Werden Sie auch eine

MATHILDE

Philosophin und feministische Vordenkerin

Am 11. Juli 2009 ist der 125. Todestag von Louise Dittmar. Sie war eine radikale und brillante Vordenkerin, Frauenrechtlerin und Philosophin und sie war ihrer Zeit weit voraus. Ihr ganzes Leben verbrachte sie in Darmstadt.

Anderthalb Jahrhunderte war sie verschollen, bis Gabriele Käfer-Dittmar die Schriften ihrer Verwandten wieder entdeckte und 1992 in ihrem Buch »Unerhörte Zeitzeugnisse« veröffentlichte. 2005 erschien die Dissertation von Christa Nagel »In der Seele das Ringen nach Freiheit«. Im Frauen-Gedenk-Labyrinth erinnert ein Gedenkstein an Louise Dittmar und in Darmstadt- Eberstadt wurde eine Straße nach ihr benannt, die demnächst ein Straßenschild bekommen wird. Ebenso trägt das Alten- und Pflegeheim in der Rüdesheimer Straße 115 seit 2008 ihren Namen.

Louise Dittmar war eine ungewöhnliche Frau, eine Autodidaktin. Sie spürte früh, dass sie begabt war, konnte ihre Talente aber nicht entfalten, denn ein Studium war nur für ihre acht Brüder vorgesehen. Diese Ungerechtigkeit wusste sie klar zu benennnen: »Seit meiner frühesten Jugend empfand ich nichts schmerzlicher als die Nichtachtung und Geringschätzung meines Geschlechts.«

Durch Lesen eignete sie sich eine umfassende Bildung an. Sie beschäftigte sich mit politischen, philosophischen und juristischen Fragen. In ihrem liberalen Elternhaus wurde sie früh mit den Forderungen nach Demokratie und sozialer Gerechtigkeit konfrontiert. Diese Ziele wurden zum zentralen Thema ihrer Publikationen, wobei für sie durch das Wissen um ihre Benachteiligung als Frau die Geschlechterfrage immer besonders wichtig war. Sie hielt Vorträge in vielen deutschen Städten. In ihren politischen Gedichten, die 1848 publiziert wurden, prangerte sie Fürstenherrschaft und Standesprivilegien an. 1849 gründete sie die monatliche Zeitschrift »Die sociale Reform« für Frauen und Männer, die jedoch nach vier Ausgaben wieder eingestellt werden musste.

Viele ihrer Schriften sind im Krieg verbrannt, es ist auch kein Bild von ihr erhalten. In ihrem Buch »Das Wesen der Ehe« kritisiert Louise Dittmar die gesellschaftliche Doppelmoral und fordert Sinnlichkeit und Erotik auch für die Frau. Sie kritisierte das »verkochte, verwaschene und verbügelte Leben« der Frauen und war erstaunlich modern in ihrem Denken über Ehe und Partnerschaft.

Sie war ihrer Zeit weit voraus und wurde von den meisten Frauen und Männern ihrer Zeit nicht verstanden. Die Zerschlagung der Revolution von 1848 bedeutete auch für sie das Ende ihrer schriftstellerischen Arbeit. Den Frauen wurde das Versammlungs- und Vereinsverbot auferlegt. Louise Dittmar lebte zurückgezogen und verbrachte ihre letzten vier Jahre krank und verarmt bei ihren beiden Nichten in Bessungen.

Sie war eine radikale und brillante Vordenkerin, Frauenrechtlerin und Philosophin und gehört zu den bedeutendsten Frauen des deutschen Vormärz.

Barbara Obermüller

zurück

MATHILDE