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Quote kontrovers

Quote im Zusammenhang mit Gleichstellung in Wirtschaft und Politik war in den 80er Jahren ein wichtiges Thema. Die "Quotenfrau" ist mittlerweile in Verruf geraten, nur wegen ihres Geschlechts in eine höhere Position gelangt zu sein. Doch wie sehen es die Frauen selbst? Sind die Defizite in Sachen Gleichstellung in Deutschland noch ein Problem? Brauchen wir Frauen die Quote für die gleichberechtigte Umsetzung von Lebensplänen oder verändert Quote den Wert unserer Leistung?

Zwei Darmstädterinnen haben sich durchaus kontrovers zu diesem Thema geäußert.

Keine Quote,

meint Stephanie Sander-Vossack, 34, Betriebswirtin

»Ich halte die Quote nicht für sinnvoll. Wenn die Frau nur wegen ihres Geschlechtes befördert wird, bleibt die Qualifikation doch auf der Strecke. Ich will nicht von mir sagen müssen, dass ich meinen Job wegen der noch nicht erfüllten Prozentquote bekommen habe. Kompetenz ist eben eindrucksvoller als Zahlenspielchen. Außerdem zeigt die Erfahrung von Headhuntern, dass Frauen angebotene Führungsposi-tionen ablehnen, weil sie sich das nicht zutrauen und die Verantwortung und die Einsamkeit in den oberen Führungsetagen scheuen. Nur durch eine Gesetzgebung kann das vielschichtige Phänomen ’weniger Frauen als Männer in Führungspositionen‘ nicht gelöst werden. Man könnte Mädchen Karriereträume in der Technik- und Ingenieurbranche schmackhaft machen.«

Quote: ja,

meint Emilia Hidden, 47, Röntgenassistentin

»Natürlich ist die Quotenfrage noch aktuell! Die bestehenden Strukturen in Wirtschaft und Politik benachteiligen Frauen. Die Gleich-heit von Frau und Mann ist in unserem Grundgesetz postuliert und der Gesetzgeber hat die Aufgabe dafür Sorge zu tragen, dass dies umgesetzt wird. Die Quote heißt ja nicht, dass die Forderung nach Qualifikation nicht eingehalten werden soll, sondern dass bei gleichen Anforderungen ohne Rücksicht auf das Geschlecht die Qualifaktion des/der Einzelnen honoriert wird … und zwar in gleichen Jobs bei gleichem Gehalt bei gleichen Aufstiegsmöglichkeiten. Bei der Quotenfrage geht es vorrangig um die Gleichstellung der Frau, aber genau so geht es um Quoten von etwa Männern in Kitas, Gundschulen, im Pflegebereich - letztlich all jene Frauenberufe mit gesellschaftlich kleinerem Ansehen und ihrer finanzielle Entlohnung. Eine Diskussion um das Quotengesetz finde ich hilfreich, um in den Köpfen vor allem junger Frauen das Bewusstsein zu wecken, auch ihren Teil an der gesellschaftlichen Entwicklung einzufordern.«

Karrierefrauen haben weiterhin Seltenheitswert

Eine neue Untersuchung zeigt auf, dass sich "überdurchschnittlich viele Frauen in Führungspositionen" befänden, hauptsächlich jedoch, wen wundert's, in den haushaltsbezogenen und personengebundenen Dienstleistungsformen. Fazit: Putzkolonne oder Friseurladen. Und hier verdient dann eine ausgelernte Kraft weniger als vier Euro brutto in der Stunde, damit kann das spätere Chefinnengehalt wohl nicht allzu üppig ausfallen.

Auch mit Absegnung der Gewerkschaften liegen die Einkommen in den frauenspezifischen Wirtschaftszweigen weit unter dem Durchschnitt. Im Vergleich gehört bei den Vollzeitbeschäftigten fast jede dritte Frau unter die "Niedriglohnempfänger", bei den Männern sind es etwa zehn Prozent. Bei einem Vergleich der Gehaltslisten des Statistischen Bundesamts wird die weitere Entwick-lung dieser Lohnschere deutlich: 1995 bis 2000 lag der Gehaltsunterschied Mann-Frau bei 21 Prozent, 2003 bereits bei 23 Prozent. Wenn sich nicht bereits bei der Berufsberatung und -wahl der Jugendlichen eine deutliche Änderung zeigt, wird sich der Anteil der Frauen, die weit unter der durchschnittlichen Lohnniveau arbeiten, bei einem Viertel aller Erwerbstätigen einpendeln - eine traurige Tendenz, insbesondere, da der EU-weite Abstand der Löhne von Männern und Frauen von 16 auf 15 Prozent gesunken ist.

Michaela Kirsch

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