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Sigrid Dipper

Foto: privat

"Jeder Mensch hat seine gute Seite"

Zum Tod von Sigrid Dipper

 

Sigrid Dipper hat in Darmstadt viel für die Frauen angeregt und bewegt.
Sie war in der FDP acht Jahre stellvertretende Kreisvorsitzende und dreieinhalb Jahre Stadtverordnete.

 

Am Abend des 31. Januar 2005 ist Sigrid Dipper mit 57 Jahren im Kreise ihrer Familie in Eberstadt verstorben. Vielen in Darmstadt ist sie durch ihr frauenpolitisches Engagement bekannt. Anfang der 90er Jahre wurde unter ihrer Mitwirkung der Verein Kooperation Frauen e.V. gegründet, in dessen Vorstand sie arbeitete. Die Zeit für ein gemeinsames Agieren im Sinne der Frauen war gekommen. Sigrid Dipper zog in das Darmstädter Stadtparlament ein, zeitgleich mit Frau Seidler und Frau Klaff-Isselmann, geeint in dem Willen, etwas für Frauen in Darmstadt zu bewirken. Die Vision eines Zentrums - schon lange ein Traum von vielen Darmstädterinnen -, das offen für alle Frauen sein sollte, wurde politisch durchgesetzt. Trotz oft zäher und langwieriger Verhandlungen, blieb es ihr immer wichtig, dass Frauen der »etablierten« wie der »autonomen« Frauengruppierungen unter einem Dach Räume für ihre Arbeit nutzen sollten. Politisch war ihr das parteiübergreifende Gespräch unter Frauen wichtig. Manches Mal konnten so die Politikerinnen ihre Kollegen mit einem Einvernehmen erstaunen und ihre gemeinsamen politischen Ziele vorantreiben. Bei dieser Tätigkeit kam ihr sicher ihr ausgeprägter Optimismus sowie ihre Überzeugung, dass jeder Mensch seine gute Seite habe, zu Gute.

Der Lebensweg der 1947 im hessischen Lauterbach geborenen Sigrid Dipper schien zunächst in eine andere Richtung zu weisen. Aufgewachsen bei ihren Großeltern in Oggersheim, wollte sie nach dem Abitur Krankenschwester werden. Sie entschied sich um und lernte Buchhändlerin bei der Darmstädter Bücherstube. Anschließend baute sie die örtliche Buchclub-Filiale mit auf. Als ihr Ehemann gemeinsam mit der Psychologin Bärbel Zutt in Bad König ein Heim für Kinder mit Verhaltensauffälligkeiten gründete, bildete sie sich zur Kinder-therapeutin fort. 1976 kam ihre Tochter Johanna zur Welt, sie trennte sich von ihrem Mann. Anfang der 80er Jahre führte die wirtschaftliche Bedrängnis des Kinderheimes zu ihrer Übernahme der Leitung. Es gelang ihr, sowohl die Akzeptanz der MitarbeiterInnen zu gewinnen als auch die wirtschaftlichen Probleme zu bewältigen und so den guten Ruf des Kinderheimes zu festigen.

1983 lernte sie ihren zweiten Ehemann Michael Dipper kennen, 1987 kam ihre gemeinsame Tochter Sarah zur Welt. Er machte sich, immer auch mit tatkräftiger Unterstützung von Sigrid Dipper als Unternehmensberater selbständig. In der folgenden Zeit wurde sie Vorsitzende der Liberalen Frauen Hessens, Mitglied im FDP-Landesvorstand und Stadtverordnete. Zu einem bestimmten Zeitpunkt zählten ihre Töchter 34 Ehrenämter ihrer Mutter auf. Als sie ihre Mutter mit einem »Warum« konfrontierten, bekamen sie zur Antwort: »Wir wollen die Welt ein wenig besser verlassen, als wir sie vorgefunden haben« (Baden-Powell). Das hat Sigrid Dipper immer mit allen ihr zu Gebote stehenden Fähigkeiten, Fertigkeiten, mit ihrer Lebenskraft versucht zu erreichen - und allein durch die Art ihres Einsatzes viele beeinflusst. Wie ein Stein im Wasser wird auch Sigrid Dippers Leben Kreise ziehen im Handeln und Denken derer, die mit ihr zusammenkamen.

Anja Spangenberg

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