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Immer wieder einen Ausflug wert:

Das Frauen Museum in Wiesbaden

Eine Ausstellungseröffnung ist immer ein Erlebnis, das Spaß bereitet und zur Diskussion anregt. Im frauen museum wiesbaden wurden am 20. März gleich drei neue Ausstellungen eröffnet, auf jedem Stockwerk eine.

In der ersten Etage zeigt Petra Mühl in »Jetzt wird Erinnerung« Objekte und Orte, die in der Erinnerung verklärt, verformt und neu konstruiert wurden. Mit tausenden von Rosenblättern, in Wachs eingegossen und auf einem Leuchttisch angeordnet, erscheint Lebensgeschichte zu Eis erstarrt. »Im Rückblick auf die eigene Geschichte, schauen wir wie durch eine gefrorene Wasseroberfläche in die Tiefen unserer Bilder.« Es kommt in diesem Objekt aber auch der elementare Wunsch eines jeden Menschen zum Ausdruck, Augenblicke der Liebe festzu-halten und für immer zu konservieren.

In Monika Niebergalls Ausstellung »Die Wanderin« im zweiten Obergeschoss werden wir mit historischen und mythologischen Frauengestalten konfrontiert, die sie durch farbige Objektmäntel dargestellt hat. Frida Kahlo, Else Lasker-Schüler, Pandora, Demeter, Maria - allen gemeinsam ist eine außergewöhnliche Lebensgeschichte und die Fähigkeit, zwischen den Welten zu wandern.

Scheinbar lebendig werden sie in Gestalt einer »Bewegungsplastik« von Cordula Joswig, die sich zu sphärischen Klängen auf ihrer Wanderung zwischen den Welten ganz langsam durch den Raum vorantastet. Schritt für Schritt verbindet sie die mythologischen Frauengestalten mit der heutigen Welt, holt sie in die Gegenwart und lässt sie wieder in Frieden zurückkehren.

Karin Nedela hat eine Etage höher mit ihren imaginär-historischen Photo-Porträts bedeutende Frauengestalten aus der Ignoranz männlicher Geschichtsschreibung befreit. Lebendige Frauen geben den historisch herausragenden Geschlechtsgenossinnen »ihr Angesicht« und somit einen realen Platz in unserem visuellen Gedächtnis. Wenn wir die Liste der Frauennamen durchlesen, wird uns bewusst, wie wenige uns bekannt sind. Gleichzeitig stellt sich aber auch die Frage, ob es heutigen jungen Frauen mit ihren Erfolgen in Schule und Studium gelingen wird, sich einen angemessenen Platz in Forschung, Wissenschaft, Kunst und Politik zu sichern. Oder lassen auch sie sich verstecken, verhüllen und vergessen?

Der Ausstellungsrundgang gibt Gelegenheit zur Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte, dem Erinnern und Vergessen, und bietet die Chance, unserer weiblichen Identität wieder ein Stück näherzukommen. Zu sehen sind die Ausstellungen noch bis zum 29. Mai 2005. Weitere Termine des frauen museums im MATHILDE-Veranstaltungskalender oder unter www.frauenmuseum-wiesbaden.de

Gundula Pause / Christa Berz

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