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Irene Kiel und Barbara Schoen

Foto: Gabriele Merziger

Die beiden Rechtsanwältinnen Barbara und Irene Kiel arbeiten seit 1995 zusammen in ihrem Büro am Mathildenplatz 4, in unmittelbarer Nähe zum Landgericht.

Barbara Schoen (rechts im Bild) studierte Rechtswissenschaften in Freiburg, Grenoble und Heidelberg, absolvierte ihre Referendarzeit und ein zusätzliches Studium der Sozialpädagogik in Frankfurt am Main und in Darmstadt. Seit 1975 ist sie mit einer eigenen Praxis in Darmstadt tätig. Seit 1991 ist sie Notarin, seit 1998 auch Fachanwältin für Familienrecht.

Irene Kiel (links im Bild) studierte Jura in Frankfurt und arbeitete während ihres Referendariats in Darmstadt bereits im Büro ihrer Kollegin Barbara Schoen. Beide Anwältinnen sind bei allen Amts- und Landgerichten sowie beim Oberlandesgericht Frankfurt zugelassen.

 

"Ich mag keine Abhängigkeiten"

Interview mit den beiden Rechtsanwältinnen Babara Schoen und Irene Kiel

Seit wann gibt es ihr Büro und warum haben Sie sich überhaupt entschieden unternehmerisch tätig zu werden?

Schoen Ich habe mich schon gleich nach meinem zweiten Staatsexamen - das war 1975 - selbständig gemacht. Es stand für mich im Vordergrund , dass ich keinen Chef haben wollte, ich wollte meine Arbeitsbedingungen selbst gestalten. Das »Unternehmerische« daran war mir damals gar nicht bewusst. Hier bedurfte es erst eines langen Lernprozesses. Alles in allem hatte ich wohl eher idealistische Vorstellungen.. Es war eine Zeit des Aufbruchs, das neue Familienrecht wurde diskutiert und schließlich 1977 eingeführt» Das Büro« in dieser Konstellation - also »Frau Kiel und Ich« - gibt es seit 1995. Vorher war ich aber bereits 20 Jahre lang mit eigener Kanzlei tätig

Kiel Ich mag keine Abhängigkeiten, egal welcher Art. Auch bei der beruflichen Tätigkeit sind sie für mich nie in Frage gekommen. Dies hat sich bereits während des Referendariats, in dem verschiedene Bereiche der Justiz und Verwaltung durchlaufen werden, gezeigt, da hier nicht nur die Arbeitsbedingungen und -strukturen vorgegeben sind, sondern teilweise sogar die inhaltlichen Arbeitsergebnisse.

Auf welche Rechts-Schwerpunkte haben Sie beide sich spezialisiert?

Kiel Meine Schwerpunkte liegen im Ausländer- und Familienrecht und den Schnittstellen dieser beiden Rechtsgebiete (zum Beispiel Fragen des Familiennachzugs, Folgen von Trennung und Scheidung auf das Aufenthaltsrecht, ausländisches Familienrecht). Hinzu kommen häufig arbeitsrechtliche und zivilrechtliche Probleme.

Schoen Von Anfang an lag mein Schwerpunkt im Familienrecht, daneben interessiert mich besonders das »allgemeine Zivilrecht », also Forderungen, die Personen gegeneinander haben können. Hier bin ich auch sehr gerne »gestalterisch« tätig, mache also Vertragsentwürfe und so weiter. Das passt auch sehr gut mit meiner Tätigkeit als Notarin zusammen. Zusätzlich bieten wir gemeinsam den Schwerpunkt »Internationales Familienrecht«, Rechtsprobleme binationaler Partnerschaften und so weiter an.

Wie ist ihr Büro strukturiert?

Schoen Auch wir müssen uns natürlich nach wirtschaftlichen Gegebenheiten richten und wirtschaftlich effektiv arbeiten. Über die Jahre haben wir herausgefunden, dass unsere MitarbeiterInnen möglichst klar umgrenzte Arbeitsbereiche brauchen, dass eine übersichtliche Struktur für eine angenehme Arbeitsatmosphäre besonders wichtig ist. Wir beschäftigen zur Zeit fünf bis sechs MitarbeiterInnen in Teilzeit und arbeiten mit der Inhaberin eines Büroservices zusammen. So können wir flexibel reagieren. Die Mitarbeiterinnen sollen möglichst selbständig arbeiten können.

Sie haben beide Familie. Ist die Verein-barkeit von Familie und Beruf ein Problem?

Kiel Schon ein Problem, besonders für Alleinerziehende, aber durch Betreuungseinrichtungen Krabbelstube/Tagesmutter/Hort lösbar, zumindest wenn sich alles in der Nähe von Wohnung und Büro befindet. Aufgrund der Selbständigkeit war es möglich, im Fall der Erkrankung der Kinder oder anderen »Notfällen« die Arbeit weitgehend auf andere Tage zu verschieben. Meine Kinder haben nie etwas anderes als eine berufstätige Mutter gekannt und haben sich früh selbständig entwickelt. Heute ist es ihnen ganz Recht, tagsüber ohne »Aufsicht« zu sein.

Schoen Als ich Kinder bekam, habe ich oft gedacht, wie dumm und kurzsichtig es doch von mir war, einen Eintritt in den Staatsdienst abzulehnen. Es war schon manchmal hart. Über die Jahre hat sich allerdings gezeigt, dass es eben doch große Vorteile hat, über seine Arbeitszeit und Arbeitsbedingungen selbst bestimmen zu können. Man muss »nur« auch untereinander offen und flexibel sein. Meine beiden Töchter sind sozusagen mit dem Büro groß geworden. (Meine ältere Tochter hat zum Beispiel während ihres Studiums immer im Büro gejobt und sich hierdurch auch eine Menge Kenntnisse erworden)

Worin würden Sie zusammenfassend die größten Vorteile selbständiger Arbeit sehen?

Schoen/Kiel Keine Angst vor Arbeitslosigkeit und Spaß bei der Arbeit!

Das Interview führte Gabriele Merziger

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