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Integration beginnt mit der Sprache

 

Nur wenn Menschen die Sprache des Landes beherrschen, in dem sie leben, diese aktiv sprechen, können sie sich auch mit dem Leben und der Kultur dieses Landes auseinandersetzen und daran teilnehmen. Sprache ist der Schlüssel. Während Berufstätige gezwungen sind, sich diese Sprache anzueignen, um in ihrem Arbeitsalltag auch in einem fremden Land erfolgreich zu sein, leben in Deutschland viele nicht Berufstätige, meist Frauen, isoliert in der Familie und haben kaum soziale Kontakte zur deutschen Lebenswelt.

Ich gebe seit Jahren Deutschkurse für ausländische Frauen. Die Teilnehmerinnen sind immer bunt gemischte Gruppen aller Nationalitäten und Religionen. Das hat sich im Laufe der Jahre nicht verändert. Verändert hat sich aber die Auswahl. Während vor einigen Jahren noch viele Plätze in den Kursen vom Sozialamt und der Kirche bezahlt wurden, die auch Frauen aus sozial schwachen Verhältnissen den Zugang zur deutschen Sprache ermöglichten, setzen sich die Kurse inzwischen fast ausschließlich aus selbst zahlenden Teilnehmerinnen zusammen. Das sind in der Regel Frauen, die aufgrund ihrer Bildung selbst motiviert die neue Sprache erlernen möchten. Die anderen, für die es um so wichtiger wäre, einen Motivationsschub für Integration zu erhalten, fallen den vielfältigen Sparmaßnahmen zum Opfer.

Die Integrationskurse der ersten Zeit sind zu reinen Sprachkursen mutiert. Gerade für Familien, in denen bewusstes Abgrenzen von westlichen Werten und Traditionen, auch in der zweiten und dritten Generation immer wieder durch (Zwangs)ehen erhalten bleibt, wäre es wichtig, Integrationsmaßnahmen stärker zu forcieren, statt sie zu kürzen. Denn Drill und Abhängigkeit innerhalb dieser Familien funktionieren weiterhin, wenn die Frauen nicht lernen, Selbstvertrauen zu entwickeln. Selbstvertrauen kann gestärkt werden, wenn gelernt wird, vorhandene Ängste vor der fremden Kultur abzubauen.

Auch die Kenntnis von Rechten, die Frauen in Deutschland haben, gehört zu dem Stoff, der in solchen Kursen mitvermittelt werden sollte. Bildung ist der entscheidende Schritt, die Frauen zu stärken. Weitergedacht ist eine deutsch sprechende Mutter auch für ihre Kinder eine kompetentere Erzieherin, denn die Integrationsmaßnahmen für Kinder sind ein weiteres Feld, das einer sehr viel stärkeren Integrationsmaßnahme bedarf, als es momentan in Deutschland praktiziert wird. Auch hier führt der erste Weg über die Sprache.

Text und Fotos: Gabriele Merziger

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