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MATHILDE

Neues vom Muttergipfel

23. - 25. Mai 2008 in Karlsruhe

In ihrem Festgewand sitzt sie auf dem Podium: Maria Meneses aus Mexiko. Sie erzählt von ihrer Heimatstadt Juchitan, der »Stadt der Frauen«, in der alte matriarchale Strukturen bis heute überlebt haben. Übersetzt wird ihr Bericht von der Soziologin Dr. Veronika Bennholdt-Thomsen, die längere Zeit in Juchitan gelebt und über diese egalitäre Gesellschaft geforscht hat. Selbstbewusst prägen die Frauen dort eine Kultur des gesellschaftlichen und ökonomischen Miteinander, die sich dem neoliberalen Credo von Konkurrenz und Wachstum auf Kosten eines gesunden, glücklichen Lebens bis heute erfolgreich widersetzt.

An diesem Beispiel - und anderen - wurde deutlich, dass es zu unserer kapitalistischen und zunehmend hoffnungslosen »Normalität« eine realistische Alternative gibt. Dies zu zeigen, war eines der Ziele dieses ersten Muttergipfels.

Etwa fünfhundert Frauen und auch ein paar Männer waren nach Karlsruhe in das dortige schöne Kongresszentrum gekommen, um interessante Vorträge zu hören, wie »Das mütterlich-schenkende Prinzip« der amerikanischen Wissenschaftlerin Genevieve Vaughan, oder »Raum für sich allein« der Kanadierin Dr. Andrea O’Reilly oder auch »Muttersein – vom patriarchalen Unwert zum matriarchalen Mehrwert« von Dr. Christa Mulak. Die italienische Philosophin Dr. Luisa Muraro, die Matriarchatsforscherin Dr. Heide Göttner-Abendroth und zahlreiche andere meldeten sich ebenfalls mit wichtigen Themen über Muttersein und eine an Müttern und Kindern orientierte Gesellschaft jenseits des Patriarchats zu Wort. Die Historikerin Dr. Annette Kuhn machte deutlich, dass sich das matriarchale Muster im Handeln der Frauen im Verlauf der Geschichte immer fortgesetzt hat. Einzigartig waren die Beiträge von Frauen und Männern aus mutterrechtlich organisierten Gesellschaften in Algerien, der Casamance (Afrika), Vietnam, China und Indien.

Aber nicht nur der Intellekt sondern auch Körper und Seele kamen zu ihrem Recht mit einem gemeinsamen Gang durch das Labyrinth und wunderbaren Kreistänzen mit Life-Musik. Ein reiches Angebot von Kunst, Kunstgewerbe und Literatur aus Frauenhand sorgte dafür, dass so mancher Euro die Besitzerin wechselte.

Viele der Teilnehmenden suchen nach einem Ausweg aus zunehmend destruktiven Verhältnissen, viele ließen sich inspirieren von dieser Tagung.

Barbara Obermüller

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