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Rachel Carson starb 1964 mit 56 Jahren an Brustkrebs. Anfang 1970 wurde DDT in USA verboten. Ihr Buch hat nichts von seiner Aktualität verloren. Erst im August 2007 machte eine Meldung in der deutschen Presse darauf aufmerksam, dass bei einer repräsentativen Studie des Umweltbundesamtes bei allen untersuchten Kindern DDT und andere Gifte in Blut und Urin gefunden wurden.

Kämpferin gegen die Zerstörung der Erde

Rachel Carson (1907 – 1964) wäre im Mai dieses Jahres hundert Jahre alt geworden. Als eine der Ersten wandte sie sich gegen die Zerstörung und Ausbeutung der Erde, und prangerte die rücksichtslose »Herrschaft über die Natur«, an. Schon vor ca. fünfzig Jahren hat sie die Folgen der Angriffe des Menschen auf die Umwelt durch die Verunreinigung von Luft, Erde und Wasser klar erkannt. Bereits damals sprach sie von einer Erwärmung des Klimas auf der Erde.

Sie wuchs in Springdale in Pennsylvania/USA auf. Schon früh entwickelte sich ihre Liebe zur Natur. Mit ihrer Mutter streifte sie durch die Wälder der Umgebung. Maria Carson hatte studiert, durfte aber, nach dem damaligen Gesetz, als Ehefrau nicht mehr Lehrerin sein. Als Hausfrau und Mutter erzog sie ihre drei Kinder. Ohne Einschränkung unterstützte sie die Wissbegier und frühen schriftstellerischen Ambitionen ihrer jüngsten Tochter.

Rachel Carson studierte mit großem Erfolg zunächst Literatur und danach, ab 1928, Zoologie und schloss mit Magna cum laude ab. Zur Zeit der großen Depression arbeitete sie freiberuflich als wissenschaftliche Autorin für die Fischereibehörde. Sie schrieb außerdem Zeitungsartikel und Radiomanuskripte über die Meeresfauna und –flora, die sie mit »R.L.Carson« unterzeichnete, um nicht als Frau erkannt zu werden.

Im September 1937 erschien ihr erster großer Essay Under Sea (Unter Wasser), der den Wendepunkt in ihrem Leben einleitete. Ein Verlag wurde auf sie aufmerksam und sie plante ihr erstes Buch. Bei der Fischereibehörde erhielt sie eine feste Stelle. Sie arbeitete in Beaufort, North Carolina und lebte nach dem Tod des Vaters mit der Mutter und zwei Nichten an der Ostküste der USA.

In den folgenden für sie sehr kreativen Jahren wanderte sie oft an der Atlantikküste, erforschte die Tiere und Pflanzen des Meeres und schrieb abends und am Wochenende. In dieser Zeit entwickelte sie ihren einzigartigen Stil, der sie befähigte, ihr fachliches Wissen mit großem Einfühlungsvermögen und poetischer Kraft für alles Lebendige zu verbinden. Maria Carson tippte die Manuskripte ihrer Tochter sorgfältig auf einer alten Schreibmaschine. Bis zu ihrem Tod 1958 unterstützte sie ihre Tochter.

Im Herbst 1941 erschien ihr erstes Buch Under the Sea Wind (Unter dem Meerwind, Zürich 1947). Die Schrecken des zweiten Weltkrieges – der Überfall auf Pearl Harbor und Hitlers Kriegserklärung an die USA – schwächten den Erfolg des Buches. Rachel Carson blieb ihrem Thema treu und schrieb weiter. 1951 erschien ihr zweites Buch The Sea around us (Geheimnisse des Meeres), das sofort zum Bestseller wurde. Mit ihren Sachbüchern, die sie weiterhin mit großer erzählerischer Kraft schrieb, eroberte sie das lesende Publikum zuerst in Amerika und dann weltweit.

Zahlreiche Preise und Auszeichnungen und der dauerhafte Erfolg ihrer Bücher erlaubten ihr ein Leben als freie Schriftstellerin. Sie kaufte ein Grundstück mit Sommerhaus auf Southport Island, an der Felsküste von Maine. Sie freundete sich mit der neun Jahre älteren Dorothy Freeman an. Aus der Freundschaft wurde eine große Liebe, »die sich entfaltete wie eine schöne Blume«. Wenn Rachel Carson auf Reisen war, schrieben sich die beiden Frauen leidenschaftliche Briefe.

Im Jahr 1962 erschien ihr letztes Buch Silent Spring (Stummer Frühling), das eine heftige öffentliche Debatte auslöste und für große Aufregung sorgte. Schon seit Jahren rumorten Gerüchte über die Vernichtung von Insektenarten und Singvögeln und über andere schwere Umweltschäden durch das hemmungslose Sprühen von DDT, das sich auch im menschlichen Körper ablagert und anreichert. Schon 1946 hatte Carson »Reader’s Digest« einen Artikel über das im zweiten Weltkrieg massenhaft eingesetzte Pestizid DDT angeboten, der aber abgelehnt wurde. Trotz einer Brustkrebserkrankung recherchierte sie nun gewissenhaft für ihr Buch, wertete alle bisherigen Untersuchungen aus und schrieb mit der ihr eigenen Leidenschaft und wissenschaftlichen Akribie ein Fachbuch, das sich liest wie ein spannender Roman. Ihre schlechte körperliche Verfassung erzwang immer wieder längere Schreibpausen, doch sie kämpfte mit aller Kraft, um das Sterben der Natur und das Verstummen der Vogelstimmen im Frühling aufzuhalten. »…dass ich nie wieder fröhlich dem Gesang einer Drossel lauschen könnte, wenn ich nicht alles getan hätte, was ich konnte«, hat sie einmal zu ihrer Freundin Dorothy gesagt. Mit ihrem überaus erfolgreichen Buch wurden zum ersten Mal Begriffe wie »Nahrungskette, Ökologie, Pflanzenschutz« einem breiten Publikum vermittelt und Umweltbewusstsein geschaffen. Die chemische Industrie versuchte eine Propaganda-Strategie gegen Carsons Ideen, aber der Siegeszug ihres Buches und das Entstehen einer starken Ökologiebewegung waren nicht aufzuhalten.

Barbara Obermüller

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