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Foto: MMZ

Mädchen werden Medien-Profis

Interview

Als fortlaufendes Angebot des Bildungswerks der Hessischen Wirtschaft e.V. wird in Michelstadt unter der Leitung von Cornelia Wind jungen Frauen in dem Projekt »Mädchen Medien Zukunft« eine Beschäftigung und Qualifizierung mit den Schwerpunkten Gestaltung und neue Medien geboten. Die Kursteilnahme kann sich über maximal 24 Monate erstrecken, wobei ein Einstieg in den Kurs jederzeit möglich ist, ebenso wie der Übergang in Ausbildung oder Arbeit. Der Erwerb des externen Hauptschulabschlusses ist möglich.

Mit der Diplom- und Theaterpädagogin Barbara Linnenbrügger arbeiteten Kursteilnehmerinnen für die Ausstellung »Um die Stimmen der Frauen – das Frauenbild der Parteien im Spiegel ihrer Wahlplakate« an zwei Projekttagen zu dem Thema »Feminismus, Frauenrechte, Frauenwahlrecht«, um für die Ausstellung, die einen regionalen Bezug geben sollte, Power Point Präsentationen zu erstellen. Dieser Regionalbezug wurde durch Interviews mit Kreistagspolitikerinnen und Wählerinnen hergestellt.

Frau Linnenbrügger, Sie haben die jungen Frauen während des Kurses in Michelstadt fachlich angeleitet. Welchen schulischen Hintergrund hatten diese jungen Frauen und wie alt waren sie?

Die Teilnehmerinnen waren zwischen 16 und 20 Jahre alt. Weder in der Schule, noch in der Familie oder unter Freundinnen und Freunden hatten sie sich bis zu diesen Projekttagen damit auseinandergesetzt, was Frauengeschichte und aktuelle Frauenpolitik für sie bedeuten könnte. Sie waren empört zu hören, dass Frauen noch bis in die 1970er Jahre laut Gesetz ihre Ehemänner um Erlaubnis fragen mussten, um arbeiten gehen zu dürfen, dass Mädchen kein Recht auf Ausbildung hatten und eben auch nicht wählen durften und schon gar nicht aktiv Politik gestalten konnten.

Wie haben Sie die Teilnehmerinnen an den Themenkreis Feminismus und Frauenrechte herangeführt und wie haben sie reagiert?

Ausgehend von dieser Empörung war das Interesse, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen sehr groß. Wissbegierig recherchierten sie im Internet über Lebensbiografien von Frauen, wie Olympe de Gouges, Anita Augspurg und Helene Lange und wie sie sich im Kampf um Frauenrechte engagierten. Ebenso interessiert setzten sie sich mit den Politikerinnen des Odenwälder Kreistages und mit potentiellen Wählerinnen an einen Tisch, um sie souverän über ihre Biografien und Motivationen zu befragen. In einem Resümee kamen Aussagen wie: Frauen müssen mehr Rechte haben! Wir wollen jetzt mehr für unsere Träume und Rechte kämpfen und für uns selbst entscheiden.
Eine Teilnehmerin sagte zum Abschluss: »Ich bin stolz auf die Frauen, die sich nicht unterkriegen lassen und für die Rechte der Frauen kämpften und kämpfen.«

Was hat sich aus der Befragung von Politikerinnen und potentiellen Wählerinnen ergeben?

Im Oktober hat die Frauenbeauftragte des Odenwaldkreises und die Arbeitsgemeinschaft Odenwälder Frauen im Landratsamt in Erbach die oben genannte Ausstellung zum 100. Jahrestag der Einführung des Frauenwahlrechts in der EU präsentiert. In einer der beiden gemeinsam mit den Teilnehmerinnen des Lehrgangs erarbeiteten Präsentationen stellten die jungen Frauen historische Aspekte des Kampfes um das Frauenwahlrecht im 19. und 20. Jahrhundert dar.
Die zweite Präsentation zeigt Einzelinterviews mit Kreistagspolitikerinnen und Wählerinnen in der Auseinandersetzung mit dem Recht von Frauen zu wählen und als Gewählte aktuell politisch aktiv zu sein. Unter den befragten Frauen war auch Dr. Elisabeth Kellner, die in der Zeit von 1966 bis 1968 und von 1977 bis 1985 als eine der ersten Frauen dem Odenwälder Parlament angehörte.
Die jungen Frauen konnten bei der Gestaltung der elektronischen Präsentation ihre im Lehrgang neu erworbenen Qualifikationen kreativ umsetzen und sie haben – vielleicht zum ersten Mal – Zugang zur meist vergessenen Frauengeschichte bekommen.

Barbara Obermüller

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