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Spannungsfeld zwischen Spiel und Disziplin

Julia Philipps

Nach unzähligen Ausstellungen, darunter in der Galerie »bKI – Bewohnte Kunstinstallation«, auf der Mathildenhöhe und im Institut für Neue Technische Form, um nur wenige zu nennen, ist Julia Philipps in Darmstadt und Umgebung sicher keine Unbekannte mehr. Denn nicht zuletzt durch die mehrfache Teilnahme an der »Art Frankfurt« hat sich die quirlige Künstlerin, deren Werke mittlerweile bei der Stadt Darmstadt, der Sparkasse, der HEAG oder in den Räumen der Firma Merck hängen, auch über regionale Grenzen hinaus einen Namen gemacht.

Dabei entdeckte sie bereits während ihres Kunststudiums die Farbfeldmalerei als Experimentierfeld für sich: »Ein zentrales Anliegen dabei ist es, eine intensive Betrachter-Bild-Beziehung aufzubauen, die die einfühlsame Betrachterin auffordert, genauer hinzusehen, um ihr Schönes, gar eine Emotionalität zu schenken«, beschreibt Julia Philipps im Gespräch mit Mathilde die Faszination dieser Ausdrucksform, für die Künstler wie Mark Rothko und Barnett Newman in den Fünfzigerjahren prägend wurden. Obwohl beim Colourfield Painting, eine Bezeichnung, die der US-amerikanische Kunstkritiker Clement Greenberg einst prägte, die strenge Hierarchie aus Horizontalen, scharfen Kanten und subtilen Strukturen im Vordergrund steht, hat diese Kunstrichtung ihre Wurzeln im Action Painting der amerikanischen Abstrakten Expressionisten, unter ihnen Jackson Pollock, Willem de Kooning oder Franz Kline.

Julia Philipps, die ihr Studium von 1989 an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach aufnahm und 1995 mit dem Diplom bei Professor Klaus Staudt und Professor Herbert Heckmann abschloss, wollte bereits als Kind Malerin werden: »Ich bin mit der Malerei aufgewachsen. Bedingt durch den Beruf meiner Eltern gehörte das künstlerische Arbeiten zum Alltag«, denkt die heute Vierzigjährige an die Anfänge ihrer Passion zurück, für die sie durchaus bereit war, Opfer zu bringen: »Schon während des Kunststudiums fühlte ich mich bestärkt, den Weg als freischaffende Künstlerin zu gehen – und verzichtete dafür sogar auf meinen lange gehegten Wunsch, Kinderärztin zu werden.«

In ihrem Atelier in der Wacker Fabrik, in dem sie auch mit ihrem Mann und drei Kindern lebt, kann man neben all der Strenge und Disziplin, sorgfältig verborgen hinter schnurgeraden Linien und akkuraten Pinselstriche, in ihren Mikadobildern, ihren Fotoübermalungen oder den kleinen, monochromen Bildquadraten mit plakativen Farbstrukturen auch eine andere Seite der Künstlerin entdecken: »Natürlich gibt es auch eine verspielte Julia Philipps. Meine Bilder sind meist ein langer Arbeitsprozess, der Verspieltheit und Experimentierfreude beinhaltet. Dennoch strahlen die Arbeiten eine beabsichtigte Ruhe aus und stehen als Ausgleich zu meiner Verspieltheit im Leben« bringt Julia Philipps Spiel und Disziplin wieder ins Gleichgewicht.

Darmstädter KunstkennerInnen dürfen sich im Mai oder Juni wieder auf ein Offenes Atelier mit der Künstlerin freuen, auf das sie schon jetzt neugierig zu machen weiß: »Auch wenn mein Leben mit drei kleinen Kindern sehr bewegt ist, gelingt es mir im Atelier, meine Farben zu spüren und sprechen zu lassen.«

Angelika Bota

Kontakt:
Julia Philipps, Wacker Fabrik c.2
Ober Ramstädter Str. 96, 64367 Mühltal,
Telefon 06151/661243

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