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Frauen-Power im Boxring

Ein Interview mit der Profiboxerin Nicole Haustein

Nicole, Sie kamen nach Darmstadt zum Soziologiestudium, wie kamen sie zum Boxen?

Das war relativ zufällig. Ich kannte hier niemanden und wollte einfach Sport betreiben und dabei neue Leute kennenlernen. Eine Freundin meinte, ich solle doch mal Boxen ausprobieren – und so wurde es ganz simpel dann Boxen.

Wie lässt sich Studium und Boxtraining zeitlich vereinbaren? Als 30-Jährige sind sie nicht fürs Studium, doch aber für eine Sportkarriere relativ alt?

Das Studium mit dem Boxen zu vereinbaren ist sehr schwierig und klappt auch nicht immer zu meiner vollen Zufriedenheit. Es bedarf viel Planung und Organisationstalent. Freizeit gibt es kaum; mein Leben ist hauptsächlich auf diese beiden Dinge beschränkt.

Es stimmt, dass ich für eine Sportlerkarriere schon ein sehr hohes Alter habe, das ist aber kein Grund, der mich abgehalten hätte professionell zu boxen. Ich weiß, dass meine Zeit in diesem Geschäft kürzer ist, als die meiner jüngeren Kolleginnen, deshalb gebe ich vielleicht doppelt soviel Gas ;)

Erst seit relativ kurzer Zeit boxen Sie und sind bereits im Profilager und haben gleich den ersten Profikampf gewonnen. Wie wird frau Profi, wie intensiv und oft trainieren Sie jetzt?

Um Profi zu werden muss man sich in einem Boxerverband organisieren. Ich habe eine Lizenz vom Bund deutscher Berufsboxer und musste dafür »vorboxen« (Sparring auf einer Veranstaltung über zwei Runden mit einer ausgewählten Partnerin), sowie viele medizinische Tests bestehen.

Um dann tatsächlich Profi zu sein, gehört allerdings noch viel mehr dazu; unter anderem braucht man einen Trainer, der einen bedingungslos auf dieses Leben vorbereitet, einen guten Matchmaker, der einem regelmäßig Kämpfe versichern kann, einen Boxstil, den die Zuschauer gut finden und so weiter.

Da ich erst seit kurzem boxe und mir noch viel aneignen muss, was andere über Erfahrung gelernt haben, trainiere ich sehr viel. Sechs Wochen vor einem Kampf sechs mal die Woche, zweimal am Tag rund drei bis vier Stunden. Dazu gehören laufen, Kraftsport, schwimmen, Rad fahren, boxspezifische Trainingseinheiten, Sparring, Seilspringen, Schattenboxen, Sandsacktraining etc.

Ich bin jetzt seit knapp einem Jahr Profi und habe fünf Kämpfe bestritten. Davon einen nach Punkten verloren und vier gewonnen, davon drei durch vorzeitigen K.O. Am 10.Oktober ist hier in Darmstadt im Darmstadtium ein Kampf um die Europameisterschaft im Federgewicht geplant.

Wo sehen Sie sich hauptberuflich in zwei Jahren? Im Ring oder eher bei der Sozialarbeit? Oder vielleicht eine Verbindung von beidem?

Na ja, in zwei Jahren werde ich wohl gerade über meiner Diplomarbeit sitzen und nebenbei hoffentlich auf einen Weltmeisterschaftskampf hintrainieren. Im Boxen möchte ich so viel erreichen wie es mir möglich ist. Allerdings sieht meine ferne Zukunft auf jeden Fall soziologisch aus. Ich schließe aber einen Job im Sportbereich nicht aus.

Michaela Kirsch

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