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Rückkehr in den Tod

Die 54jährige Politikerin und Oppositionsführerin Benazir Bhutto wurde am 27. Dezember 2007 in Rawalpindi/Pakistan ermordet. Sie war erst am 18. Oktober 2007 aus dem Exil in Dubai zurückgekehrt. Bhutto wusste um die Gefahr, die ihr bei einer Rückkehr in ihre Heimat drohte. Schon am Tag ihrer Einreise sprengte sich ein Attentäter neben ihrem gepanzerten Fahrzeug in die Luft. 140 Menschen starben, Benazir Bhutto blieb unverletzt.

Sie war populär, wurde geliebt und bewundert, war umstritten und wurde gehasst. Die Trägerin des »Women’s World Award« (2005) und des »Tipperary International Peace Awards 2007« präsentierte sich immer als Retterin der Demokratie. Der Mord an ihr ist nicht der erste gewaltsame Tod in der Familie Bhutto. Benazir Bhutto wurde am 21. Juni 1953 als Tochter des ehemaligen Premierministers Zulfikar Ali Bhutto in Karatschi geboren. Ihre Mutter Nusrat war eine Kurdin aus dem iranischen Esfahan. Von vier Kindern, die Zulfikar und Nusrat hatten, lebt nach dem Mord an Benazir nur noch ihre Schwester Sanan. Die beiden Brüder kamen unter bis heute ungeklärten Umständen ums Leben.

Benazir studierte in Großbritannien. Im Alter von 20 Jahren unterstützte sie ihren Vater bei den Vereinten Nationen in New York als Assistentin. Nach ihrem Studienabschluss in Oxford kehrte Benazir nach Pakistan zurück. Ihr Vater wurde 1977 durch einen Putsch von Zia ul-Haq abgesetzt, inhaftiert und 1979 gehängt. Danach wurde Benazir Bhutto unter Hausarrest gestellt. Als ihr 1984 erlaubt wurde auszureisen, zog sie nach Großbritannien und wurde dort im Exil Führerin der Partei ihres Vaters, der PPP. 1988, bei den ersten freien Wahlen nach dem Tod Zia ul-Haqs ging mit Benazir Bhutto zum ersten Mal in der Geschichte eines islamischen Staates eine Frau als Siegerin hervor. Am 2. Dezember wurde sie als erste Regierungschefin in der islamischen Welt vereidigt.

Bhuttos Regierung wurde 1990 aufgrund von Korruptionsvorwürfen aufgelöst. Diese Vorwürfe bestritt die dreifache Mutter, sie führten auch niemals zu einer Anklage. 1993 wurde Bhutto wiedergewählt und drei Jahre später ihre Regierung erneut wegen Korruptionsvorwürfen durch den Präsidenten Farooq Leghari aufgelöst.

Von 1999 bis 2007 lebte Benazir Bhutto mit ihrer Familie im Exil in Dubai. Sie kehrte gegen den Widerstand von Präsident Musharraf zurück nach Pakistan und obwohl ihr von Seiten des Terrornetzwerks al-Qaida mit Anschlägen gedroht wurde. Bhutto strebte erneut das Amt der Premierministerin an. Im Januar 2008 sollten Parlamentswahlen abgehalten werden. Zwei Wochen vor dem geplanten Termin wurde Bhutto nach einer Wahlkampfveranstaltung in Rawalpindi durch Schüsse in den Kopf getötet. Täter bisher unbekannt.

Senator Latif Khosa von der »Pakistan People’s Party« (PPP), berichtete, dass Bhutto am Tag des Attentats bei einer Pressekonferenz Pläne des Geheimdienstes und der Wahlkommission für eine Wahlfälschung bei den Parlamentswahlen veröffentlichen wollte. Bhuttos 19jähriger Sohn Bilawal wurde am 30. Dezember 2007 zu ihrem Nachfolger als Parteichef bestimmt. Er versprach bei einer Pressekonferenz, er wolle den Kampf seiner Mutter für Demokratie in Pakistan fortsetzen. »Meine Mutter hat immer gesagt, dass Demokratie die beste Rache ist.«

Benazir Bhutto wusste um die Gefahr eines Attentates auf sie, doch sie war nach eigenen Aussagen bereit, »für die Demokratie ihr Leben zu riskieren«. Resolut, unerschrocken und gläubig: »Gott hat längst entschieden, wann meine Zeit abgelaufen ist«. Für die Menschen, die in ihr eine Hoffung für das Land sahen, war dies zu früh.

Helge Ebbmeyer

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