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Alice Keller

Fotos: privat

»Ich will mich um die Frauen kümmern...«

Alice Keller macht das Programm im halbNeun-Theater

Vor 25 Jahren wurde das halbNeun-Theater als erste Kabarettbühne in Darmstadt von Heinrich und Jürgen Keller und einem dritten Partner, der bald wieder ausstieg, gegründet. Alice Keller ist mit den Jahren immer mehr in die Arbeit am Theater eingestiegen und hat vor sechs Jahren mit dem Rückzug ihres Vaters dessen Nachfolge angetreten. Heute betreiben sie und ihr Onkel Jürgen Keller das halbNeun-Theater. Alice Keller ist für die Programmplanung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig.

Frau Keller, hat das halbNeun-Theater Ihre Kindheit mitgeprägt und vielleicht auch ihre Ausbildung beeinflusst?

Nicht die ganze Kindheit, ich bin heute 37 Jahre alt und war 12, als das Theater gegründet wurde. Ich habe das Theater als Kind kennen und schätzen gelernt, aber mein beruflicher Weg ging in eine ganz andere Richtung. Ich habe Germanistik und Kunstgeschichte in Darmstadt studiert . Außerdem habe ich immer schon gemalt, und mein Hauptinteresse galt der Malerei. Nach dem Studium wurde mir klar, dass ich die Kunst mit der Arbeit am Theater gut kombinieren kann. Von der Kunst allein kann man ja meistens nicht leben, und ich habe mir gedacht, Kunst und Kultur liegen nicht so weit auseinander und der Wechsel zwischen der kreativen und der eher organisatorischen Arbeit ist ganz angenehm. Da beide Arbeitsbereiche nicht an feste Arbeitszeiten gebunden sind, komme ich auch zeitlich ganz gut hin.

Im Programm des halbNeun-Theaters sind recht häufig Kabarettistinnen vertreten. Ist das ein Ziel, das Sie für wichtig halten?

Ich versuche immer, Frauen zu engagieren und zu sehen, dass die Mischung stimmt. Natürlich muss auch das Angebot gut sein. Leider gibt es viel weniger Frauen als Männer in diesem Beruf. In Reinheim wird regelmäßig der »Satirelöwe» verliehen. Ich bin Mitglied in der Jury und sehe auch dort, dass sich bei den Bewerbungen um diesen Preis unter 10 Männern ungefähr eine Frau befindet. Ich habe das Gefühl, Frauen trauen sich viel weniger in die Öffentlichkeit als Männer, und sie wollen sich über ihr Können immer erst ganz sicher sein.

Bedauerlich finde ich auch, dass sich Frauen – obwohl sie oft mehr könnten – gerne innerhalb von bewährten Schienen und Klischees bewegen, zum Beispiel in der Rolle der Putzfrau. Dabei gibt es weibliche Vorbilder, die wunderbares politisches Kabarett gemacht haben, zum Beispiel Lore Lorenz oder Hannelore Kaub. Trotzdem ist Kabarett immer noch eine Männerdomäne, die Namen der männlichen Kabarettisten sind viel bekannter, als die der Frauen. Aber das heißt nicht, dass nicht auch Frauenkabarett ein volles Haus bringt. Simone Fleck sorgt immer für ein ausverkauftes Theater, auch die beiden Darmstädter Musikerinnen Ilse Sturmfels und Iris Stromberger. Wir hatten auch die »Misfits» auf der Bühne, als sie noch am Anfang standen und bezahlbar waren. Als Ausblick kann ich die folgenden Künstlerinnen nennen, die im Herbst bei uns auf der Bühne stehen werden: Sabine Fischmann mit Musikkabarett, die Frauengruppe »Womedy», die Kabarettistin Simone Fleck, die Musikerinnen Lydie Auvray, Iris Stromberger und Ilse Sturmfels.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft für das halbNeun-Theater?

Dass unser Förderverein weiterhin stark bleibt. Er besteht aus rund 110 Mitgliedern und ist sehr wichtig für unsere Finanzierung, ebenso wie die Unterstützung durch die Stadt und die Firma Merck. Über Einnahmen allein trägt sich keine Bühne mehr und wir haben sehr hohe Kosten. Die Mitglieder des Fördervereins haben auch Vorteile. Sie können schon zwei Wochen vor Beginn des offiziellen Vorverkaufs Karten erwerben und erhalten bereits zwei Wochen vor Erscheinen des Programmheftes eine kurze Programmübersicht.

Mit Alice Keller sprach Barbara Obermüller

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