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»Egal, was ich nach dem Abitur mache oder wo ich hingehe, eines ist sicher: ich werde auf jeden Fall weiter Fußball spielen. Denn ohne meinen Sport kann ich nicht leben.«

Sarah Distelmann

»Fußballerinnen sind echte Mädchen! Mädchen mit Kampfgeist, Spaß an der Bewegung und Leidenschaft - und das sind durchaus sehr weibliche Eigenschaften.«

»Fußballweltmeisterschaft in Deutschland finde ich geil. Ich werde versuchen, möglichst viele Spiele anzuschauen - auf jeden Fall alle der deutschen Mannschaft.«

Fotos: Gabriele Merziger

Frauenfußball:
unsere Leidenschaft, nicht unser Job

Frauenfußball, zumindesten in den oberen Klassen, ist ein leidenschaftlicher Sport. »Anders als bei den Männern, die hohe Gehälter bekommen, gibt es so gut wie keine Fußballerin, die mit dem Ballschießen allein Geld verdient. Die Spitzenspielerinnen trainieren fünf Mal die Woche und das neben ihrer normalen Arbeit. Das ist echte Leidenschaft.«, sagt Sarah Distelmann (20, Foto), die bei den Frauen der FC Arheilgen kickt. »Eine Leidenschaft, die sich wirklich nur über den Sport defininiert. Sarah begann mit fünf Jahren bei den Bambinis der TG Bessungen, wechselte dann zu Rot Weiß Darmstadt und spielte bis fünfzehn mit Sondergenehmigung in Jungsmannschaften. Als sie das nicht mehr durfte, wechselte sie zu den Damen des FC Arheilgen, die in diesem Jahr in der Landesliga den Wiederaufstieg in die Oberliga schaffen wollen. Sarah war Auswahlspielerin im Kreis, im Bezirk und im Hessenkader und trainierte selbst zwei Mädchenmannschaften »bis vor dem Abistress«. Abitur hat sie gerade gemacht, jetzt überlegt sie, was kommt. »Vielleicht ein Jahr im Ausland.«

Warum ist in Deutschland der Männerfußball höher angesehen als der Frauenfußball?, frage ich.

»Da spielen wohl viele Dinge eine Rolle. Prozentual fangen viel weniger Mädchen als Jungen mit Fußballspielen an, zudem in der Regel sehr viel später, zumindestens in den reinen Mädchenmannschaften«, sagt Sarah. Es sei für Mädchen deshalb besser, möglichst lange mit Jungs zu spielen, da es vor Ort viele Mannschaften gebe und sie viel früher anfangen können. Natürlich sei das nicht ganz einfach, da viele Klischees unserer Gesellschaft es den Mädchen, die Spaß am Fußball haben, nicht so einfach machen. »Das ist ein richtiger Junge«, sei dabei einer der blödesten Sprüche.

Neben diesen Anfangsschwierigkeiten gibt es auch in den oberen Liegen riesige Unterschiede zwischen Frauen- und Männermannschaften. »Die Männer in den oberen Ligen sind Profis. Die müssen sich um nichts anderes als um ihr Fußballspielen kümmern, während die Frauen sich neben dem Sport immer noch um ihr Auskommen kümmern müssen.« Aber letztendlich findet sie das gar nicht so schlimm. Sie schaue sich die Männerspiele wegen der sportlichen Leistungen natürlich sehr gerne an, aber sie möchte nicht tauschen. »Das Prickeln, das du verspürst, wenn du vor Zuschauern spielen kannst, das kennen die Männer doch gar nicht mehr. Die machen ihren Job. Wir spielen mit Herz und Seele eben genau deshalb, weil wir kein Geld verdienen. In Frauenmannschaften findest du nur noch Spielerinnen, die wegen Spaß am Sport dabeigeblieben sind. Und nicht wegen der Kohle!«

Was macht denn so eine Frauenmannschaft aus?, will ich wissen.

»In einer Frauenmannschaft ist alles viel familiärer. Es gibt zwar auch ab und zu mal einen Vereinswechsel, aber in der Regel bleiben die Mannschaften lange in einer Konstellation bestehen. Es gibt keinen Spielerinnenmarkt, wie bei den Männern, die nur wegen des Geldes in einem bestimmten Verein spielen. Die Frauen wählen ihre Mannschaft danach aus, wo sie spielerisch hingehören und wo sie sich wohlfühlen.«

Und beim Training, gibt es da Unterschiede zwischen Jungs und Mädchen?

Ja, die gebe es ihrer Erfahrung nach. Jungs seien ehrgeiziger, pflichtbewusster, kämpferischer. Und trotzdem glaube sie, dass es anspruchsvoller sei, Mädchen zu trainieren, weil Mädchen an ihre TrainerInnen einen hohen Anspruch an sozialer Kompetenz stellen. Sie wollen nicht nur sportlich gefördert werden, sondern brauchen immer eine Ansprechpartnerin bei allen Themen, die sie so beschäftigen - von der Nachhilfe bis zum ersten Freund. »Mädchen suchen in der Trainerin auch immer die Freundin.« Das setze sich dann in den Frauenmannschaften fort.
»Da wird nicht nur über Sport geredet. Wir sind befreundet und erzählen uns alle möglichen Dinge.« Das sei auch in den Mannschaften der oberen Spielklassen so. Zum Beispiel wisse sie von Steffi Jones, die beim 1. FFC Frankfurt in der Bundesliga spielt, dass die Spielerinnen sich manchmal am Samstag Morgen noch alle zu einem privaten Brunch vor dem Spieltag am Sonntag träfen. Bei den Männern der ersten Liga wäre das unmöglich. Dort fänden sich fast nur noch Individualisten.

Gabriele Merziger

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