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Natürliches und Künstliches verbinden

»Gerade im öffentlichen Raum werden die Objekte ganz speziell für den Raum, in dem sie stehen, gestaltet. Jedes einzelne fügt sich ein, verwächst mit der Natur.«

 

Interview mit Birgit Cauer

Birgit Cauer geht es in ihrer Kunst um den direkten Kontakt mit dem öffentlichen Raum. Künstliche Dinge mit den natürlichen verbinden, das ist ihr Anliegen. »Ich verbinde Dinge, die zunächst einmal unmöglich zu verbinden sind«, sagt sie. »Doch das ist nur scheinbar so, denn irgendwie gehört alles zusammen.«

Sie sieht das Leben und die Dinge dieser Welt als einem großen Kreislauf angehörend, ihre Kunstwerke sind Bestandteil desselben. »Alles hat seine Berechtigung.«

Sie beobachtet und diese Beobachtung ist Teil ihres Schaffens, ihres Forschungsprozesses, wie sie es selbst nennt. »Es gibt Themen in meinem Leben. Ich arbeite daran, das ist fortwährende lebenslange Forschung.« Was ist mein Thema, was interessiert mich daran, Fragen über Fragen entwickeln den Prozess. »Es ist eine beständige Fortführung, die mit einer Vision beginnt.« Die Vision sei wichtig, aber sie definiere noch kein konkretes Ziel. Die Figuren sollen wachsen. Mit jedem Arbeitsschritt von der Ortsbegehung über die Zeichnung bis hin zum Arbeiten am Objekt seien die Wege, auf denen sich immer neue Fragen auftun, bis schließlich und endlich das fertige Kunstwerk in seinen Raum hinein gewachsen sei. Dabei sei nichts falsch, alle Schritte im Schaffensprozess dienen zur Auseinandersetzung. »Richtig und falsch gibt es nicht. Manchmal entstehen Dinge, deren Bestimmung ich noch nicht sehen kann, weil es vielleicht noch zu früh dafür ist.«

Das Hinterfragen und Neudefinieren in einen möglicherweise anderen Zusammenhang lasse spannend Neues entstehen, sagt Birgit Cauer. »Ich arbeite sehr prozesshaft. Ursprünglich komme ich aus der Steinbildhauerei, da sind die Arbeitsschritte kleine. Alles geht sehr langsam. Und alles, was ich dabei mache, jedes Stückchen Stein, das ich abschlage, muss ich akzeptieren.« Dieser langsame Entstehungsprozess funktioniere auch bei dem Arbeiten mit Pflanzen. Wenn künstliche Dinge, wie zum Beispiel Gartenschläuche, an natürliche, wie zum Beispiel die Äste von Bäumen, angedockt werden und allmählich miteinander verschmelzen, dann braucht es Zeit. In diesem Sinne ist die Installation auf dem Waldkunstpfad 2008 zu verstehen. Die Plastikschläuche verbanden sich ganz allmählich mit den Bäumen. So kann zum Beispiel eine Schaukel entstehen.

Auf dem Oberfeld hat sie mit frischen Weidenruten gearbeitet, die mit dem Ort verwachsen sollten. Doch dieser Teil des Kunstwerks, das Verwachsen, braucht Pflege. Wenn diese Pflege nicht geschicht, verfällt das Objekt. Doch auch das ist Teil des Ganzen. »Dieses Zusammenspiel zwischen Natur und Kultur ist der wichtigste Bestandteil meiner Arbeiten.«

Gabriele Merziger

Information über Projekte, Kurse und Lebenslauf der 1961 in Frankfurt geborenen Künstlerin auf ihrer website: www.bcauer.de

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