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MATHILDE

Noch in diesem November wird ihr Debut- Album auf dem Berliner Indie-Label LOUISVILLE erscheinen sowie die Single »GIRL MOVE AWAY FROM HERE«, die die in der Überschrift angeführte Textzeile enthält und damit auf ein bestimmtes Dorf im Odenwald anspielt. Auf www.myspace.com/jollygoods oder www.jollygoods.net kann frau einen Eindruck von ihrer Musik bekommen.

Foto: privat

Here is the place where nothing will change – Girlband »Jolly Goods« –

Zu einem Interview treffe ich zwei junge Musikerinnen im Alter von 16 und 19 Jahren in einem Eiscafe in ihrem Heimatort Rimbach im Odenwald. Hier in einem 5000 Einwohner zählenden Ort im Landkreis Heppenheim sind sie aufgewachsen und zur Schule gegangen, hier, wo »absolut nichts los ist« und »sich auch nie was ändern wird«.

Während sie auf meine Fragen antworten und aus ihrem Werdegang erzählen, wirken sie eher zurückhaltend, fast schüchtern, doch die dunkle Kleidung und Piercings weisen darauf hin, dass sie mehr sind als Jolly Girls, und vor allem ihre Musik alles andere als leichte Unterhaltung ist ….

Tanja Pippi, die ältere, beschreibt ihren Heimatort als kleinbürgerlich, langweilig, ohne jegliche Aussicht auf Veränderung. Engere Freunde, mit denen sie ihren aufflammenden Frust hätte austauschen und besprechen können, gab es keine. Also kaufte sie sich mit etwa 12 Jahren eine E-Gitarre und fing an, das Instrument auszuprobieren: Griffe, Tonzusammenhänge, Melodielinien, Akkorde – und die Umsetzung ihrer eigenen Stimmungen. Ihre Gitarre benutzte sie, um ihrem Inneren Luft zu machen, den Kleinstadtzwängen zu entkommen, einen Ausweg für sich zu finden.

Kurze Zeit später legte sich ihre jüngere Schwester Angy ein Schlagzeug zu und begann ebenfalls, sich ihren Weg aus der engen Umgebuns zu suchen, sich quasi »den Frust weg zu drummen«. Fast jeden Tag proben sie von da an zusammen in ihrem Keller. »Besser zu zweit als zwei alleine«, das war für die beiden wegbestimmendes Motto. Bald kamen zu ihrer Musik Texte und Vocals dazu, in denen sie sich ihren ganzen Frust von der Seele schreien konnten.

Mit ihren punkigen Protestsongs wollen die »Jolly Goods« nicht nur sich selbst ausdrücken, sondern unter anderem auch auf die männerdominierenden Missstände im Musikbusiness, vor allem aber im Rock-Punk-Bereich, aufmerksam machen. Demnach gehen die Ideen zurück auf »riot grrrl«, einer in den 1990er in den USA entstandenen Punk-Hardcore-Queer Bewegung von Musikerinnen und Künstlerinnen mit der Zielsetzung, sich gegenseitig zu unterstützen und Musik-Frei-Räume zu schaffen.

Eine eigene Stilrichtung hätten sie nicht, ist eine ihrer Antworten, es ist vielmehr eine Ansammlung verschiedener Identifikationsmuster in diversen Unterbereichen: »two grrrls lo fi garage beat punk trash«. Ihre Musik erinnert an Bands wie »Hole« und »Babes in Toyland«.

Die Notenschrift in unserem Fünf-Linien-Notensystem haben sie nie richtig gelernt, die Gitarren-Akkorde und Einsätze der Drums werden lediglich als Tabulatur festgehalten (Dieser Begriff bezeichnet eine ursprünglich im 14. Jahrhundert entwickelte Vorstufe unserer Notenschrift aus einzelnen Zeichen und Zahlen, heute quasi eine Grifftabelle). Aus dieser stark vereinfachten Notierung entstehen bei den beiden aus den grundsätzlichen Songs immer wieder neue Nuancen, die je nach Stimmungslage düsterer, punkiger oder trashiger sind. Ihre drei Musikvideos, ihre Fotos und ihre Internetanbindungen mit den verschiedenen Designs gehen alle ausschließlich auf eigene Initiative zurück, alles sozusagen »selfmade«, damals noch ohne Einbeziehung von Studios und Plattenverlagen.

Ihr erster öffentlicher Auftritt liegt bereits vier Jahre zurück, 2003 im Café Central in Weinheim. 2005 waren sie Vorband von Adam Green in Darmstadt, worauf etliche Support Shows für zum Beispiel Superpunk, Tocotronic und Peaches folgten in Berlin, Frankfurt, Köln, Hamburg.

Michaela Kirsch

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