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Weite Wege erfordern bessere Vernetzung

Die neue Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit des Landkreises Darmstadt- Dieburg Monika Abendschein im Gespräch mit der MATHILDE-Redaktion

Man kommt sich auf dem Gebiet der Frauenfrage immer wie ein Wiederkäuer vor, sagte bereits Hedwig Dohm vor mehr als einem Jahrhundert und doch hat sich bis heute nichts Wesentliches verändert. Aktiver Einsatz für einen gleichberechtigten Alltag und gute Lebensbedingungen von Frauen erfordert immer noch das Wiederholen altbekannter Themen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, Teilhabe am politischen Leben, eine optimale gesundheitliche Versorgung, die Möglichkeit Familie und Erwerbsleben miteinander vereinbaren zu können. In all diesen Themenbereichen ist auch die Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit des Landkreises Darmstadt-Dieburg Monika Abendschein aktiv. Seit Oktober 2008 ist sie Leiterin dieser Abteilung, Anlass für eine gemeinsame Gesprächsrunde in der -Redaktion, um von ihr mehr über ihre Ziele zu erfahren und vor allem über die Möglichkeiten der Umsetzung in Zeiten politischer Sparmaßnahmen.

Frau Abendschein, zu Beginn ist es natürlich immer interessant zu erfahren, welchen Weg eine Frau bisher genommen hat. Wie war das denn bei Ihnen?

Nun, ich habe in einem typischen Frauenberuf gestartet und eine Ausbildung zur Arzthelferin abgeschlossen. In diesem Beruf habe ich auch rund zehn Jahre gearbeitet. Schon bald wurde ich im Berufsverband aktiv und dort für die besonderen Bedürfnisse von Frauen sensibilisiert. So habe ich Einblick in den Arbeitsalltag in einem "Frauenberuf" bekommen und auf der anderen Seite aber auch in einer von Frauen neu gegründeten Praxisgemeinschaft die Fragen und Ängste von Existenzgründerinnen hautnah erfahren. Irgendwann kam der Punkt, an dem ich mein Abitur nachholte und Politikwissenschaft studierte. Als Studienort fiel die Wahl auf Frankfurt, das damals einen Schwerpunkt Frauenforschung angeboten hat. Durch ein Praktikum im Frauenbüro der Stadt Darmstadt 2001 habe ich Erfahrung im Bereich der institutionellen Frauenarbeit gesammelt. Als dann eine Stelle als stellvertretende Frauenbeauftragte im damaligen Kreisfrauenbüro ausgeschrieben wurde, bewarb ich mich mit Erfolg. Seit Oktober 2008 bin ich die Leiterin der Abteilung für Chancengleichheit. Ich arbeite zusammen mit Brigitte Hartwig, die den Bereich als interne Frauenbeauftragte abdeckt.

Wenn Sie versuchen Ihren Alltag zu umreißen, wo und wie arbeiten Sie? Wie kann frau sich so einen Arbeitsalltag in der Abteilung für Chancengleichheit vorstellen?

Der Landkreis umfasst 23 Gemeinden und Städte, von denen aktuell elf ein Frauenbüro bzw. eine aktive Frauenbeauftragte haben. Die Struktur des Flächenlandkreises Darmstadt-Dieburg ist unterschiedlich. So gibt es im Westkreis mit der Nähe zu Darmstadt andere strukturelle Bedürfnisse als im Ostkreis, der eher ländlich gekennzeichnet ist. Das macht auch deutlich, dass ein großer Teil meiner Arbeit im Vernetzen und Bündeln von unterschiedlichen Interessen und Aktivitäten liegt. Letztlich können wir nur gemeinsam etwas bewegen.

Das klingt alles schön und gut, aber können Sie uns ein Beispiel nennen, wie sich eine solche Vernetzung auswirken kann?

Die eigenständige Existenzsicherung von Frauen ist einer unserer Schwerpunkte. Durch politische Entscheidungen gab es weniger Maßnahmen der Agentur für Arbeit, die Nachfrage aber blieb unverändert rege. Zunächst haben wir regelmäßige Arbeitsmarktberichte zusammen getragen, die die Lage der Frauen dokumentierten und sie in den entsprechenden politischen Gremien und in der Presse vorgestellt. Parallel dazu haben wir eine Umfrage in einigen Kindergärten des Landkreises durchgeführt, um den Bedarf der Frauen zu ermitteln. So hatten wir bald einen Rücklauf von circa 1000 Fragebögen. Die Ergebnisse aus dieser Befragung haben wir in Ausschüssen und Gremien vorgetragen und so unser Anliegen immer wieder untermauert. Mit Erfolg, 2009 wird der Landkreis Maßnahmen zum beruflichen Wiedereinstieg von Frauen finanziell unterstützen, die in keinem Leistungsbezug, wie ALG I oder ALG II stehen.

Wir sind dieses Jahr im "Superwahljahr". Sind Sie auch im Bereich der politischen Beteiligung von Frauen aktiv?

Bereits zwei Mal haben wir den Anteil der politischen Beteiligung von Frauen nach Wahlen erhoben. Diese Zahlen stellen wir in Gremien vor und veröffentlichen sie in der Presse. Für dieses Jahr würden wir gerne eine Broschüre herausgeben, die über aktive Frauen in der Politik informieren soll. Geplant ist Kommunalpolitikerinnen des Landkreises vorzustellen, zu porträtieren. Die Finanzierung hierfür ist noch nicht ganz gesichert, wir sind noch auf der Suche nach Sponsoren und Sponsorinnen. Letztlich ist 2009 nicht nur das "Superwahljahr" sondern auch das Jahr, in dem sich jährt, dass Frauen vor 90 Jahren das erste Mal wählen durften! Es wäre also doppelt wichtig, diese Anlässe zu nutzen, um Frauen für die Politik zu interessieren und sie zum Engagement zu motivieren.

Was ist für Sie das reizvollste an Ihrer Tätigkeit?

Ich bin eine begeisterte Netzwerkerin, weil ich immer die vielen Möglichkeiten vor Augen habe, die ein gemeinsames Handeln in der frauenpolitischen Arbeit bringen kann. Außerdem ist das Spektrum der Themen von Frauengesundheit über Politik bis hin zu Bildung und Migration breit gefächert. Eine stärkere Vernetzung würde allen Bereichen zu gute kommen, da sie an vielen Stellen ineinander greifen.

Noch eine letzte Frage. Hatten Sie Vorbilder auf Ihrem Weg und wenn ja welche?

In jedem Fall hatte ich immer wieder Frauen als Vorbilder. So war eine Trainerin für mich ein Vorbild mit ihrer Eigenständigkeit. Meine acht Jahre ältere Schwester war durch ihren aktiven Einsatz in der Frauenpolitik ebenfalls ein nachahmenswertes Vorbild.

Das Interview führte Anja Spangenberg

Weitere Informationen über die Arbeit der Abteilung für Chancengleichheit des Landkreises Darmstadt-Dieburg finden sie unter:
www.ladadi.de/frauen-und-chancengleichheit.164.0.html

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