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Stephanie Miceli

Foto: Gabriele Merziger

»Ich bin mit meinen Visionen schon weit gekommen«

Von Singfreizeiten bis zur Chorolympiade -
Stephanie Miceli unterrichtet Chöre in allen Altersklassen

Seit Anfang des Jahres gibt es in Griesheim die Chorfabrik - ein Unternehmen, in dem gesungen wird, und zwar ohne Altersbe-schränkung. Gegründet wurde diese Chorschule von Stephanie Miceli, deren einfache Grundphilosophie lautet: »Singen soll in erster Linie Spaß machen!« Locker sagt sie es und lacht. »Das ist vor allem bei den ganz Kleinen wichtig. Bei den Jugendlichen und Er-wachsenen kommt natürlich noch ein gewisser Ehrgeiz hinzu, etwas zu lernen und sich weiter zu entwickeln. Aber auf positive Art und Weise. Natürlich ist das auch mit Anstrengung verbunden, aber genau das kann ja auch oder gerade Spaß machen.«

Mit den »ganz Kleinen« meint sie die Ein- bis Dreijährigen, die gemeinsam mit einer Begleitperson spielerisch an die Musik herange-führt werden. »Malen, basteln, bewegen - Singen kann man mit vielen Dingen begleiten.« Auch bei den Vorschulkindern, den CHORMINIS, ab drei seien Bewegung und Rhythmik noch sehr wichtige Elemente, weil auch in dieser Altersstufe Musik noch erlebt werden müsse. Grundschulkinder singen bei den sogenannten CHORKIDS, Jugendliche im Jugendchor CHORTEENS - sukzessive kann die Singentwicklung stattfinden. Höhepunkte in den Gruppen sind verschiedene Events: Ausflüge, Singfreizeiten oder Auffüh-rungen von Musicals.

Eine weitere Gruppe probt vormittags: der Frauenchor LADYLIKE, dem inzwischen fünfzehn Frauen angehören. Ja, und dann gibt es in der Chorfabrik noch das "Sahnestückchen", den Pop-Jazz-Chor VOCALIVE, der aus dem ehemaligen "Jungen Chor Griesheim" 1991 entstanden ist und der schon einige passable Preise eingeheimst hat. Im letzten Jahr ging dieser Chor als Kategoriesieger beim Deutschen Chorwettbewerb in der Kategorie Pop-Jazz mit Band hervor. Es war »nur« der zweite Platz, weil ein erster Preis nicht vergeben wurde.Dieser Sieg erbrachte ein Stipendium über 1500 Euro für Workshops für die Chorleiterin. »Über diese Weiterbil-dungsmöglich-keiten freue ich mich riesig«, sagt Stephanie Miceli. Freude an ihrer Arbeit, Freude an ihrer eigenen Weiterentwick-lung, das spüre ich bei Steffi in allen Punkten, in denen wir über ihre Arbeit und ihre Geschichte sprechen.

1990 begann die heute 41jährige ihre Karriere als Chorleiterin. Noch während ihres Studiums - Schulmusik und Deutsch - in Mainz bekam sie in ihrem Heimatort Griesheim die Chance, den Gesangverein «Frohsinn« zu übernehmen. »Damals war der Verein eine traditionelle Sängergemeinschaft mit rund 30 Mitgliedern, dem vor allem eines fehlte: Nachwuchs. Ich hatte das Glück, auf einen Vorstand zu treffen, der für meine Ideen aufgeschlossen war und mir vertraute, so dass ich neue Konzepte einbringen und damit weitere Chöre, vor allem junge, aufbauen konnte«, sagt Stephanie Miceli und mit einem Augenzwinkern fügt sie hinzu: »Nachwuchs-schwierigkeiten löst man am besten dadurch, dass man den potentiellen Nachwuchs anspricht, und zwar so anspricht, dass man ihn für's Singen begeistert.«

Das ist ihr ohne Zweifel gelungen. Sie begann mit Kindern zu singen und in ständiger Aufbauarbeit gab es bald fünf unterschiedliche Gruppen zwischen drei und siebzig Jahren.

»Wie hast du die Menschen angeworben?«, frage ich. "Och, das ging ganz schnell und verselbständigte sich. Nachdem die ersten Kindergruppen bei mir waren, hat es sich durch Mund zu Mund Propaganda weitergeprochen: Singen bei Steffi macht Spaß."

Sie selbst sei durch ihren Vater an die Musik herangeführt worden. Heimorgel, Akkordeon und Klavier hat sie gelernt, mit Chorge-sang ist sie in der Viktoriaschule in Kontakt gekommen. Doch an ein Musikstudium hat sie erst mal nicht gedacht. "Ich habe mit was Handfestem angefangen: Betriebswirtschaftslehre. Aber ich habe dann doch rechtzeitig gemerkt, dass ich mit anderen Dingen wohl glücklicher werden kann." So hängt sie dieses Studium nach dem Vordiplom an den Nagel und folgt von nun an ihrer Passion. "Ob-wohl ich für das Musikstudium erst mal noch ein zweites Instrument brauchte, Klavier alleine reichte nicht aus, Akkordeon stand nicht auf der Liste der Möglichkeiten. Also kam die Blockflöte."

»Was ist mit deiner eigenen Stimme?«, frage ich. »Ich singe furchtbar gerne, obwohl ich keine Solostimme habe, aber das ist auch nicht nötig, um gute Chorarbeit zu machen.« Doch neben ihrer nun seit siebzehn Jahren andauernden Arbeit als Chorleiterin singt sie selbst in dem 1998 gegründeten Vokaloktett Hot'n Spicy. "Wir sind acht Mädels mit hellen Stimmen. Wir haben keine ausgesprochen tiefen Altistinnen. Dadurch klingen wir jung und strahlend." Jung und strahlend entspricht Stephanies Klangvorstellungen.

»Tja, du hast eine Menge auf die Beine gestellt, bist immer forsch ins Wasser gesprungen und hast alles mutig probiert. Hast du trotz aller Erfolge noch Visionen?«, will ich wissen. "Die vielen Erfolge haben mich überrascht", stellt sie ein bisschen nachdenklich fest. "Eigentlich bin ich sehr zufrieden mit all dem, was ich schon verwirklicht habe. Ich bin mit meinen Visionen schon weit gekommen.« Doch nach einer kurzen Pause fügt sie doch noch etwas hinzu: »So ein paar Ideen spuken mir doch noch so durch den Kopf. Themati-sche Singwochenenden oder Singurlaube im Ausland. Damit meine ich zum Beispiel ein Singelwochenende als Thema oder morgens singen - mittags Strand. Und natürlich wünsche ich mir, dass Vocalive weiterhin erfolgreich singen wird, dass meine Chorfabrik angenommen wird und ich sie von Griesheim noch ausweiten kann auf meinen Wohnort Dietzenbach.«

»Und was sind deine gerade aktuellen Pläne?«, frage ich am Schluss. »Wir haben mit Vocalive an einem Casting für die Live-sendung »Grand Prix der Chöre« am 7. Juni 2007 teilgenommen. Zur Sendung fahren nur sechzehn Chöre, aus jedem Bundesland einer. Wir sind unter 550 Bewerbern ausgewählt worden unser Land Hessen zu vertreten. Es wäre toll, wenn viele Fans und Neugierige ein-schalten, da der Sieg per Publikumsvo-ting entschieden werden soll. Wir sind sehr gespannt.« Nun, dazu bleibt mir nur zu sagen: »Viel Erfolg!«

Gabi Merziger

    Chorfabrik
  • Unterricht für Chöre
  • Workshops für die Gruppen und interessierte Externe
  • Gastdozenten
  • Seminare rund um die Stimme
  • themenbezogene Wochenendfahrten rund um die Stimme

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