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Interview

Die Frau als dekorativer Appetithappen

Im September diesen Jahres wird im Luisen-Center Darmstadt die Wanderausstellung »Der Frauenzoo der Werbung« gezeigt, die sich mit den Botschaften und Wirkungen Frauen diskriminierender Werbung auseinandersetzt. Es gibt dazu auch eine wissenschaftlich begleitete Umfrage.
unterhielt sich mit der Stadtverordneten Roswita Emig, die als Vertreterin der Feministischen Partei DIE FRAUEN in der Stadtverordnetenversammlung ein Mandat hat und Mitglied in dem Arbeitskreis ist, der Richtlinien gegen frauenfeindliche, sexistische Werbung erarbeitet hat.

Der Antrag für eine Konzeption gegen sexistische Werbung im Stadtgebiet einschließlich der Forderung, die Ausstellung nach Darmstadt zu holen, wurde im November 2005 von Ihrer Partei, der Feministischen Partei DIE FRAUEN gestellt, die mit der Stadtverordneten Barbara Obermüller innerhalb der Fraktion Offenes Darmstadt ein Mandat in der Stadtverordnetenversammlung hatte.
Könnte man nicht in Frage stellen, ob es bei der heutigen Freizügigkeit in der Sexualität und der Emanzipation der Frauen überhaupt noch zeitgemäß ist, sich wegen nackter Haut in der Werbung aufzuregen?

Es gibt zum einen die offen diskriminierende Darstellung und Benutzung von mehr oder weniger nackten Frauenkörpern in der Werbung als Blickfang für alle möglichen Produkte und Waren. Die weibliche Sexualität wird hier ebenfalls zur Ware und die Frau auf ihre Sexualität reduziert.

Es existiert aber noch eine andere Darstellung von Frauen auf Werbebildern. Frauen sind auf diesen Bildern nur jung, schön, vollbusig, haben nichts zu tun oder nur den Haushalt im Kopf, wobei Waschen, Putzen, Kochen etc. als Hobby dargestellt werden. Frauen werden in Szene gesetzt als Verzierung für alles Mögliche oder als Belohnung des Mannes. Sie werden als unterlegen, kindlich und abhängig dargestellt, Männer als stark, lässig und kraftvoll. Damit werden Frauen herabgesetzt und es wird versucht, ein längst veraltetes Geschlechterbild zu zementieren. Es ist also durchaus angebracht, sich gegen eine derartige Werbung zu wehren.

Was kann die Stadt Darmstadt tatsächlich unternehmen, wenn Plakate in der Öffentlichkeit auftauchen, die den weiblichen Körper zu Werbezwecken benutzen oder sogar in entwürdigender Weise darstellen?

Der Arbeitskreis hat »Richtlinien für die Wissenschaftsstadt Darmstadt gegen sexistische Plakatwerbung« erarbeitet, die von der Deutsche Städte Medien GmbH, dem größten Außenwerber in Darmstadt, unterstützt und als Empfehlungen auch umgesetzt werden. Die derzeitige Gesetzeslage bietet nur bei strafrechtlich relevanten Inhalten die Möglichkeit, juristisch gegen frauenfeindliche Werbung vorzugehen. Durch die Ausstellung erhält das Thema sexistische Werbung in Darmstadt die verdiente Bedeutung, die Bevölkerung wird informiert und kann sich innerhalb der wissenschaftlich begleiteten Umfrage zu dem Thema äußern. Die Befragungsergebnisse werden ausgewertet.

Das Interview führte Marion Möhle

Im übrigen können Beschwerden gerichtet werden an das:
Frauenbüro (Tel. 06151-13-2340)
oder
direkt an den Werberat
e-mail: werberat@werberat.de
Fax: 030-590099-722

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