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MATHILDE

Foto: zeit.de

Web-Doktor statt Sprechstunde

Die Nase läuft, dicker Hals und einen Brummschädel - das hört sich ganz nach einer klassischen Erkältung an.

Aber deswegen gleich zum Arzt gehen? Ohne Termin läuft da erstmal gar nichts und mit der immer patientenunfreundlicheren Entwicklung im Gesundheitswesen - etwa dem Zeitlimit für die Behandlung der einzelnen Patienten und der dadurch fehlenden individuellen Diagnosen und effektiven Maßnahmen durch die Ärzte, Praxisgebühr und vieles mehr - sind immer mehr Menschen frustriert. Und als Kassenpatientin wird frau nur noch zur Massenware degradiert.

Daher versuchen immer mehr sich selbst zu helfen, indem sie sich im Internet auf die Suche nach ihrer Krankheit machen und dabei viele Gleichgesinnte finden, mit denen sie ihre Leidensgeschichte teilen können. Auf Gesundheitsforen und Selbstdiagnose-Plattformen tummeln sich tausende Informationen über alles was frau sich nur so vorstellen kann - jedes Körperteil hat seinen eigenen Bereich - Schulmedizin, alternative Medizin wie Homöopatie oder aber auch Heilkräuter-Rezepte aus Omas Zeiten.

Aber nicht nur körperliche sondern auch geistige Krankheiten sind präsente Themen auf den Internetseiten. Depressionen, Burnout-Syndrom und viele weitere »moderne« Krankheiten. In Communities für Selbstdiagnose fühlen sich die Menschen verstanden und auch auf gewisser Weise geborgen. Es wird ausführlich über Erfahrungen mit Ärzten und Medikamentierung diskutiert. Und dabei spielt es auch nicht mehr so eine wichtige Rolle gesund zu werden, sondern Anerkennung und Verständnis zu finden. Dabei laufen viele Gefahr, den Ernst der Situation zu vergessen und bei der Suche nach der richtigen Diagnose kostbare Zeit zu verlieren, die sie bräuchten, um bei einer schweren Krankheit rechtzeitig den Sprung zur Gesundung zu schaffen, indem sie dann doch lieber den Rat und die Behandlung durch ausgebildetes Fachpersonal beziehen.

Im Extremfall entwickeln sich Menschen, die sensibel sind und leichtgläubig die Informationen nicht immer seriöser Gesundheitsplattformen aufsaugen, zu Hypochondern, denn die Flut an Informationen über bestimmte Krankheitsymtome können nicht mehr richtig eingeordnet und objektiv behandelt werden. Irgendwie findet sich jeder in den Krankheitsbeschreibungen wieder und dadurch wird die »Krankheit« meist völlig überbewertet Ängste entstehen, die dann vielleicht erst wirklich den »Kranken« krank werden lassen. Zudem sind einige Gesundheitsplattformen kommerziell ausgerichtet und haben das primäre Ziel, Medikamente bestimmter Firmen zu vermarkten. Dass heißt, die Informationen über Krankheitsbilder sind unter Umständen den Medikamenten der Firmen, die hinter der Internetseite stecken, angepasst, um so den Verkauf zu fördern.

Die Verbraucherzentrale NRW hat daher eine detaillierte Checkliste herausgebracht, in der wichtige Kriterien zu finden sind, wie Sie die Seriosität und Neutralität einer solchen Gesundheitsplattform erkennen. Denn in gewissen Maßen kann ein Grundstock an Wissen über die Symptome und die daraus eventuell resultierende Krankheit im Gespräch mit dem Arzt durchaus von Vorteil sein und schneller zum Erfolg führen. Ein weiterer wichtiger Indikator für seriöse Web-Seiten ist das Gütesiegel der Health on the Net Foundation (HON).

Demnach sind alle gut beraten, eine gesunde Mischung aus eigenen Informationen und dem ärztlichen Rat für eine bestmögliche Diagnose und Behandlung zum Wohl der eigenen Gesundheit zu finden.:

Lydia Bauer

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