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Sex als Hochleistungssport

Animationshilfe Computernetz

Schon in vielen Grundschulen wird das Internet genutzt zur Recherche für den Unterricht. Schutzfiltersysteme werden eher selten eingesetzt, sie sind unbeliebt, da sie weder sicher genug noch aktuell sind, teilweise aber den Zugang zu gewünschten Seiten, die sich beispielsweise kritisch mit Gewalt auseinandersetzen, verwehren.

Kinder kommen im Internet mit Absicht oder aus Versehen auf Seiten, die auch manche Erwachsene lieber nie zu Gesicht bekommen wollten. Über die neuen Medien lernen sie die Welt der Erwachsenen kennen, stillen ihren Wissensdurst auf Aspekte der Fortpflanzung, die im Sexualkundeunterricht außen vor bleiben. Allein gelassen am heimischen PC geben Sie ihrer Neugier nach, ungebremst von den Ermahnungen der Eltern. Manche laden sich Szenen und Bilder auf ihre elektronischen Kleingeräte, mit denen sie in der Schulpause ihre Klassenkameraden beeindrucken werden.

Das Internet wird nicht nur konsumiert, die Jugendlichen werden selbst zu Akteuren: So ist es nicht nur einmal vorgekommen, dass mehrere Schüler eine Mitschülerin aufs Klo gezerrt, die Hose heruntergezogen und gefilmt haben. Ruckzuck wird das selbst hergestellte Produkt ins Internet hochgeladen und das Opfer damit öffentlich beschämt. Die winzigkleinen elektronischen Geräte können immer mehr, telefonieren wird da zur Nebensache. Amerikanische Soldaten in Abu Ghraib haben es demonstriert, als sie sexuelle Folterszenen per Handy festgehalten und im Internet veröffentlicht hatten. Wen wundert es, wenn die junge Generation sich solche Praktiken zu Eigen macht.

Sexuelle Straftaten bei unter 21jährigen nehmen zu, die Täter waren meist selbst Konsumenten von Sexmedien und Gewaltfilmen. Prof. Dr. Sabine Nowara, Kölner Rechtspsychologin, hat männliche Sexualstraftäter im Alter von 11 bis 18 Jahren in einer bundesweiten Studie untersucht. Der Dauerkonsum von Pornos habe schwerwiegende Störungen in deren psychosozialer Entwicklung verursacht, die Täter seien nicht mehr in der Lage, Mitleid oder Gefühle für die Opfer zu empfinden. »Bei ihnen entwickelt sich ein Frauenbild, das Frauen diskreditiert, erniedrigt, Folter und Schmerzen legitimiert.«, so Dr. Nowara in frauTV im Mai 2007.

Für viele Jungen im Alter von nur elf Jahren gilt es mittlerweile als normal, dass Pornos geschaut werden, mit fünfzehn haben viele schon den ersten Sex. Das in den Pornos vermittelte Bild von Sexualität nehmen viele Jugendliche als Maßstab. Zwölfjährige Mädchen halten sich für unnormal, wenn sie noch keine sexuelle Erfahrung haben. Ein unglaublicher Druck lastet auf den Jugendlichen. Wer den krassesten Sex hat, erntet den meisten Respekt.

Eine 18jährige schrieb in einem Leserinnenbrief an EMMA, dass sie selbst mit elf Jahren in eine Gruppe hineingeraten war, in der Pornos konsumiert wurden. Sie machte mit, denn sie wollte nicht als »uncool« gelten. Sie hatte Geschlechtsverkehr mit Jungen, obwohl sie es nicht wollte, niemand sagte ihr, dass sie das nicht muss.

Ähnlich erklärte eine andere: »Wenn man Pornos guckt, möchte man das genauso nachmachen und möchte nicht seine eigene Erfahrungen sammeln, sondern das machen, was andere auch machen.«

Das eigene Herantasten an die Lust, den eigenen Körper zu erforschen, zu ergründen, was Spaß macht, die gemeinsame körperliche Annäherung zweier Menschen wird für viele Jugendliche zunichte gemacht und verhindert die Entwicklung einer selbstbestimmten Sexualität.

Wenn die genitale Befriedigung des Mannes zum alleinigen Ziel gesetzt, wenn alle Varianten, die im Internet gezeigt werden, geprobt werden müssen, dann wird Sex stattdessen zum Hochleistungssport.

Gundula Pause

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