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Niki und Leo springen putzmunter auf einer Kuschelmatte herum. Die Zweijährigen gehören mit drei weiteren Kindern zum »Kindernest«, in dem Tagesmutter Ina Zipf (37) sie 15 Stunden wöchentlich betreut. Die junge Frau aus Griesheim ist eine von 166 Tagesmüttern und 63 Kinderfrauen, die das Betreuungskontingent der Tageseltern-Tageskinder- Vermittlung (TTV) bilden.
»Tagesmütter betreuen Kinder in eigenen Räumlichkeiten, Kinderfrauen kommen zu ihnen nach Hause«, erläutert Karin Bernet (49). Die Sozialpädagogin ist seit 2003 bei der TTV in Trägerschaft des Hausfrauenbundes Darmstadt beschäftigt. TTV ist eine Vermittlungsinitiative im Auftrag des Jugendamtes und stellt Kinderbetreuung im Landkreis auf kompetente Füße. »Um Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen, stand für die Gründerinnen 1994 bereits bedarfsgerechte Unterbringung von Kleinkindern im Zentrum«, erzählt Bernet. Bis 2005 nämlich konnten in Privathaushalten bis zu drei Kinder ohne Pflegeerlaubnis betreut werden. »TTV hingegen hat in Kooperation mit dem Jugendamt Kriterien erarbeitet, die dem Kindeswohl dienen. Inzwischen wurde mit ‚KICK‘, dem Kinder- und Jugendhilfe- Weiterentwicklungsgesetz, eine rechtliche Grundlage für Tagesmütter geschaffen«, führt Bernet aus. Damit muss seit 2005 eine Pflegeerlaubnis ab Aufnahme des ersten Kindes vorliegen. Es besteht zudem die Verpflichtung, Qualifikationskurse zu Pädagogik und Rahmenrichtlinien zu besuchen.
Leo und Niki im sonnengelben Zimmer von Ina Zipf spielen inzwischen mit Holztieren. Man spürt, dass sie sich wohl fühlen. »Ich bin Erzieherin und qualifiziere mich jetzt zusätzlich in Waldorfpädagogik«, sagt die Tagesmutter. Seit 2004 betreut sie Kleinkinder zuhause. Als »Tagespflegestelle« sorgt Zipf auch für Frühstück und Mittagessen ihrer Schützlinge, der Hof lädt zum Toben im Freien ein. »Die Mütter, die ihre Kinder bringen, haben flexible Arbeitszeiten oder brauchen einfach ein bisschen Entlastung«, sagt Zipf. Für finanziell schwach gestellte Eltern gibt es Betreuungszuschuss über die wirtschaftliche Jugendhilfe.
Wenn Eltern bei TTV vorsprechen, wird ein Suchprofil erstellt. »Wir prüfen, um wie viele Betreuungsstunden es geht, ob Einzel- oder Gruppenunterbringung gewünscht ist oder wie die Anfahrt geregelt werden soll. Manche Eltern suchen einen Omityp, andere legen Wert auf pädagogische Ausbildung«, erzählt Bernet. Auch zwei Tagesväter seien derzeit über TTV aktiv. 80 Prozent der Gesuche meint umfangreiche Betreuungsplätze für Kinder von Null bis zwei Jahren, nur 20 Prozent betreffen ergänzende Betreuung nach Kindergarten oder Schule. »Der Bedarf ist immens gestiegen. Auch die Zusammenarbeit mit der Kreisagentur für Beschäftigung macht oft rasche Vermittlung nötig«, sagt Bernet. Geprüft wird vor Aufnahme eines Kindes, ob die Wohnung »kindgerecht« ist. »Es geht nicht um Quadratmeter, sondern um Sicherheit.« Belastbarkeit und Motivation der BetreuungsbewerberInnen werden abgeklopft, polizeiliches Führungszeugnis muss vorliegen. »Es geht nicht nur um die Arbeit mit Kindern. Ebenso muss eine Erziehungspartnerschaft mit den Eltern aufgebaut werden«, umreißt Bernet die Verantwortlichkeiten.
»Ich habe anfangs an einer Einführung in die Kriterien der Tagespflege teilgenommen«, merkt Ina Zipf an. Denn auch wenn eine pädagogische Ausbildung vorliegt, sind bei der häuslichen Betreuung noch mal besondere Fähigkeiten gefragt. »Die alleinige Aufsichtspflicht bedeutet große Verantwortung. Auch in geschäftlich- rechtlichen Dingen sollte man sich auskennen«, sagt sie.
Vom Verdienst einer Tagesmutter wird niemand reich. Der Richtwert für den Stundenlohn liegt im Landkreis zwischen 3,50 Euro und fünf Euro. »Hinzu kommt über das Bambini-Programm des Landes Hessen seit 2007 ein Anspruch auf 100 Euro monatlich pro Kind bei einer Betreuungszeit zwischen 15 und 25 Stunden. Voraussetzung sind Pflegeerlaubnis und Qualifizierungskurse«, sagt Bernet.
Niki, Leo und ihre Freunde haben jetzt genug vom Gespräch der Erwachsenen. Endlich holt Tagesmutter Zipf ein Bilderbuch hervor.
Kontakt TTV: 06151/426036
Charlotte Martin
