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Frau Gramann und der Eisvogel …

… Frau Pfäffle …

… und Frau Neumann sind regelmäßig im Malkurs.

Frau Pollakowsky mit einem handgemalten Porzellanteller und …

… Frau Mügge bei der Porzellanmalerei

Frau Gottwald beim Malen mit Aquarellfarben

Die Damen aus dem Malkurs von links nach rechts: Neumann, Gramann, Pfäffle, Gottwald und Mügge mit ihrer Leiterin Ina Pollakowsky (hinten links).

Buntes Treiben

 

Im Wohnpark Kranichstein findet jede Woche ein Malkurs bei Ina Pollakowsky statt, in dem fünf aktive Damen wunderschöne Kunstwerke anfertigen.

 

Mögen die Glanzlichter des Alltags in einer Senioren- und Senorinnen-Residenz wie dem Wohnpark Kranichstein auch wohl verteilt sein, so ist der wöchentliche Malkurs bei Ina Pollakowsky doch ein besonderer Farbtupfer in jeder Woche. Fünf Frauen zwischen siebzig und neunzig Jahren treffen sich, um unter ihrer Anleitung bisher vergrabene Fähigkeiten aufzudecken, ganz neue Talente zu erkunden und vor allem die Freude an der Gestaltung, an den Farben, dem Zeichnen und Malen zu erleben.

Ina Pollakowsky hat sich dem Abenteuer Malen ebenso gestellt wie ihre Kursteilnehmerinnen. Sie begann nach dem kurz aufeinander folgenden Tod ihres Mannes und ihrer Schwester sowie der eigenen Erkrankung an Krebs, gegen ihre Angst »nun sei sie dran« anzugehen. Zunächst bemalte sie Porzellan – wie übrigens viele ihrer heutigen Kursteilnehmerinnen – und schuf eine Vielzahl floraler Dekore. Mit dem Wunsch Zeichnen zu lernen fing sie viele Jahre später bei der Darmstädter Künstlerin Marianne Mischke mit dem Unterricht an. Sie lernte von Zeichnen über Aquarellieren bis hin zu Tempera eine breite Palette an Techniken. Marianne Mischke wurde ihr künstlerisches Vorbild ebenso wie ein menschliches, da diese trotz ihrer plötzlichen Erkrankung weiterhin eine ungebrochene Lebensfreude vermittelte und sogar Ina Pollakowsky zum Selbststudium der Ölmalerei animierte. Hätte Ina Pollakowsky noch ihre eigene Wohnung, wäre jeder Besucherin ein Gang durch eine umfangreiche Ausstellung gewiss. So haben sie die Lebensumstände zu Einschränkungen gezwungen. Ein Teil ihrer Werke ist im Wohnpark als Dauerleihgabe aufgehängt. Der schönste Moment beim Malen eines neuen Bildes ist für Ina Pollakowsky, wenn sie die Gewissheit erlangt, dass es ihr gelingt, dass es ihrer Vorstellung entsprechen wird.

Doch nicht jede Künstlerin ist auch gleichzeitig eine gute Lehrerin. Der Sprung ins kalte Wasser war für Ina Pollakowsky der Moment, an dem sie ausprobiert hat, ob sie ihre Kenntnisse auch vermitteln kann. Der Kurs, der nun schon seit drei Jahren läuft, dürfte ihre Unsicherheit zerstreut haben.

Neben dem Blick auf die Lehrerin lohnt auch ein Blick in die Runde der Malschülerinnen. Seidenmalerei, Glasätzungen und Porzellanmalerei, alles Dinge, die Frau Neumann schon mit Freude erlernt hat. »Mutter, das machst du«, waren denn auch die Worte ihrer Tochter als es um den Malkurs im Wohnpark ging – die Ergebnisse sind sehenswert. Frau Gottwald, das »Küken« der Gruppe, hat die achtzig noch nicht erreicht. Als Lehrerin hatte sie auch mit Kunstthemen zu tun, das Malen ist jedoch eine neue Kunst, die sie erlernt. Nicht die einzige, sie ist außerdem eine aktive Schreiberin für die Hauszeitung. Frau Mügge hingegen meint, sie sei wegen »Altersschwierigkeiten« und natürlich »wegen des Malkurses« in den Wohnpark gezogen. Eine humorige Sichtweise, die sich auch in ihren Bildern niederschlägt. Frau Pfäffle ist vom Rollstuhl aus mit Energie und Freude beim Malen stimmungsvoller Bilder, obwohl sie eigentlich seit Schulzeiten keinen Spaß mehr an der Malerei hatte. Der überraschendste Moment war jedoch die Präsentation des »Eisvogels« von Frau Gramann. Die intensive Farbgebung des Bildes und der lebendige Bildaufbau verrieten nichts darüber, dass seine Malerin nur einen Arm für das Arbeiten benutzen kann. Sie hat früher vor allem Handarbeiten angefertigt, was nun nicht mehr geht. Aber ihre Liebe zu den Farben hat eine wundervolle neue Weise gefunden sich auszudrücken.

Wer nun die Werke der Wohnpark-Malerinnen gerne mal mit eigenen Augen sehen würde, verfolge die Presseankündigungen. Zwei Ausstellungen fanden bereits statt.

Text: Anja Spangenberg
Fotos: Gabriele Merziger

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