuck haben eine besondere Bedeutung und sind ein Teil ihrer Tradition und Kultur. Himbafrauen waschen sich nicht mit Wasser und Seife, sondern mit der Asche des Feuers und verwenden viel Zeit für die Schönheitspflege. Der gesamte Körper und die Haare werden mit einer Creme aus Butterfett und eisenoxidhaltiger Ockerfarbe, vermischt mit dem aromatischen Harz des Omuzumba-Strauches, eingerieben. Diese Creme verleiht dem Körper eine intensiven rötlichen Farbe, die dem Schönheitsideal der Himbas entspricht und vor Sonne und Austrocknung schützt. So weisen auch ältere Frauen noch eine straffe Haut auf.

Die weiblichen Mitglieder leisten in der Gemeinschaft die Hauptarbeit. Während die Männer tagsüber meist das Vieh auf der Weide beaufsichtigen, sind die Frauen unter anderem für den Hüttenbau zuständig. Es kann vorkommen, dass eine Familie bis zu zehnmal im Jahr umzieht. Dann errichten die Frauen am neuen Platz wieder die Hütten aus Holz und Kuhdung. Sie sind auch für die Nahrung zuständig, die hauptsächlich aus Milchprodukten und Fleisch besteht, wobei die Innereien der Kühe einen Leckerbissen bedeuten.

Himbas leben polygam, die Frauen scheuen sich nicht, einen Liebhaber zu suchen, sollte der Ehemann zu lange von zuhause weg sein. Verlässt jedoch eine Frau die Himba-Gemeinde und versucht beispielsweise in einer Stadt zu leben, so gibt es für sie keine Rückkehr mehr in den Verbund. Die Mädchen bekommen mit durchschnittlich 12 bis 13 Jahren ihr erstes Kind. Himbas sind sehr kinderfreundlich, zahlreiche kleine Nackedeis hüpfen im Kral herum und betrachten die Besucherin mit neugierigen Augen. Diese fühlt sich wohl im Kreis der fröhlichen, kontaktfreudigen Frauen. Es wird viel und herzlich gelacht, beispielsweise bei einem Vergleich der Fußsohlen. Die einen sind weiß, weich und empfindlich, die anderen rötlich, hornhautüberzogen und strapazierfähig.

Bleibt nur zu hoffen, dass die Himbas weiterhin in traditioneller Art und Weise leben können. Die namibische Regierung betrachtet sie als »Halbwilde«, mit denen man keine Gespräche führt. Auch nicht über die geplante Errichtung eines Staudammes, der den Lebensraum und die Weideflächen vieler Himba-Nomaden überfluten wird, sollte er verwirklicht werden.

Helge Ebbmeyer

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