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2500 Jahre alt und doch so aktuell

Ein halbjähriges soziokulturelles Projekt mit 70 Jugendlichen aus 13 Schulen in Darmstadt und Umgebung war im April mit der Premiere des Dramas »Die Hiketiden« von Aischylos in der Böllenfalltorhalle am Ziel angekommen. In dem antiken und doch so aktuellen Theaterstück geht es um Zwangsheirat, Asylrecht und Krieg mit dem Nahen Osten. MATHILDE-Redakteurin Helge Ebbmeyer befragte zwei der Darstellerinnen, Lea Dickert und Lilly Lorenz zu ihrer Mitwirkung in dem Stück.

Wie seid Ihr auf das Projekt aufmerksam geworden?

Lea:
Ich habe in der Musikakademie davon gehört und habe mich gleich dafür interessiert. Schauspielerei reizt mich schon immer und es hat mich angesprochen, mit vielen anderen Jugendlichen etwas zu machen.

Lilly:
Die Regisseurin Inga Pickel ist eine Bekannte meiner Mutter, sie hat davon erzählt. Es hat mich interessiert und ich dachte: Kuck ich mal! Ich habe vorher schon Theater in der Schule gespielt und das schien mir eine andere Art von Theater zu sein. Theater ist sonst eher ein Spiel von einzelnen Darstellern und ich fand es interessant, dass so viele Leute daran teilnehmen sollten. Ich wollte sehen, was daraus wird.

Und dann fingen die Proben an?

Lea:
Ich bin alleine zu dem ersten Treffen gegangen und war schon erstaunt, wieviele Jugendliche da waren, die mitmachen wollten. Die ersten Kontakte zu den anderen waren spannend.

Lilly:
Ich habe am Anfang keinen Eindruck davon gehabt, wie das Stück letztendlich aussehen soll. Das wussten wir lange nicht. Wir haben zuerst keine Proben, sondern verschiedene Übungen und Spiele gemacht, um uns alle kennenzulernen.

Lea:
Ja, anfangs waren die Übungen schon lustig. Wir wussten ja noch nicht, wo das hingeht. Wir sollten erst mal lernen, in eine andere Rolle zu schlüpfen und Gefühle auszudrücken. Wir haben Schauspielern geübt, bevor überhaupt die ersten Szenen entstanden, und Sprechübungen für eine deutliche Sprache gemacht. Wir wussten lange nicht, wer welche Rolle zu spielen hat.

Lilly:
Manchmal konnten wir uns nicht vorstellen, wie wir etwas umsetzen sollten. Zum Beispiel, wie soll ich einen Regentropfen darstellen, der an einer Wand herunter läuft. Je länger wir übten, umso toller fand ich es aber, wie schwierige Übungen schließlich umgesetzt wurden. Das Stück hat sich aus den Übungen und Proben und aus uns selbst entwickelt. Und wir durften unsere Ideen einbringen.

Gab es Zeiten, wo Ihr ans Aufhören gedacht habt?

Lea/Lilly:
Es gab keinen Punkt wo wir gesagt haben, wir wollen nicht mehr.

Welche Erfahrungen habt Ihr während der Vorbereitungszeit mit den anderen und Euch selbst gemacht?

Lea:
Mir ist es nicht schwer gefallen, mich einzugliedern. Und ich hatte immer Lust mitzumachen. Es gab jedoch welche, die sagten anfangs, sie haben keinen Bock auf dies oder das. Aber am Ende hat es allen Spass gemacht und sie haben sich entschuldigt.

Lilly:
Ich habe auch schnell Kontakte geknüpft, es war in Ordnung, alle waren relativ offen. Es gab welche, die sich mehr engagiert haben und es gab andere, die eher etwas schüchtern waren. Die Gruppe hat sich ja aus Jugendlichen aus vielen verschiedenen Kulturen zusammen gesetzt. Das war zu Beginn zu merken, aber dann hat sich etwas Gemeinsames entwickelt. Wir sind richtig zusammengewachsen.

Und wie war die Aufführung?

Lilly:
Bei der Generalprobe haben wir das Stück zum ersten Mal ganz durchgespielt. Bei der Premiere war dann eine große Kraft da, die sich auch im Publikum widergespiegelt hat. Und ich denke, es war schön anzusehen. Gerade die große Gruppe, die ja aus einzelnen kleinen Gruppen bestand, hat es gemacht. Lea: Die Premiere war überwältigend. Zu sehen, dass sich aus der ganzen Arbeit so etwas entwickelt hat. Eine Überraschung für uns selbst, über das, was wir auf die Beine gestellt haben. Hinter den Kulissen war ganz viel Spannung und Freude da, wir haben uns gegenseitig unterstützt.

Jetzt liegen die Aufführungen ja schon einige Zeit hinter Euch!

Lilly:
Es ist komisch, dass es die Treffen nicht mehr gibt. Ich habe vorher mit anderen Leuten etwas geteilt, das ist jetzt weg. Was mich tröstet ist, dass sich Freundschaften daraus entwickelt haben, zum Beispiel zwischen Lea und mir.

Lea:
Am Anfang schien es eine lange Zeit bis zur Premiere zu sein, aber dann ging es so schnell. Gerade die letzte Woche vor der Premiere war sehr intensiv. Ich bin traurig, dass es so schnell rumgegangen ist. Ich freue mich, dass ich mich mit Lilly und anderen Leuten angefreundet habe.

Lea/Lilly:
Es war eine tolle Erfahrung, die wahrscheinlich nicht wiederholbar ist. Es wäre cool, wenn wir mit den gleichen Leuten nochmal so etwas machen könnten.

Helge Ebbmeyer

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